Solar-Aktien: Werden die USA jetzt zum PV-Eldorado?
Am 22. April wurde auch in diesem Jahr der Tag der Erde (Earth Day) begangen. Dieser soll dazu dienen, das Umwelt- und Klimabewusstsein der Menschen zu fördern. Vor allem in den USA wird der Earth Day inzwischen auch von Politikern regelmäßig zum Anlass genommen, die eigene Agenda öffentlichkeitswirksam zu schärfen. So geschehen letzte Woche in Virginia
Biden zündet Sonnenturbo: Milliarden-Subventionen für Privathaushalte
In einer Rede hat US-Präsident Joe Biden im Nationalpark Prince William Forest Park in Triangle (rund 50 Kilometer südwestlich von Washington D.C.) einen weiteren umfangreichen Subventionsturbo für die erneuerbaren Energien angekündigt, der auch an der Börse für Aufsehen gesorgt hat. Konkret hat Biden Zuschüsse im Umfang von 7 Milliarden USD für Solarprojekte von Privathausalten in Aussicht gestellt.
Der Politiker will damit vor allem einkommensschwache Haushalte erreichen, die sich bislang wegen der hohen Anschaffungskosten keine PV-Anlage zulegen konnten. Das sogenannte „Solar for All“-Programm soll knapp eine Million Haushalten zugutekommen und wurde in das gigantische Subventionspaket Inflation Reduction Act (IRA) aufgenommen.
Zugleich soll die Solarinitiative etliche Arbeitsplätze schaffen und den Privathaushalten Stromkosten in Höhe von durchschnittlich 400 USD pro Jahr einsparen. Ausgeschüttet werden die Geldmittel zunächst an staatliche Akteure wie Behörden, aber auch an gemeinnützige Organisationen. Diese wiederum werden dann Programme etablieren, um Bewohnern in ärmeren Gegenden bei Solaraufbauten zu unterstützen. Profitieren sollen indes auch Gemeinden amerikanischer Ureinwohner etwa in Alaska, New Mexico, Arizona und Colorado.
Medienbericht: US-Regierung will offenbar gegen China-Dumping vorgehen
An der Börse jedenfalls sorgte Bidens neue Solaroffensive in Kombination mit einer anderen Meldung für Hoffnung: Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters erwägt das Weiße Haus, einem Antrag des südkoreanischen Unternehmens Hanwha Qcells stattzugeben.
Der Hersteller von Photovoltaikzellen mit Ursprung in Deutschland fordert, dass die US-Regierung alte Handelsausnahmen rückgängig mache solle. Diese wiederum ermöglichen China, dem größten Hersteller von PV-Technik, trotz des Handelskonflikts mit Washington eine wichtige Solarmodultechnologie zollfrei in die USA zu liefern. Hanwha Qcells will also erreichen, dass chinesischen Wettbewerbern Hürden in den Weg gelegt werden, um selbst stärker zu profitieren.
Aber nicht nur das: Das südkoreanische Unternehmen, das Ende der 90er Jahre in Deutschland gegründet wurde und aufgrund des Niedergangs der hiesigen Solarindustrie nach Asien abgewandert ist, will in den USA seine Produktion ausweiten und hierfür 2,5 Milliarden USD investieren. Das Kalkül: Die Aufhebung der Ausnahmeregelung würde den Dumpingdruck aus China auf die in den USA hergestellten PV-Komponenten erheblich verringern.
Kein Wunder also, dass sich inzwischen etliche weitere Hersteller mit Standorten in den USA der Forderung von Qcells angeschlossen haben. Hintergrund: Seit US-Präsident Biden 2022 den Inflation Reduction Act unterzeichnet und damit umfangreiche Klimaschutzsubventionen auf den Weg gebracht hatte, gaben verschiedene Solarakteure Investitionen in mehr als 40 Fabriken in den USA bekannt.
First Solar-Aktie profitiert
Experten halten es nun für wahrscheinlich, dass das Weiße Haus die Ausnahmeregelung kippen wird. In der Folge dürften die auf dem US-Markt verfügbaren Solarmodule wohl teurer werden. Davon werden aller Wahrscheinlichkeit nach die großen Hersteller profitieren. Darunter: der US-Konzern First Solar, dessen Aktie positiv auf die Meldung rund um die Handelsrestriktionen reagiert hatte.
Und: Auch die Ankündigung von Joe Biden am Earth Day am Montag erwies sich für den Titel als Unterstützung (Stand: 23.04.24, 12:30 Uhr, Börse Stuttgart):
Quelle: www.aktienscreener.com
Wegen des geringeren Drucks durch chinesische Dumping-Produkte könnte First Solar seine eigenen Technologien mit besserer Gewinnmarge anbieten. Gleichzeitig würde das neue Subventionsprogramm die Nachfrage anheizen, da für die Beschaffung der teureren US-Produkte staatliche Mittel zur Unterstützung herangezogen werden könnten. Für die Branchenakteure in den USA ergäbe sich daraus eine Win-win-Situation.
Mein Fazit für Sie
Die Solarenergie spielt auch in den USA eine enorm wichtige Rolle für den Klimaschutz. Gleichzeitig ist die PV-Branche ein Markt mit hoher ökonomischer Potenz und prekären Abhängigkeiten. Präsident Joe Biden dürfte daher darum bemüht sein, zum Erreichen der Klimaziele das wirtschaftliche Potenzial des Marktes für das eigene Land abzugreifen und gleichzeitig eine (sukzessive) Loslösung von China zu bewirken. Profiteure davon sind Akteure wie First Solar.
Auf der anderen Seite ist das Ganze ein heikles Politikum. Bereits kurz nach der Ankündigung der neuen Solarförderungen gab es erhebliche Kritik aus der Republikanischen Partei. Gut möglich also, dass bei einem Sieg von Donald Trump im November die Subventionen im nächsten Jahr wieder eingedampft würden, soweit das rechtlich und politisch möglich wäre.