Rohstoff-Aktien 2025: Diese Faktoren müssen Sie kennen

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Es ist eine gleichsam triviale wie entscheidende Erkenntnis: In Zukunft werden immer mehr Rohstoffe gebraucht. Anstatt den Bedarf zu senken, ist die Zukunft der Menschheit angesichts neuer Technologien und übergeordneten Trends wie Digitalisierung, Energiewende und Rüstung so abhängig von Rohstoffen wie wohl noch nie zuvor.

Neue EY-Studie: Top-Risiken für Bergbaubranche

Aber kann die Branche diesen eklatant steigenden Ressourcenhunger überhaupt stillen? Eine Frage, die durchaus berechtigt ist und nun dank einer aktuellen Studie der Beratungsgesellschaft EY neue Relevanz erfährt. Als Anleger jedenfalls sollten Sie jetzt genauestens aufpassen.

Hintergrund: EY veröffentlicht regelmäßig seine Einschätzungen zur Zukunft der Bergbaubranche und listet hierfür die größten Risiken und Chancen des kommenden Jahres auf. Für die Erhebung beruft sich EY auf eine Umfrage unter Bergbau- und Metallunternehmen mit einem Umsatz von jeweils mindestens 1 Milliarde USD. Im folgenden Diagramm sehen Sie das Ergebnis der neusten Studie auf einen Blick.

Quelle: EY (https://www.ey.com/en_gl/insights/energy-resources/risks-opportunities)

Problem Nummer 1: das schwierige Finanzierungsumfeld

Demnach wird der Themenkomplex Kapital im nächsten Jahr das größte Risiko der Bergbaubranche darstellen. Somit hat es an der Spitze einen Wechsel gegeben. Zuvor hatte der Themenkomplex Umweltverantwortung auf Rang 1 gelegen.

Laut EY gibt es in der Minenbranche inzwischen erhebliche Schwierigkeiten bei der Finanzierung von Projekten. Diese ließen sich unter anderem auf die hohen Zinsen zurückführen, seien aber auch durch strengere und kostenaufwendigere Standards in den Minenbetrieben und Lieferketten bedingt. Der Bau und der Betrieb von Minen ist EY zufolge in den letzten Jahren deutlich teurer geworden. Problematisch sei das vor allem mit Blick auf die Energiewende. So seien Investitionen von etwa 1 Billion USD nötig, um ausreichend Metalle zur Dekarbonisierung zu produzieren.

Um dieses Geld zu kumulieren, müssen die Bergbau-Player laut EY verstärkt auf Hilfe außerhalb des klassischen Kapitalmarkts zurückgreifen. Hoch im Kurs stehen unter anderem die Rohstoffhändler als Finanzierungsquelle – ebenso die Lieferanten, die Kunden sowie die staatlichen Akteure. Zudem ziehen etliche Minenbetreiber inzwischen mehr Kooperationen oder Joint-Ventures mit anderen Unternehmen in Betracht. Durch diese Konsolidierung will die Branche die Last verteilen und somit ihr Risiko diversifizieren.

Auch wollen sich einige Player verstärkt auf die besonders aussichtsreichen Rohstoffe spezialisieren und andere Assets abstoßen. Ein bekanntes Beispiel ist das Unternehmen Teck Resources, das der Kohle abgeschworen hat und künftig fast ausschließlich auf Energiewendemetalle setzt. Das verringert die Kapitalkosten und konkretisiert gleichzeitig die Investment-Fantasie der jeweiligen Aktien.

Mehr Weitsicht und Geduld gefragt

EY ruft die Branche indes zu mehr Weitsicht auf. So sei es aktuell dringend erforderlich, über die kurzfristige Rendite hinaus zu denken und beim Investieren von Kapital auf die langfristige Wertschöpfung zu achten.

Heißt: Investieren Unternehmen jetzt in Produktionswachstum etwa bei Kupfer, erfordert dies zunächst zwar eine hohe und andauernde Kraftanstrengung, die auch die Aktienkurse unter Druck setzen könnte. Letztendlich aber dürfte sich das Engagement mit Blick auf den wohl kommenden Rohstoff-Superzyklus lukrativ auszahlen – sowohl für den Konzern als auch für dessen Aktionäre. Die Beratungsgesellschaft mahnt also zu mehr Geduld und bringt hierfür neue, langfristige Finanzierungsansätze ins Spiel.

Umweltverantwortung: Dialog mit Indigenen im Fokus

Auf Platz 2 der größten Risiken, die EY gleichsam als Chancen begreift, findet sich die Umweltverantwortung. Die Umfrage habe gezeigt, dass Bergbauunternehmen tatsächlich innovative Projekte verfolgten, um ökologische Vorteile zu erzielen, so die Analysten. Etwa die Hälfte der befragten Unternehmen zeigten sich zuversichtlich, ihren Verpflichtungen in Sachen Nachhaltigkeit nachzukommen.

EY führt hierfür vor allem enge Kooperationen mit indigenen Gemeinden an. Minenprojekte rund um den Globus befinden sich häufig in den Territorien dieser Ureinwohner. Die Indigenen von einer neuen Minen zu überzeugen – sowohl auf ökologischer als auch auf ökonomischer Basis – ist in vielen Fällen längst das A und O für das Gelingen eines Projekts.

Mehr Staatsbeteiligungen bieten auch Chancen

Abgerundet wird die Top 3 durch die Geopolitik. Die Beratungsgesellschaft bezieht sich dabei vor allem auf den zunehmenden Protektionismus und Nationalismus in Sachen Rohstoffe. Diese politische Entwicklung führt dazu, dass Staaten ihren Zugriff auf Minenprojekte im eigenen Territorium intensivieren, um die Versorgungssicherheit der eigenen Bevölkerung zu verbessern.

Derzeit gibt es unter anderem in einigen südamerikanischen Ländern entsprechende Bestrebungen der Regierungen. Für die Minenkonzerne bedeutet das: Sie müssen ihre Erträge künftig oftmals stärker mit staatlichen Akteuren teilen. Das mag zwar zunächst als Nachteil erscheinen. Auf der anderen Seite erhöhen sich durch mögliche Staatsbeteiligungen die Erfolgsaussichten neuer Minenprojekte, da die Privatwirtschaft weniger Geld investieren muss und ihr Investitionsrisiko als Ganzes reduzieren kann.

Erzgehalte nehmen ab: mehr Effizienz dank KI?

Interessant ist auch Punkt 4 der EY-Liste: die Erschöpfung von Ressourcen und Reserven. Jener Themenkomplex hat es nun zum ersten Mal in das Risk-Ranking geschafft. Das Problem: Sinkende Erzgehalte rund um den Globus erhöhen für die Bergbaukonzerne abermals die Kosten – sowohl in der Exploration als auch in der späteren Produktion.

Umso mehr müssen die Branchenvertreter auf neue und effizientere Methoden zurückgreifen. Zum Beispiel können KI-Systeme dabei helfen, neue Lagerstätten zu finden und diese wirtschaftlich zu erschließen. Eine interessante – wenngleich nicht börsennotierte – Firma ist das von Bill Gates und Jeff Bezos unterstützte Startup KoBold Metals, das innovative KI-Lösungen erfolgreich nutzt, um Lagerstätten zu identifizieren.

Mein Fazit für Sie

Die neue EY-Studie zeigt, dass die Bergbaubranche vor durchaus großen Herausforderungen steht. Als Anleger sollten Sie diese Erkenntnis meiner Meinung nach aber nicht als Grund nehmen, Minen-Aktien jetzt zu meiden. Vielmehr sollten Sie die genannten Risiken als Chancen begreifen. Denn: Durch diese Hindernisse und angesichts der übergeordneten Nachfragetrends wird sich der globale Rohstoff-Markt in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mehr und mehr verengen.

Es wird in Zukunft wohl viel zu wenig Rohstoffe geben, um den wachsenden Bedarf der Menschheit zu stillen. Das wird je nach einzelnem Rohstoff wahrscheinlich zu einem massiven Preisaufschwung führen, was wiederum die Gewinnmargen jener Unternehmen erhöht, die dann eine große Rohstoffproduktion in petto haben. Den entsprechenden Aktien wie Rio Tinto, BHP und Freeport-McMoRan steht in diesem Szenario also hohes Renditepotenzial zu.