Politisches Risiko: Warum Frankreichs Börse abstürzt
Der französische Präsident Emmanuel Macron und der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch in einem Punkt haben sie nun eine Gemeinsamkeit: Beide mussten bei der Europawahl eine schwere Niederlage einstecken. Im Parlament hat Macron ohnehin schon keine Mehrheit mehr. Frankreich hat mit einem sehr starken Präsidenten ein anderes politisches System als Deutschland. Aber auch die deutsche Regierung hätte im Parlament derzeit keine Mehrheit mehr.
Präsident Macron ist ein Spieler
Als Reaktion auf die schlechten Ergebnisse bei der Europawahl hat Macron das Parlament aufgelöst. Er selbst bleibt zwar bis 2027 im Amt, weil Parlaments- und Präsidentschaftswahl voneinander getrennt sind. Doch politisch geht Macron mit seiner überhasteten Neuwahl ein erhebliches Risiko ein. Es könnte sein, dass er genau das Gegenteil von dem erreicht, was er eigentlich bezweckt hatte.
Es bilden sich neue Blöcke
Nachdem seine liberale Partei die gemäßigten rechten und linken Parteien regelrecht zerrieben hat, formieren sich diese Blöcke neu und bilden Allianzen, bei dem sich mehrere Parteien auf einen Kandidaten einigen. Dazu müssen Sie wissen, dass in Frankreich das Mehrheitswahlrecht herrscht. Die Partei mit den meisten Stimmen bekommt einen kompletten Wahlkreis, auch wenn sie nicht die Mehrheit der Stimmen. In dieser Blockbildung droht nun die Macron-Partei unterzugehen und könnte damit der rechtsextremen Rassemblement National (RN) zum endgültigen Durchbruch verhelfen.
Rechtspopulisten verschrecken Investoren
An der Börse in Paris wird dieses Szenario bereits durchgespielt. Der französische Leitindex CAC 40 ist regelrecht abgestürzt, besonders französische Bank-Aktien sind unter Druck geraten. Hinzu kommt: Die Finanzierungsbedingungen am internationalen Kapitalmarkt für das ohnehin hoch verschuldeten Frankreich haben sich verschlechtert. Die Risikoaufschläge für französische Staatsanleihen sind deutlich gestiegen.
Wenn politische Börsen doch keine kurzen Beine haben
Fazit: Politische Börsen haben kurze Beine, lautet eine Redensart, also nur kurzfristige Auswirkungen – es sei denn, es kommt nach einer Wahl zu einem Richtungswechsel. Unruhig wird es an den Börsen immer dann, wenn überhaupt keine Richtung erkennbar ist. Vor diesem Problem steht Frankreich nach den Europawahlen.
Zu einer heftigen Korrektur kam es an den Börsen auch nach der Wahl auch in Indien und Mexiko. In Indien zeichnet sich ab, dass die Börsen mit einer Koalition leben können. Mexiko steht vor einem Wechsel, den die Börsen noch nicht verdaut haben. Und Frankreich stehen unruhige Zeiten bevor. Das bedeutet: Meiden Sie Investitionen in den breiten Index. Hier ist Stock Picking angesagt.