Shopify – Gegenentwurf zu Amazon

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Kleinere Online-Händler müssen sich nicht unbedingt den Regeln von Mammut Amazon unterwerfen, um Geld zu verdienen. Die Plattform Shopify will eine gute Alternative sein. Ist das Unternehmen ein Investment wert?

Was macht Shopify?

Was die wenigsten wissen: Shopify hat deutsche Wurzeln. Denn gegründet wurde die Firma im Jahr 2004 von einer Freundesgruppe – unter ihnen Tobias Lütke, der zuvor aus Deutschland ausgewandert war. Zu Beginn firmierte das Unternehmen unter dem Namen „Snowdevil“, um dann später in „Jaded Pixel“ umbenannt zu werden. Die heutige Firmenbezeichnung „Shopify“ gibt es seit 2006  – dem Jahr, in dem „Shopify“ als Plattform ans Netz ging.

Herzstück des Geschäftsmodells ist die E-Commerce-Software. Diese ermöglicht kleineren und mittelständischen Unternehmen den Verkauf ihrer Produkte und Waren über das Internet – dies ohne sich unbedingt mit dem Dominator Amazon verbandeln zu müssen. Die Software nimmt den Händlerinnen und Händlern im Grunde alles ab, was zur die Etablierung und zum Managen eines Online-Shops förderlich ist.

Klingt gut, und ist eigentlich auch gut, zumal nach Unternehmensangaben nahezu zwei Millionen Händlerrinnen und Händler weltweit an Shopify angedockt haben.

Q1 besser als erwartet, aber gut genug??

Vor wenigen Tagen präsentierte das Unternehmen die Bilanz für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres. Die gute Nachricht zuerst: Die Zahlen fielen besser aus als erwartet. So stiegen die Umsatzerlöse um rund ein Viertel auf 1,51 Milliarden US-Dollar nach 1,20 Milliarden Dollar während des Vergleichszeitraums. Analysten hatten zuvor mit einem Umsatz von im Schnitt 1,43 Milliarden US-Dollar gerechnet.

Der Gewinn je Aktie betrug 0,01 Dollar, halb so viel wie im ersten Quartal des vorherigen Geschäftsjahres. Aber: Hier hatten Analysten mit einem Verlust von 0,04 Dollar je Aktie gerechnet. So weit, so passabel.

Doch Shopify ist seit einiger Zeit in arg rauen Gewässern unterwegs. Vor knapp einem Jahr schockierte Gründer und CEO Tobias Lütke mit der Nachricht, umgehend 10 Prozent der Beschäftigten entlassen zu müssen. Begründung war, dass die Wachstumsziele bis auf weiteres nicht zu erreichen seien.

Investoren hatten offenbar zuvor schon damit gerechnet. Denn die Aktie (WKN: A14TJP) rauschte – beginnend in den letzten Monaten des Jahres 2021 – nach unten. Vom historischen Hoch bei rund 150 Dollar fast ungebremst bis zu einem Kurs von rund 24 Dollar im Oktober des vergangenen Jahres. Seitdem kennen die Papiere, zum Glück für Investoren, die auf Tiefstkurs eingestiegen sind, nur eine Richtung: nordwärts. Denn momentan notieren die Papiere bei rund 61 US-Dollar.

Ist jetzt die Luft raus aus der Shopify Aktie?

Ja, seit Oktober vergangenen Jahres haben die Papiere eine fast beispiellose Aufholjagd hinter sich. So gewann die Aktie in den vergangenen sechs Monaten (auf US-Dollar-Basis) mehr als 70 Prozent an Wert, im laufenden Jahr sind die Anteilsscheine sogar gut 80 Prozent vorn. Auch die Performance in den vergangenen fünf Jahren mit einem Plus von rund 330 Prozent sieht mehr als nur erfreulich aus. Die Frage dürfte also berechtigt sein, ob die Luft jetzt dünn wird und erst einmal Dampf aus dem Kessel entweichen muss. Ich wäre vorsichtig. Nach meiner Meinung ging das alles zu flott seit Herbst vergangenen Jahres. Auch wenn das Unternehmen im ersten Quartal besser abschnitt als von Analysten erwartet: Nachhaltiges Wachstum, geschweige denn mit höheren Steigerungsraten, ist noch nicht so richtig erkennbar. Deshalb warten – zweifellos risikobereite – Investoren auf den nächsten Rücksetzer der Aktie.