Richemont und Swatch: Schlechte Zeiten für Zeitmesser

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In der Luxusbranche haben die Geschäftszahlen vieler Konzerne zuletzt enttäuscht. Das gilt auch für die Uhrenbranche. Neben Rolex sind bei Luxusuhren die beiden Schweizer Unternehmen Swatch und Richemont führend.

Das Geschäft mit den Zeitmessern läuft derzeit aber schleppend. Werfen wir hier im „Schlussgong“ einen Blick auf die beiden Konzerne, bevor wir zu den Gründen kommen, warum sich Luxusuhren gerade schlecht verkaufen. Und es stellt sich für uns Aktionäre die Frage: Ist es nicht speziell in dieser Marktphase interessant, gegen den allgemeinen Trend in die niedrig bewerteten Luxus-Aktien einzusteigen?

Swatch: Mehr Luxus, als Sie denken

Beim Namen „Swatch“ denken Sie wahrscheinlich nicht gleich an Luxus. Die gleichnamige Uhrenmarke rangiert bestenfalls im mittleren Preissegment. Das soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, wie wichtig der Swatch-Konzern bei den Luxusuhren ist. Denn ohne die Gründerfamilie Hayek gäbe es heute wohl keine mechanischen Uhren mehr. In den 1970er-Jahren standen diese nach der Erfindung der Quarzuhrwerke vor dem Aus. Liefen batteriebetriebene Armbanduhren doch viel genauer als mechanische, und das lästige Aufziehen entfiel.

Nicholas George Hayek, der Vater des heutigen CEOs Nick Hayek, nutzte die Gunst der Stunde. Für einen Spottpreis übernahm er einen angeschlagenen Uhrenhersteller nach dem anderen. Er kaufte nicht nur die Markenrechte, sondern sicherte sich damit auch wertvolles Wissen und Produktionskapazitäten rund um mechanische Uhrenkomponenten. Ab Ende der 1980er-Jahre kamen mechanische Uhren wieder in Mode. Der Siegeszug der mechanischen Luxus-Uhren begann.

Für lange Zeit hatte Swatch quasi ein Monopol auf Rohwerke und Laufhemmungen. Das Unternehmen beliefert damit die Konkurrenz, produziert aber auch eigene Luxusuhren, zu denen Marken wie Omega, Glashütte, Blancpain, Breguet und Harry Winston gehören.

Zuletzt schwächelte das operative Geschäft. Zusätzlich verärgert der Großaktionär Nick Hayek regelmäßig die Kleinaktionäre und Analysten. Das könnte aber auch ein Trick sein, um das Unternehmen günstig zu 100% übernehmen zu können (Swatch verfügt über eine prall gefüllte Kasse und besitzt viele Top-Immobilien). In der Vergangenheit gab es bereits einen Übernahmeversuch durch die Gründerfamilie.

Richemont: Uhren, Schmuck und Schreibgeräte

„Richemont“ – dieser Name klingt nach gediegenem Reichtum. Genau das will der Schweizer Konzern mit Sitz im Kanton Genf auch ausdrücken. Sein Markenimperium dreht sich ebenfalls vorwiegend um Uhren. Bestimmt kennen Sie die Marken Lange & Söhne, Piaget, Tissot und IWC Schaffhausen, um nur einige zu nennen. Zu Richemont gehört aber auch die Schmuck-Marke Cartier und einige klassische Modemarken wie Dunhill oder Chloé.

Aber auch mancher Staats- und Regierungschef dürfte schon Richemont-Produkte in Berührung gekommen sein – beim Unterzeichnen internationaler Abkommen. Oft kommen da Füllfederhalter der Marke Montblanc zum Einsatz. Hergestellt werden diese übrigens trotz des französischen Namens in Hamburg. Montblanc gibt es seit 1906 und seit 1993 gehört der Schreibgeräte-Hersteller zu Richemont.

Warum schwächelt die Luxusuhren-Branche?

An der schwindenden Zahl internationaler Abkommen dürfte es nicht liegen, dass Richemont derzeit Probleme hat. Dazu trägt Montblanc viel zu wenig zum Konzernumsatz bei. Aber dass sich die Beziehungen zwischen China einerseits und Europa sowie den USA andererseits abkühlen, erklärt zumindest teilweise, warum sich die Luxusuhren-Hersteller derzeit so schwertun.

Richemont machte im Geschäftsjahr 2023/2024 ein Viertel seines Umsatzes in China (inklusive Hongkong und Macau). Der Konzern hat viel zu verlieren, wenn Chinas Bevölkerung sich westlichen Luxus nicht mehr leisten kann, will oder darf. Ähnliches gilt für Swatch: Um gut 14% fiel dessen Umsatz im ersten Halbjahr 2024, und ein Hauptgrund ist auch hier die stark gesunkene Nachfrage aus China – vor allem bei den Marken Breguet, Blancpain und Omega. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass sich dort die günstigen Swatch-Uhren im gleichen Zeitraum besser verkauft haben. Die Margen sind dort weitaus niedriger. 

Mein Fazit: Interessant für antizyklische Investoren  

Ein antizyklischer Einstieg in die Luxusuhren-Branche lockt auf dem niedrigen Bewertungsniveau. Für Anleger mit schwachen Nerven ist das allerdings nichts. Andererseits gilt: Die größten Gewinnchancen lassen sich in Bereichen realisieren, denen der Markt gerade aus Angst fernbleibt. Sie sollten die börsennotierten Luxusuhren-Hersteller im Auge behalten. Es könnte sich lohnen.