Scout24 – Schwierige Zeiten sind gute Zeiten

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Der Betreiber der digitalen Plattform ImmoScout24 hat im Geschäftsjahr 2022 stark zugelegt. Für 2023 ist das Unternehmen zwar optimistisch, rechnet aber mit einem leicht abgeschwächten Wachstum.

Umsatz klettert um 15 Prozent

Wenn die Zeiten an den Immobilienmärkten schwieriger werden, hat dies für das nach eigenen Angaben größte deutsche Onlineportal für Wohn- und Gewerbeimmobilien durchaus auch Vorteile. Da es für die Immobilienmakler wegen der gestiegenen Zinsen und der gebremsten Nachfrage nicht mehr so schnell geht, Objekte zu verkaufen und zu vermieten, führte das, so Scout24, „zu einem erhöhten Vermarktungs- und Dienstleistungsbedarf“. Und das wirkte sich positiv auf die Nachfrage nach den Produkten von Immoscout24 aus. Hinzu kam, dass die Zahl der Makler-Kunden um 3,3% auf nunmehr 21 200 zunahm.

Insgesamt konnte der MDAX-Wert den Umsatz 2022 nach vorläufigen Zahlen um 15% auf 447,5 Millionen Euro steigern. Dabei expandierte das größte Segment „Professionals“, also vorwiegend das Maklergeschäft, jedoch nicht so stark wie der Bereich „Private“, der um 28,5% auf 121,5 Millionen Euro zulegen konnte. „Professionals“ steigerte den Umsatz um 10,8% auf 291,2 Millionen Euro.

Privatkundenbereich wächst am stärksten

Das hohe Wachstumstempo im Privatkundenbereich resultierte vor allem aus der starken Nachfrage nach so genannten Plus-Produkten, bei denen Miet- und Kaufinteressenten bei bestimmten Diensten  bevorzugt behandelt werden. Die Zahl der Mietglieder in diesem Bereich ist um fast die Hälfte auf 270.000 geklettert.

Bei den Gewinnen sieht es bei Scout24 auf den ersten Blick nicht ganz so gut wie bei den Umsätzen aus, denn der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) nahm „nur“ um 12,7% auf 251,5 Millionen Euro zu. Das entsprach in etwa den Erwartungen der Analysten. Wesentlich kräftiger ging es beim Ergebnis vor Steuern nach oben, das sich um 36,7% auf 188,3 Millionen verbesserte. Und unter dem Strich kletterte das Konzernergebnis ähnlich stark, nämlich um 36,4% auf 123,5 Millionen Euro. Das bereinigte Ergebnis je Aktie, auf das die Anleger am meisten achten, schnellte sogar um 54,3% auf 1,51 Euro in die Höhe. Dabei stach das vierte Quartal besonders heraus, denn der Gewinn je Aktie sprang um 143,7% auf 59 Cents nach oben.

Aktienkurs ist weit weg vom Allzeithoch Für 2023 ist Unternehmenschef Tobias Hartmann nach einem guten Start ins neue Geschäftsjahr zuversichtlich, den Wachstumskurs fortsetzen. Allerdings setzte er die Prognose mit einem Plus von 12% beim Umsatz und einer Steigerung des operativen Gewinns (EBITDA) von 13% vorsichtiger an als es nach den guten Zahlen am Markt erwartet worden war. Entsprechend reserviert war auch die Reaktion an den Börsen. Im Vormittagshandel kam die Scout24-Aktie nur mühsam voran und legte um knapp ein Prozent auf Kurse um 51,60 Euro zu. Vom Dreijahreshoch von fast 80 Euro, das im August 2020 erreicht worden war, ist der Kurs damit noch weit entfernt.