Reckitt Benckiser: Interessant wegen Bewertungsabschlag
Heute gab es an den Aktienmärkten einen kleinen Rücksetzer. Auslöser waren sinkende Hoffnungen auf eine schnelle Zinssenkung in den USA.
Die Inflationsrate ist in den USA „nur“ von 3,4 auf 3,1% gefallen. Viele Analysten und Investoren hatten gehofft, dass die Rate schneller unter die 3%-Marke fällt. Dann wäre die US-Notenbank langsam unter Zugzwang gekommen. So kann die Fed weiterhin an der Seitenlinie abwarten und sich mit der ersten Zinssenkung Zeit lassen. Auf der anderen Seite ist es jedoch positiv, dass der Inflationstrend weiterhin nach unten zeigt. Das macht Mut für den weiteren Jahresverlauf.
Ein kurzer Rückblick: Als im Jahr 2022 weltweit die Inflationsraten deutlich anstiegen, waren Aktien von Konsumgüterherstellern mit starken Marken gefragt, weil diese ihre Preise schnell und spürbar anheben konnten und so der Inflation trotzten. Die Aktie des britischen Konsumgüterherstellers Reckitt Benckiser konnte davon allerdings nicht profitieren.
Sie befindet sich seit längerer Zeit unter dem Strich in einer Seitwärtsbewegung. Das macht die Aktie aber umso interessanter, da sie aktuell mit einem deutlichen Bewertungsabschlag zur Konkurrenz aus den USA gehandelt wird. Nach meinen Analysen ist der Abschlag zu groß.
Die Anfänge von Reckitt Benckiser
Zunächst zum Unternehmen und zum Geschäftsmodell: Reckitt Benckiser entstand im Dezember 1999 aus der Fusion der britischen Gesellschaft Reckitt & Colman mit dem niederländischen Unternehmen Benckiser NV. Der Hauptaktionär von Reckitt Benckiser war lange Zeit die deutsche Familie Reimann.
Der Ursprung der Beteiligung der Familie Reimann an Reckitt Benckiser ist folgender: Im Jahr 1851 gründete der Chemiker Karl Ludwig Reimann zusammen mit Johann Adam Benckiser in Ludwigshafen eine Chemiefabrik. Daraus entstand das Unternehmen Benckiser, das später mit Reckitt & Colman fusionierte.
Weltweiter Marktführer bei Haushaltsreinigern
Der daraus entstandene britische Konzern Reckitt Benckiser ist heute weltweiter Marktführer bei Haushaltsreinigern und führender Hersteller von Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln, die Sie beispielsweise unter den Marken Calgon, Sagrotan oder Vanish kennen könnten. Damit ist Reckitt im Bereich der sogenannten nicht-zyklischen Basis-Konsumgüter tätig.
Das bedeutet: Die Kunden kaufen die Produkte auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten, da zum Beispiel auf Spülmaschinentabs oder auf Waschmittel kaum verzichtet werden kann. Daher laufen die Geschäfte auch bei hoher Inflation oder bei schwächerer Konjunktur gut, wie die zuletzt vorgelegten Zahlen zeigen.
Gute Zahlen und ein positiver Ausblick
Reckitt Benckiser konnte den Umsatz in den ersten neun Monaten des vergangenen Geschäftsjahres (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) um 4% auf knapp 11,05 Mrd. Britische Pfund (GBP) steigern.
Im jüngsten Quartal konnte Reckitt beim Umsatz auf vergleichbarer Basis auch zulegen. Hier steht ein Zuwachs von 3,4% auf 3,6 Mrd. GBP zu Buche. Besonders erfreulich entwickelten sich der Gesundheitsbereich und der Bereich Hygiene.
Für das Gesamtjahr 2023 wird ein bereinigtes Umsatzplus von 3 bis 5% erwartet und eine bereinigte operative Gewinnmarge leicht oberhalb der des Vorjahres.
Aktienrückkäufe und ein neuer Chef
Reckitt hat bereits Ende Oktober des vergangenen Jahres ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm auf den Weg gebracht. Der Konzern will bis Ende Oktober dieses Jahres eigene Aktien im Wert von bis zu 1 Mrd. GBP zurückkaufen. Dadurch steigt der Anteil der Aktionäre am Unternehmen, ohne dass sie weitere Aktien kaufen müssten. Der Gewinn und die Dividende müssen dann zukünftig auf weniger Aktien verteilt werden.
Für Schwung könnte auch der neue Reckitt-Chef Kris Licht sorgen, der am 1. Oktober 2023 auf dem Chef-Sessel Platz genommen hat und der vorher das gut laufende Geschäft rund um die Gesundheitsprodukte geleitet hat.