Prysmian will Encore Wire für 4,2 Mrd. Dollar übernehmen

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Das globale Übernahmegeschäft nimmt wieder an Fahrt auf. Laut einer Studie des britischen Analysehauses LSEG ist das weltweite M&A-Volumen im 1. Quartal 2024 im Vorjahresvergleich um stolze 38% auf 797,6 Mrd. US-Dollar (USD) angestiegen. Eine wichtige Rolle nahmen dabei die Mega-Deals ein.

Ein solcher Mega-Deal wurde auch gestern Morgen (15.04.2024) bekannt gegeben: Der weltweit größte Kabelhersteller Prysmian S.p.A. aus Mailand und der US-amerikanische Mitbewerber Encore Wire haben bekannt gegeben, dass sie eine Übernahmevereinbarung unterzeichnet haben.

Danach bietet Prysmian den Anteilseignern von Encore 290,00 USD für jede Encore-Aktie in bar an. Doch bevor ich Ihnen weitere Details aus der Übernahmevereinbarung erläutere, möchte ich Ihnen die wohl nur in Insiderkreisen bekannten Kabelhersteller kurz vorstellen.

Die beteiligten Unternehmen im Fokus

Die 1989 in McKinney, Texas (50 km nördlich von Dallas) gegründete Encore Wire Co. ist ein führender Hersteller von elektrischen Drähten und Kabeln aus Kupfer und Aluminium. Diese finden Anwendung im Wohnungsbau sowie in Geschäfts- und Industriegebäuden.

Im Geschäftsjahr 2023 erwirtschafteten die etwa 1.400 Mitarbeiter von Encore Wire einen Umsatz von rund 2,6 Mrd. USD (etwa 2,44 Mrd. Euro). Der Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag bei 517 Mio. USD (etwa 485 Mio. Euro).

Die im italienischen Mailand ansässige Prysmian S.p.A. ist der größte Kabelhersteller der Welt. Das Unternehmen stellt Erd- und Unterseekabel, Systeme für die Stromübertragung und -verteilung sowie Mittel- und Niederspannungskabel für den Bau- und Infrastruktursektor her.

Außerdem produziert Prysmian Glasfaser- und Kupferkabel sowie Verbindungssystemen für die Sprach-, Video- und Datenübertragung im Telekommunikationssektor. Das Unternehmen ist 2005 durch den Verkauf der Kabelproduktion des italienischen Reifenherstellers Pirelli an eine Investorengruppe entstanden.

Prysmian ist weltweit aktiv und hat Niederlassungen in mehr als 50 Ländern. In Deutschland betreibt das Unternehmen Werke in Berlin, Neustadt bei Coburg, Neumünster, Nürnberg, Schwerin und Wuppertal.

Die gut 30.000 Prysmian-Mitarbeiter haben im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 15,35 Mrd. Euro erzielt. Das EBITDA lag bei 1,45 Mrd. Euro.

Weitere Details aus der Übernahmevereinbarung

Laut Übernahmevereinbarung bietet Prysmian den Encore Wire-Aktionären 290,00 USD für jede Aktie in bar. Damit bewerten die Italiener Encore Wire mit etwa 3,9 Mrd. Euro bzw. 4,2 Mrd. USD.

Das Übernahmeangebot beinhaltet eine solide Übernahmeprämie von ca. 20% auf den volumengewichteten 30-Tage-Durchschnittskurs (VWAP) von Freitag, dem 12. April 2024, und von ca. 29% auf den 90-Tage-VWAP desselben Datums.

Die Transaktion soll laut Prysmian durch einen Mix aus Barmitteln (1,1 Mrd. Euro) und neu zugesagten Krediten in Höhe von 3,4 Mrd. Euro finanziert werden.

Durch die Übernahme des US-amerikanischen Mitbewerbers will Prysmian seine Präsenz auf dem wichtigen US-Markt verstärken und sein Portfolio weiter ausbauen, wie Massimo Battaini, designierter CEO der Prysmian Gruppe, in einem Statement zur möglichen Übernahme betont:

„Durch diese Akquisition wird Prysmian seine nordamerikanische Präsenz ausbauen, sein Portfolio und seine geografische Zusammensetzung verbessern und gleichzeitig sein Engagement bei den langfristigen Wachstumstreibern deutlich erhöhen.“

So reagierte die Börse

Wie nicht anders zu erwarten machte der Kurs der Encore Wire nach dem Bekanntwerden des Übernahmeangebots einen Freudensprung. Er legte gestern an der US-Technologiebörse Nasdaq 11,6% zu und ging mit 291,23 USD in den Feierabend.

Damit lag der Kurs der Encore-Aktie sogar leicht über den von Prysmian gebotenen 290,00 USD. Dies deutet darauf hin, dass die Investoren von einem reibungslosen Verlauf der Übernahme ausgehen.

So kann es weitergehen

Die Transaktion soll laut Unternehmensangaben voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2024 abgeschlossen werden. Zuvor müssen noch die Aktionäre von Encore Wire dem Deal zustimmen.

Darüber hinaus müssen noch die behördlichen Genehmigungen eingeholt und andere übliche Abschlussbedingungen erfüllt werden.