Rio Tinto-Aktie nach Zahlen: Was jetzt für den Titel spricht
Die Berichtssaison der Bergbaubranche läuft auf Hochtouren. Vor wenigen Tagen war nun auch Rio Tinto an der Reihe. Als Rohstoff-Anleger sollten Sie die neuen Zahlen des britisch-australischen Giganten definitiv kennen. Denn sie untermauern zwar die 2023 erlebte Schwächephase der Branche, offenbaren aber durchaus eine gewisse Resilienz.
Rio Tinto 2023: Gewinn und Dividende fallen – aber längst nicht so stark wie befürchtet
Rio Tinto erzielte im Gesamtjahr 2023 einen Umsatz von 54 Milliarden USD. Das entspricht einem Rückgang um rund -3 % gegenüber 2022. Der Profit gab indes noch stärker nach. Bereinigt um Sondereffekte verringerte sich der Gewinn um -12 % auf 11,8 Milliarden USD. Damit blieb Rio Tinto aber über den Erwartungen des Marktes.
Quelle: www.aktienscreener.com
Ähnlich sieht es bei der Dividende aus. Trotz der Herausforderungen des letzten Jahres will der Minengigant eine Schlussdividende von 2,58 Dollar pro Aktie ausschütten. Für das Gesamtjahr 2023 wird Rio Tinto somit 4,35 Dollar je Anteilsschein bezahlen. Das ist zwar weniger als 2022 (4,92). Doch die Analysten hatten im Schnitt für die Schlussdividende nur mit 2,47 Dollar gerechnet.
Eisenerz und Gold liefern Unterstützung
Schauen wir uns jetzt die einzelnen Rohstoffe genauer an. Hier gibt es nämlich ebenfalls durchaus positive Aspekte. So erzielte Rio Tinto 2023 für seinen mit Abstand wichtigsten Rohstoff Eisenerz einen durchschnittlichen Preis von 108,4 USD je metrischer Trockentonne und somit +2 % mehr als im Vorjahr. Der Free Cashflow rund um Eisenerz stieg um +3 % auf 11,3 Milliarden USD. Das Eisenerzgeschäft entwickelte sich 2023 trotz der makroökonomischen Probleme also auffallend resilient.
Ebenfalls positiv lief das (deutlich kleinere) Geschäft mit dem Edelmetall Gold. Dessen Marktpreise waren 2023 im Schnitt rund +8 % höher als im Vorjahr. Rio Tinto ist unter anderem über seine Beteiligungen an der chilenischen Mine Escondida und dem mongolischen Bergwerk Oyu Tolgoi in der Goldförderung aktiv.
Wie sieht es mit Kupfer und Aluminium aus?
Rückschritte in Sachen Preisbildung meldete Rio Tinto hingegen für Kupfer. Hier fiel der durchschnittlich realisierte Preis im letzten Jahr um -3 %. Da gleichzeitig die Produktionskosten stiegen, verringerte sich die operative Gewinnmarge (EBITDA-Marge) um 7 Prozentpunkte auf 42 %. Dass Kupfer 2023 weniger Profite abgeworfen hat, war jedenfalls am Markt erwartet worden.
Wesentlich größere Einbußen meldete Rio Tinto beim Aluminium. Hier krachte der durchschnittlich erzielte Preis um -18 % ein. Der Free Cashflow dieses Geschäftsbereichs fiel um satte -63 %. Immerhin: Die Kosten der Produktion blieben stabil. Hintergrund: Die Aluminiumpreise waren im Zuge der Corona-Pandemie durch die Decke geschossen. Inzwischen haben sich die Lieferketten aber wieder normalisiert, während die Nachfrage wegen der Konjunkturprobleme in vielen großen Volkswirtschaften zuletzt eher verhalten ausfiel. Der Aluminiumbedarf legte 2023 auf globaler Ebene nur um rund +1 % zu. In diesem Umfeld verringerte sich 2023 die Wertigkeit dieses wichtigen Werkstoffs Trotzdem: Die durchschnittlich erzielten Preise blieben 2023 deutlich über dem Vor-Corona-Niveau aus 2019.
Rio Tinto: Wie geht es weiter?
Interessant ist nun natürlich der Blick auf die Zukunft. Tatsächlich ist Rio Tinto ziemlich gut aufgestellt, um von steigenden Rohstoffpreisen zu profitieren. Allen voran: Kupfer. Der Konzern forciert mit dem Untertageausbau der Mega-Kupfermine Oyu Tolgoi in der Mongolei ein gigantisches Zukunftsprojekt, das künftig 500.000 Tonnen des wichtigen Energiewendemetalls pro Jahr hervorbringen soll. Der Clou: Durch die sukzessive steigende Produktion in der Mongolei, aber auch durch den Ausbau des Standorts Kennecott (USA), kann Rio Tinto Skaleneffekte generieren und die Stückkosten beim Kupfer auf Konzernebene reduzieren.
Sollten die Kupferpreise im laufenden Jahr zulegen, würde Rio Tinto also überproportional verdienen. Apropos: Die Experten von Goldman Sachs sehen für 2024 signifikante Preisschübe für Kupfer. Der Grund: Die US-Notenbank FED wird nach Schätzung der Analysten im Juni die erste Zinssenkung umsetzen, was die Investitionsbereitschaft der (ohnehin soliden) US-Wirtschaft anregen dürfte. Davon dürfte der Kupferpreis unmittelbar deutlich profitieren – und das gar noch stärker als Gold und Öl, so die Experten.
Rio Tinto-Aktie: mein Fazit für Sie
Ohne Frage: Das neue Zahlenwerk von Rio Tinto als stark oder gar überragend zu bezeichnen, wäre reichlich übertrieben. Der Rohstoffkonzern hat wegen des schwierigen Umfelds merklich Federn lassen müssen. Dennoch lassen sich aus dem Jahresbericht durchaus positive Aspekte ableiten, die der Aktie in den kommenden Monaten auf die Sprünge helfen könnten. Nicht zuletzt hat etwa der Konkurrent Glencore für 2023 einen deutlich höheren Gewinnrutsch einräumen müssen.
Solide bliebt übrigens auch die Bilanzlage. Trotz der Rohstoffkrise hat Rio Tinto sein Schuldenvolumen 2023 auf einem relativ niedrigen Niveau in etwa stabil gehalten. Das verschafft dem Unternehmen nicht nur die Fähigkeit, hohe Dividenden auszuschütten, sondern auch die laufenden und möglicherweise zusätzlichen Wachstumsinvestitionen zu forcieren. Konzernboss Jakob Stausholm hatte im letzten August betont, dass Rio Tinto offen sei für kleine, ergänzende Akquisitionen. Vor allem Projekte im Explorationsstadium haben 2023 teils signifikant abgewertet, was dem Rohstoffgiganten an der einen oder anderen Stelle attraktive Kaufpreise ermöglichen würde.
Unterschätzen sollten Sie die Rio Tinto-Aktie jedenfalls nicht. Der Konzern ist und bleibt als Großanbieter wichtiger Grundstoffe eine der wichtigsten Säulen der Weltwirtschaft. Sollten die Rohstoffe 2024 oder spätestens 2025 in einen nachhaltigen Aufwärtszyklus wechseln, wäre die Aktie wohl ganz vorne mit dabei.