Shell PLC: Totgesagte leben länger

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Heute sehen wir uns ein Unternehmen der Old Economy an, auf die der Abgesang bereits vor vielen Jahren angestimmt wurde. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und der Nahost-Konflikt verliehen den Energietiteln wieder Rückenwind.

Tatsächliche und befürchtete Versorgungsengpässe haben die Öl- und Gasnotierungen in die Höhe getrieben. Nach Jahren der Fokussierung auf umweltfreundliche Energiequellen, ist Öl wieder als unverzichtbares Schmiermittel der Weltwirtschaft ins Bewusstsein der Anleger gerückt.

Kein Paradigmen-Wechsel

Einen Paradigmen-Wechsel weg von umweltschonenden und hin zu umweltbelastenden Investments bedeutet dies aber nicht. Die strukturellen Verschiebungen werden mit den geopolitischen Spannungen lediglich gebremst, aber nicht gestoppt. Das Ziel der Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft bleibt weiterhin ganz oben auf der politischen Agenda.

Die Ablösung des Verbrennungsmotors durch den elektrischen Antrieb, die weitere Verbreitung von alternativen Heiz- und Energieerzeugungsformen sowie die grundsätzliche Energiesensibilisierung erhöhen nachfrageseitig den Gegenwind für die Öl- und Gaskonzerne. Hinzu kommen die regulatorischen Vorgaben.

Totgesagte leben länger

Das Umfeld für Big Oil wird schwieriger. Dies bedeutet aber nicht, dass das Comeback von Öl und Gas bereits in Kürze wieder vorbei sein wird. Totgesagte leben länger. Der Gipfel der globalen Ölförderung, „Peak Oil“, kam in der Vergangenheit schon oft in Sichtweite.

Die ersten Prognosen tauchten in den 1970er-Jahren auf, als die USA ihr vorläufiges Fördermaximum erreicht hatten. Tatsächlich wurde der Scheitelpunkt, der den Ölmarkt seinem Ende entgegenbringen soll, bisher aber nicht erreicht. Während der Ölverbrauch in weiter entwickelten Staaten in den nächsten Jahren schneller abnehmen dürfte, könnte er in anderen noch steigen.

Öko-Kurs zurückgefahren

Die Einnahmen aus den Ölverkäufen fließen zunehmend in andere Bereiche, wie erneuerbare Energien. Nach einer Serie von Rekordgewinnen schlug der Energiemulti mit einer gut gefüllten Kasse einen kostspieligen Öko-Kurs ein. Auf Druck von Investorenseite ruderte Shell aber zurück. Anleger kritisierten, dass im bisherigen Hauptgeschäft weiter Milliardengewinne zu erzielen seien. Hinzu kommen Probleme in der Windenergie durch lange Genehmigungsverfahren, steigende Rohstoffkosten und Zinsen.

Shell-Aktie im Wochenchart – ISIN: GB00BP6MXD84

Quelle: https://www.aktienscreener.com

Bewertung und charttechnischer Blick

Mit einem 2025er-KGV von 8,9 ist die Shell-Aktie im Peer-Group-Vergleich deutlich günstiger bewertet als Exxon oder Chevron. Die Dividendenrendite von über 4 % ist ebenfalls attraktiv. Charttechnisch klart sich das Bild bei Kursen über 32,00 Euro (orange Linie) weiter auf. Mit einem Sprung über dieses Niveau geht es auch über die blaue 40-Wochenlinie, welche ein Indikator für den langfristigen Trendverlauf ist.

Fazit

Shell befindet sich in einer strategischen Transformation. Der Energiekonzern setzt auf eine ausgewogene Kombination aus traditionellen Öl- und Gasgeschäften sowie Investitionen in erneuerbare Energien. Wenn Sie, lieber Leser, einen Fuß in der alten, sowie in der neuen Energie-Welt haben möchten, ist die Shell-Aktie eine attraktive Option.