Portfolio diversifizieren – Streuen statt bereuen

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Nicht alles auf eine Karte setzen – das gilt vielerorts im Leben, insbesondere bei der Geldanlage. Streuung, im Neudeutschen: „Diversifikation“, lautet das Zauberwort. So lassen sich Chancen und Risiken der Vermögensstrategie gut austarieren. Nach dem Motto: Wohlstand aufbauen, Wohlstand mehren und Wohlstandbewahren.

Aktien sind die beste Geldanlage, aber …

… nur langfristig und unter teils nervenaufreibenden Ausschlägen nach oben und nach unten, was landläufig „Volatilität“ heißt. Bestes Beispiel ist der Deutsche Aktienindex Dax. Unser wichtigstes Börsenbarometer wurde am 1. Juli des Jahres 1988 erstmals mit einem Stand von 1.000 Punkten notiert. Berücksichtigt man die beiden Dax-Vorgänger FAZ‑Index sowie den Index der Börsen-Zeitung, ist der Dax eigentlich schon viel älter. Was Investoren weitaus mehr interessiert: In den vergangenen 50 Jahren brachte es der Aktienpegel Dax auf eine Rendite von 7,8 Prozent im Schnitt.

Täler der Tränen

7,8 Prozent – das ist besser als die durchschnittliche Inflationsrate in dieser Zeit. Selbst wenn man berücksichtigt, dass das Finanzamt die Hand aufhält, ergibt sich kaufkraftbereinigt ein durchaus erklecklicher Vermögenszuwachs. Doch wie lautet ein altes Börsen-Bonmot so schön: Langfristig sind wir alle tot. Denn in den vergangenen fünf Jahrzehnten gab es – gefühlt unzählige – Rückschläge an den Aktienmärkten, um das Unwort „Crashes“ zu vermeiden.

Es entspricht einfach nicht unserer Mentalität, solche Phasen nervenstark auszusitzen. Viele Anleger, zumal private, verkaufen ihre Papiere am liebsten zu Tiefstständen und erwerben Sie gern bei Höchstständen zurück. Dieses prozyklische Verhalten bringt mehr Verdruss als Genuss.

Die älteren unter uns erinnern sich noch gut an:

  • die Ölkrise 1973/1974
  • den „schwarzen Montag“ 1987
  • das Platzen der „.com-Blase“ 2000
  • sie Subprime-Krise 2008
  • den Überfall Russlands auf die Ukraine 2022

All diese Ereignisse – kleinere Verwerfungen nicht berücksichtigt – führten zu teils drastischen Kursverlusten. Und jedes Mal dauerte es einige Zeit – bisweilen mehr als zwei Jahre –, um diese wieder auszugleichen.

Und da es erfahrungsgemäß auch künftig solche Ereignisse geben dürfte, wird jeder, der ausschließlich in Aktien investiert, schlaflose Nächte kombiniert mit plötzlichen Schweißattacken haben.

Breite Streuung über unterschiedliche Anlageformen

Ruhiger zu schlafen – besonders mit zunehmendem Alter – ist wahrlich nicht die schlechteste Idee. Um das zu erreichen, haben Anleger die Wahl zwischen zwei Alternativen: Entweder Aufregendes an den Börsen lassen ihn unbeeindruckt, und er ignoriert sie weitgehend. Was allerdings nicht jedermanns Sache ist, weil dies viel Disziplin erfordert.

Oder der Investor stellt schon von Anfang an die richtigen Weichen bei seiner Vermögensstrategie und legt nicht alle Eier in einen einzigen Korb, sondern in mehrere. Genau das ist Streuung, das ist Diversifizierung, das schafft ein angemessen-erträgliches Verhältnis von Chancen und Risiken.

Welche Körbe stehen für die Eier zur Verfügung? Welche Anlageformen kommen infrage, um das eigene Vermögen geschickt zu verteilen?

Wohneigentum – die ziemlich sichere Bank

Manch einer hat nur einen einzigen Vermögenswert: sein eigenes Unternehmen. Doch diesen „Sonderfall“ lassen wir einmal außen vor, weil er statistisch gesehen nur ein paar Prozent der Bevölkerung in Deutschlandbetrifft.

Selbstgenutztes Wohneigentum hingegen ist wohl bei vielen Menschen in Deutschland der mit Abstand wichtigste und auch größte Vermögenswert. Gemeinhin gelten Eigenheime als durchaus inflationssicher und als Schutz vor ausufernden Mieten. Im Alter können die eigenen vier Wände zudem, sofern sie denn schuldenfrei sind, die oft klägliche gesetzliche Rente aufbessern. Vor allem aber ist für viele das Häusle emotional bedeutsam, weil es Freiheit und Unabhängigkeit symbolisiert und vor den Launen des Vermieters schützt.

Aber: Denn insbesondere selbstgenutzte Immobilien haben erkennbare auch Nachteile. Kosten für den Unterhalt und vor allem die Ausgaben für die Instandhaltung, die mit zunehmendem Alter des angeblichen „Beton-Goldes“ geradezu exponentiell wachsen.

Überdies, ebenfalls ein Minuspunkt, sind Immobilien arg illiquide. So schnell lassen sich diese halt nicht verkaufen, zumal in Zeiten steigender Hypothekenzinsen, die wir momentan haben. Zu Recht sagt manch einer: Der Profi wohnt zur Miete und spielt auf diese Weise darauf an, dass man finanziell recht unflexibel ist, sobald man sich eine schwer belastete Immobilie ans Bein bindet. Dann doch lieber Mieter bleiben und die frei verfügbaren Mittel für eine kluge Vermögensstrategie verwenden, die über unterschiedliche Anlageformen breit gestreut ist.

Anleihen als Basisinvestments

Festzins-Papiere haben mittlerweile wieder ein durchaus attraktives Renditeniveau erreicht. Auch wenn die Gesamtverzinsung momentan nicht die aktuellen Kaufkraftverluste durch die hohe Inflation ausgleicht. Gleichwohl sind Bundesanleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten von maximal zehn Jahren ein solides Basisinvestment. Sie bieten höchste Sicherheit wegen der erstklassigen Bonität der Bundesrepublik Deutschland, regelmäßige Zinserträge, die idealerweise reinvestiert werden, sowie die Aussicht auf Kursgewinne, sobald sich der Zinstrend umkehrt. Auch in punkto Liquidität lassen Anleihen praktisch keine Wünsche offen.

Aktien auch, aber in unterschiedlichen Varianten

Das Investment in börsennotierte Unternehmensbeteiligungen, nichts anderes sind Aktien, sollte bei einer durchdachten Vermögensstrategie nicht fehlen. Denn in punkto Rendite schlägt diese Anlageform – selbstverständlich langfristig, wie bereits betont – die Konkurrenz aus dem Feld.

Allerdings gilt auch hier: trau, schau, wem. Heißt: Diversifizierung ist nicht nur bei der gesamten Investmentstrategie nötig, sondern auch für den Anteil des Vermögens, der auf Aktien entfällt, mehr als nur sinnvoll. Durch die Streuung ergibt sich erfahrungsgemäß ein vergleichsweise ausgewogenes Chance-Risiko-Verhältnis. Zudem sollten Anleger nicht zuletzt die Kosten im Blick haben. Infrage kommen…

ETFs – breit und billig

Ein „Exchange Traded Fund“ (ETF) bildet einen kompletten Index ab, wie den deutschen Dax, den US-amerikanischen Standard & Poor’s oder den britischen Footsie. Die Rendite eines ETF‘s ist somit beinahe identisch mit der des zugrundeliegenden Barometers. Beim Dax waren es, wie oben erwähnt, in den vergangenen 50 Jahren 7,8 Prozent im Schnitt. Da kann man nicht meckern.

Solche Indexfonds haben zwei Riesen-Vorteile. Zum einen sind sie deutlich preiswerter als aktiv gemanagte Aktienfonds. Denn merke: Je weniger Kosten eine Geldanlage hat, desto mehr Rendite kann unter dem Strich herausspringen. Und: Laut unterschiedlicher Studien schneiden Indexfonds in acht von zehn Fällen besser ab als die aktiv gemanagte Konkurrenz. Auch das ist ein Argument für ETF‘s.

Aber: Diese Erkenntnis gilt eher für die hochkapitalisierten Indices. An Exotenbörsen schneiden individuell gemanagte Aktienfonds, meist aufgrund des sogenannten Stock-Picking-Ansatzes, oft besser ab als die breiten Indices und die Index-Fonds. Wer also sein Depot durch südostasiatische oder mittel- und lateinamerikanische Aktien anreichern möchte, ist nicht selten mit gemanagten Fonds besser bedient.

ETFs sollten das Basisinvestment im Aktienbereich sein. Gleichwohl spricht nichts dagegen, dieses durch Einzelwerte anzureichern.

Einzelaktien – Blue Chips & mehr

Eine gute Handvoll Einzelwerte, gern auch zwei der drei Hände voll, je nach Mentalität und Risikobereitschaft des Anlegers, sollten ebenfalls nicht fehlen. Zurückhaltend-konservative Anleger setzen insbesondere auf erfahrungsgemäß wenig volatile und so gut wie nicht-zyklische Branchen wie Konsum, Versorgung und Pharma. Die Wahl wird nicht so sehr zur Qual, wenn sich Investoren am Portfolio von Warren Buffett und seiner Holding Berkshire Hathaway orientieren.

Wer kein Hasenfuß ist und einen ordentlichen Schuss Spekulation mag, mischt den konservativen Titeln ein paar Tech-Werte bei. Diese können zwar aufgrund ihrer in der Regel vergleichsweise hohen Volatilität eine nervliche Herausforderung sein. Zum Ausgleich versprechen sie auf Dauer mehr Rendite als die Anteilsscheine von Unternehmen der „Old Economy“.

Auf Liquidität achten

All das, was man unter Vermögensstrategie versteht, also den Aufbau, Ausbau und die Sicherung des Vermögens, ist keine statische Angelegenheit. Zwar mag das legendäre „Buy & Hold“ hier und da funktionieren, doch dort oft auch nicht.

Klar, hin & her macht Taschen leer, doch bisweilen benötigt das gesamte Portfolio – insbesondere der Aktienteil – ein Lift-Up. Einzelne Werte müssen raus – hoffentlich mit Gewinn – andere Werte sollen rein.

Da müssen Anleger flüssig sein – idealerweise mit ausreichend Tagesgeld. Dafür gibt es mittlerweile (Stand: Mitte September 2023) immerhin um die 4 Prozent Verzinsung. Diese gleichen zwar die  nach wie vor hohe Inflationsrate nicht aus, tun aber längst nicht mehr so weh wie vor der Zinswende.

Wieviel wovon?

Keine Ahnung! Diese Antwort ist lapidar und im Einzelfall unbefriedigend. Aber sie stimmt. Denn es gibt keine allgemeingültige Antwort auf die Frage, wie hoch der Anteil jeder Anlageform am gesamten Vermögen sein soll und erst recht nicht sein muss.

Die Verteilung des vorhandenen Kapitals auf die unterschiedlichen Anlageformen, man spricht hier von „Gewichtung“, bleibt dem Anleger selbst überlassen. Wie hoch die einzelnen Anteile sind, richtet sich insbesondere nach der Risikobereitschaft des Investors. Ob risikoscheu oder risikobereit – zur (breiten) Diversifizierung gibt es keine Alternative. Allein Dank ihr können sich Anleger bei Marktturbulenzen und anderen Verwerfungen, die es in den vergangenen Jahrzehnten etliche Male gegeben hat, vergleichsweise entspannt zurücklehnen.