Saudi Aramco: Warum Sie auf den Mega-Konzern achten sollten
Ein Gewinnrückgang von -25 %. Auf den ersten Blick mag sich das verheerend anhören. Doch schauen Sie sich einfach die absolute Zahl dahinter an und Sie werden schnell feststellen, dass dieser Rückgang durchaus verschmerzbar ist: umgerechnet 121 Milliarden USD. So hoch war der Gewinn des weltgrößten Ölkonzerns Saudi Aramco im letzten Jahr, wie dessen Management vor wenigen Tagen bekannt gab.
Ölgigant Saudi Aramco 2023: Trotz Rückgang ein Mega-Gewinn
2022 hatte Saudi Aramco mit 161,07 Milliarden USD einen Rekordgewinn erzielt, bedingt durch die Querelen auf dem Energiemarkt infolge des Ukraine-Krieges und der außerordentlichen Rally des Öl- und Gaspreises. Da diese Sonderkonjunktur recht schnell wieder nachgelassen hat, ist der Profitrückgang im Jahr 2023 wenig verwunderlich. Mit rund 121 Milliarden USD war der Überschuss trotzdem der zweitbeste Wert, den Aramco jemals auf Jahresbasis eingefahren hat. Damit haben die Saudis im letzten Jahr in etwa so viel verdient wie Exxon Mobil, Chevron, Shell, BP und TotalEnergies zusammen.
Eine weitere Zahl der Superlative: Aramco zahlte nach eigenen Angaben 2023 Dividenden im Wert von insgesamt knapp 98 Milliarden USD an seine Aktionäre. Der größte Profiteur der Ausschüttung ist der saudi-arabische Staat, der direkt mehr als 90 % der Anteile hält. Wir, als Anleger aus dem deutschsprachigen Raum, kommen an die Aktie indes nur über einige Umwege etwa über einen ETF heran. Unser Gewinnhebel auf Aramco tendiert also eher gen Null.
Trotz Herausforderungen: Aramco-Chef Amin Nasser sieht China auf Kurs
Interessant ist die neue Zahlenpräsentation des Mega-Konzerns deshalb gar nicht mal so sehr wegen dessen opulenten Gewinnzahlen, sondern wegen der Marktkommentare des Managements. Diese lassen nämlich Erkenntnisse zum Rohstoffumfeld zu. Im Mittelpunkt stand unter anderem China. Aramco hat in den letzten Jahren seine Geschäftsbeziehungen zu China ausgebaut. Dabei geht es unter anderem um die Bereiche Raffinerie und Petrochemie, an die einige Abnahmeverträge für Rohöl gebunden sind.
Konzernboss Amin Nasser kündigte nun an, weitere Investitionen in der Volksrepublik zu prüfen. In China sei die Ölnachfrage robust und steige kontinuierlich, so der Manager. Nasser erwartet also, dass die chinesische Wirtschaft 2024 Resilienz zeigen wird, trotz aller Herausforderungen wie etwa die dortige Immobilienkrise. Das wiederum ist ein positives Signal auch für andere Rohstoffe, die stark von der Konjunktur Chinas abhängig sind. Darunter: Eisenerz und Kupfer.
Produktionsbremse beim Öl – Mega-Wachstum beim Gas
Aber zurück zum Öl: Das Königshaus in Riad hatte Saudi Aramco im Januar angewiesen, seinen Expansionsplan zur Erhöhung der Produktionskapazität zu verwerfen und zum ursprünglichen Ziel von 12 mbpd (Millionen Barrel pro Tag) zurückzukehren. Damit will die Regierung als Teil des mächtigen Ölkartells OPEC die Marktpreise künstlich stützen, um die Gewinnmargen und damit auch die Steuereinahmen möglichst hoch zu halten.
Beim Gas hingegen scheint Aramco freie Hand zu haben. Bis 2030 will der Konzern seinen Output hier um +60 % gegenüber 2021 steigern. Dabei haben es die Saudis vor allem auf den LNG-Markt (Flüssigerdgas) abgesehen. Laut Nasser sind in diesem Kontext auch Investitionen in den USA möglich. Hierzu führe man bereits Gespräche mit einigen Unternehmen. Aramco könnte demnach in US-LNG-Terminals investieren, um am boomenden US-Flüssigerdgasmarkt mitzuverdienen. Die entsprechenden US-Unternehmen und deren Aktien würden von einer ordentlichen Finanzspritze wohl profitieren.
Autobranche: Verbrenner und Lithium im Fokus
Gleichzeitig prüfen die Saudis Investitionen in der Autobranche, etwa eine Beteiligung an dem Joint-Venture des französischen Herstellers Renault und des chinesischen Branchenvertreters Geely, die ihr Geschäft rund um Verbrennungsmotoren zusammenlegen.
Hinzu kommen mögliche Engagements im Bereich Lithium. Saudi Aramco untersucht aktuell Lithiumkonzentrationen in den Solen seiner Ölfelder, um den Batterierohstoff möglicherweise zu gewinnen.
Mein Fazit für Sie
Auch wenn Sie nicht direkt in Saudi Aramco investieren können: Der Konzern ist so einflussreich, finanz- und profitstark, dass Sie dessen Aktionen und Pläne genauestens verfolgen sollten. Neben den positiven Signalen zu China steht aktuell vor allem das aussichtsreiche LNG-Geschäft in den USA im Mittelpunkt.
Interessant sind zudem die Engagements im Bereich Lithium. Auch andere Ölkonzerne erwägen derzeit einen Einstieg in die Lithiumförderung. Das könnte zunächst ein weltweites Überangebot begünstigen, wodurch die Preise für Elektroautos fallen würden, was wiederum die Nachfrage nach Lithium letztendlich anheizen dürfte. In diesem Szenario könnten die Lithiumpreise erst einmal relativ niedrig bleiben und später wieder auf ein für die Produzenten erträglicheres Level anziehen.