Schwache Börsenwoche geht versöhnlich zu Ende
Nach einer Woche mit reichlich Kopfschütteln und Stirnrunzeln versucht sich der DAX am Freitag an einem versöhnlichen Abschluss. Doch nach dem Rücksetzer vom jüngsten Rekordhoch bleibt die Frage: Geht da noch was oder ist die Rally ins Straucheln geraten? Währenddessen verabschieden sich die US-Indizes reihenweise in tiefere Regionen – Dow, S&P 500 und Nasdaq 100 taumeln auf September-Tiefs. Schuld ist unter anderem ein alter Bekannter: Donald Trump, der mit seinen Zolldrohungen erneut für Unruhe sorgt.
Asien im Aufwind, China senkt Zinsen
Ein Hauch von Optimismus kommt aus Asien. Die chinesischen Börsen erklimmen Zweimonatshochs, nachdem die People’s Bank of China (PBoC) Zinssenkungen und neue geldpolitische Maßnahmen zur Wachstumsförderung in Aussicht gestellt hat. Der Shanghai Composite steigt um 1,5 %, der Hang Seng in Hongkong sogar um 1,9 %. Auch Japans Nikkei legt um 0,7 % zu.
Trump zündelt an den Märkten
In den USA hingegen herrscht Katerstimmung. Die Sorge vor neuen Handelskonflikten schlug an den Märkten am Donnerstag voll durch. Trump drohte der EU mit 200-Prozent-Zöllen auf Wein und Champagner, sollte die Union an geplanten Zöllen auf US-Whiskey festhalten. Der Nasdaq 100 gab um 1,89 % nach, der S&P 500 um 1,39 % und der Dow Jones fiel um 1,30 %. Die ohnehin schwankungsanfälligen Tech-Werte litten besonders stark. Adobe und Uipath mussten nach schwachen Umsatzprognosen herbe Verluste hinnehmen (-14 % bzw. -16 %).
Tesla warnt, Musk schweigt
Tesla gerät zwischen die Fronten des Zollstreits. In einem Brief an die US-Regierung warnte der E-Autobauer vor negativen Folgen der Handelskonflikte. Die Kosten seien bereits durch frühere Strafzölle gestiegen, zudem erschwerten Importzölle den internationalen Wettbewerb. Interessanterweise blieb der Brief ohne Unterschrift – offenbar wollte sich niemand im Unternehmen die Finger verbrennen.
Intel jubelt, Gucci sucht das Glück
Es gibt aber auch Gewinner: Intel konnte mit der Ernennung von Lip-Bu Tan als neuen Konzernchef ein Kursfeuerwerk auslösen (+15 %). Analysten loben seine exzellenten Verbindungen nach Fernost und erwarten strategische Wertsteigerungen.
Gucci hingegen steckt in einer kreativen Krise. Mutterkonzern Kering setzt jetzt auf Balenciaga-Star Demna Gvasalia als neuen künstlerischen Leiter, um die angeschlagene Modemarke wieder auf Kurs zu bringen. Nach einem Umsatzrückgang von fast 25 % hofft Kering auf einen Mode-Messias.
Und was macht der DAX?
Trotz der internationalen Turbulenzen ist die DAX-Erholung am Freitag nicht ausgeschlossen. Solange die 21-Tage-Linie nicht nachhaltig unterschritten wird, könnte es kurzfristig nach oben gehen. Aber: Politische Börsen haben oft kurze Beine – es sei denn, Donald Trump ist im Spiel. Dann kann es durchaus mal ein Marathon werden.
Globale Rezession im Anmarsch?
Die Nervosität an den Märkten ist greifbar – und das aus gutem Grund. Wer aktuell die Kursbewegungen des S&P 500 verfolgt, sieht ein klares Muster: Technische Unterstützungen wurden mehrfach getestet, aber die Käufer sind einfach zu schwach. Der Markt ist nach unten durchgereicht worden und befindet sich nun an einer kritischen Marke. Doch was bedeutet das für uns Trader?
Droht der S&P 500 jetzt richtig zu kippen?
Die aktuelle Situation erinnert stark an vergangene Marktphasen, in denen Unsicherheit zu massiven Abverkäufen geführt hat. Die Käufer haben sich bislang zwar immer wieder bemerkbar gemacht – doch jedes Mal mit geringer werdender Kraft. Die Verkäufer dominieren das Geschehen, und das birgt eine gefährliche Dynamik: Sollte die nächste Erholungsbewegung scheitern, könnte das den Stein endgültig ins Rollen bringen. Eine zweite Welle des Abverkaufs wäre dann kaum aufzuhalten.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die geopolitische Lage: Ein Blick nach Washington zeigt, dass politische Entscheidungen aktuell alles andere als stabil sind. Strafzölle hier, Handelskonflikte dort – der Markt hasst Unsicherheit, und genau das sehen wir derzeit. Und als ob das nicht genug wäre, stehen im April weitere Handelszölle an, die eine erneute Eskalation des Handelskriegs auslösen könnten. Eine globale Rezession? Das Risiko steigt.
Was heißt das für Ihre Strategie?
Die zentrale Frage ist: Wo kann man in dieser volatilen Marktphase noch sinnvolle Chancen finden? Defensivere Werte haben sich zuletzt gut gehalten – aber sollten wir jetzt umschichten? Interessanterweise befinden sich einige Big-Tech-Werte an markanten Unterstützungszonen. Hier könnte es jetzt kurzfristig attraktive Einstiegsmöglichkeiten geben. Amazon, Alphabet und Co. stehen an bedeutenden technischen Marken, an denen in der Vergangenheit oft starke Reaktionen nach oben zu sehen waren.
Aber Achtung: Wenn die Kurse in den nächsten Tagen in den Widerstandsbereichen scheitern, könnte das den endgültigen Rutsch nach unten auslösen. Gerade jetzt ist es essenziell, sich nicht von kurzfristigen Aufwärtsbewegungen täuschen zu lassen. Ein echtes Kaufsignal entsteht erst, wenn bestimmte Marken nachhaltig zurückerobert werden. Wer jetzt zu früh einsteigt, läuft Gefahr, direkt ins fallende Messer zu greifen.