Plug Power-Aktie in der Analyse: Was jetzt wichtig ist

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Auf einmal sah es so aus, als ob all die vergangenen Rückschläge zumindest für einen kurzen Moment vergessen waren. Doch zunächst: Im Chart sehen Sie die insgesamt sehr traurige Entwicklung der Plug Power-Aktie in den letzten Jahren (Stand: 15.05.2024, 9:20 Uhr, Börse Stuttgart):

Quelle: www.aktienscreener.com

Plug Power-Aktie plötzlich +44 %

Bedingt war die übergeordnete Abwärtsbewegung durch den allgemeinen Pessimismus des Kapitalmarkts gegenüber Wasserstoff unter anderem wegen der hohen Leit- und Realzinsen sowie der schwachen Wachstumszahlen/Auftragseingänge und der immensen Verluste der Branche. Im Falle von Plug Power kam noch erschwerend hinzu, dass die US-Firma zwischenzeitlich gar von der Pleite bedroht war.

Doch nun gab es einen starken Aufwärtsimpuls für die Aktie, wie Sie anhand des grünen Pfeils rechts im Chart sehen können. Tatsächlich hat Plug Power am Dienstag haussiert und verzeichnete im deutschen Handel auch am Mittwochvormittag zunächst ein sattes Plus. Insgesamt legte der Titel seit Wochenbeginn bis zum oben genannten Zeitpunkt um starke +44 % zu.

Was macht Plug Power eigentlich?

Bevor wir uns den Grund hierzu genauer anschauen, zunächst ein paar Eckpunkte für Sie zur Einordnung. Plug Power ist ein US-Unternehmen, das sich auf das Ökosystem rund um grünen Wasserstoff spezialisiert hat. Das heißt: Im Wesentlichen entwickelt, produziert und verkauft Plug Brennstoffzellensysteme und Elektrolyseure.

In Brennstoffzellen kann durch die Beigabe von Wasserstoff elektrischer Strom erzeugt werden. Die Technologie ist aktuell vor allem für den Schwerlastverkehr sowie als stationärer und vom Stromnetz unabhängiger Energieversorger etwa für Rechenzentren interessant. In Elektrolyseuren wiederum wird Wasser mithilfe von elektrischem Strom aufgespalten und dadurch Wasserstoff erzeugt. Stammt der elektrische Strom aus erneuerbaren Quellen, bekommt er das Attribut „grün“. Der Wasserstoff kann dann neben Brennstoffzellen zum Beispiel in der Stahlindustrie genutzt werden, um deren Produktion zu dekarbonisieren.

Darüber hinaus baut Plug Power Verflüssigungsanlagen für Wasserstoff. Im flüssigen Zustand ist die Dichte des Energieträgers wesentlich höher, weshalb er weniger Platz benötigt und somit einfacher gelagert und transportiert werden kann. Nicht zuletzt bietet der Spezialist auch große Tanks, die an LKWs gekoppelt und zur Anlieferung von Wasserstoff genutzt werden können.

Insgesamt bietet das US-Unternehmen also umfangreiches technologisches Know-how sowie ein breites Portfolio zur Etablierung der Wasserstoffwirtschaft, die immerhin das Potenzial hat, maßgeblich zur Erfüllung der ambitionierten staatlichen Klimaschutzziele beizutragen.

Weniger Umsatz, mehr Verlust: Plug enttäuscht mit neuen Quartalszahlen

Doch von dieser Fantasie ist in der Realität leider nicht allzu viel zu sehen. Letzte Woche hat Plug seine neusten Quartalszahlen präsentiert, die abermals die Probleme des Unternehmens unterstreichen. So fiel der Umsatz im Auftaktquartal 2024 um -42 % auf 120,3 Millionen USD. Gleichzeitig stieg der operative Verlust um +24 % auf 259 Millionen USD. Beim Nettoverlust ging es gar um +43 % auf 296 Millionen USD nach oben. Der Fehlbetrag war also deutlich größer als der Umsatz.

Das Management begründete die schwachen Zahlen vor allem mit saisonalen Effekten und gelobte sogleich Besserung. So sollen zwei Drittel des Gesamtjahresumsatzes in der zweiten Hälfte 2024 realisiert werden. Auch habe man verschiedene Aufträge erhalten – etwa von einem führenden US-Autobauer, der bei Plug Elektrolyse- und Brennstoffzellentechnologie bestellt habe.

Zudem wies das Management auf eine Neukalibrierung der Preise hin. Demnach hat sich Plug Power mit seinen Kunden auf Preiserhöhungen verständigt, um den wirtschaftlichen Wert der Produkte besser widerzuspiegeln. Die Erhöhungen sollen sich in den kommenden Quartalen positiv auf die Margen auswirken. Darüber hinaus forciert Plug Effizienzmaßnahmen, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Darunter auch Stellenstreichungen.

Mögliche Kreditgarantie vom US-Energieministerium lässt Aktie nach oben fliegen

Der wohl wichtigste Aspekt der Quartalspräsentation aber ging letzte Woche unter. Das Management betonte, dass das US-Energieministerium (DOE) in Kürze eine umfangreiche Kreditgarantie gewähren werde, um die Projekte in den USA zu ermöglichen. Und tatsächlich: Nur wenige Tage nach Veröffentlichung des Zahlenwerks meldete Plug diese Woche einen wichtigen Fortschritt hierzu. Dieser war sogleich der Auslöser, warum die Aktie in den letzten Tagen nach oben schoss (siehe grüner Pfeil im Chart).

Das DOE hat Plug Power nämlich eine Kreditgarantie im Umfang von bis zu 1,66 Milliarden USD angeboten. Die Geldmittel sollen zur Finanzierung von bis zu sechs Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff in den USA eingesetzt werden. Die Elektrolyseure (zuzüglich Verflüssigungs- und Speichersystemen) sollen laut Plug landesweit gebaut werden und große Konzerne bei der Dekarbonisierung unterstützen.

Einen kleinen Haken gibt es jedoch. Bei der Kreditgarantie handelt es sich zunächst um eine bedingte Zusage. Das heißt: Plug Power muss bestimmte finanzielle, juristische, technische und ökologische Konditionen erfüllen, um die Mittel zu erhalten. Dabei geht es zum Beispiel um die Vorlage eines detaillierten Finanzplans zum konkreten Einsatz der Gelder. Unternehmenschef Andy Marsh zeigte sich aber zuversichtlich, die Auflagen des Energieministeriums zu erfüllen.

Ritterschlag aus Washington als Rettung in der Not

Für Plug Power wäre der milliardenschwere Vertrag mit dem DOE einer der bislang wichtigsten Meilensteine in seiner Unternehmensgeschichte und gerade aktuell ein fast schon existenzieller Ritterschlag. Schließlich hat Plug Power angesichts der hohen Geldabflüsse durch das bisher defizitäre Geschäft notorische Liquiditätsprobleme. Dass sich nun die US-Regierung hinter das Unternehmen stellen will, ist ein Vertrauensbeweis erster Güte und verschafft Plug ordentlich Planungssicherheit und der Aktie im besten Falle mehr Stabilität.

US-Präsident Joe Biden jedenfalls hat in seiner bisherigen Amtszeit wiederholt auf die Bedeutung des grünen Wasserstoffs für die Klimaschutzziele der USA hingewiesen und im Rahmen des Inflation Reduction Act hierfür auch beachtliche Mittel freigemacht. Abzuwarten bliebe, ob ein möglicher US-Präsident Donald Trump mit den nötigen Mehrheiten im Kongress die Unterstützung im Bereich Wasserstoff wieder zurückdrehen könnte. Trump ist ein ausgewiesener Gegner der Klimasubventionen in den USA.

Mein Fazit für Sie

Meiner Meinung nach ist Plug Power prinzipiell sehr gut aufgestellt, um künftig zu einem der wichtigsten Unternehmen der USA zu werden. Plug verfügt über das technologische Know-how und eine breite Produktpalette. Doch damit dieses Potenzial entfaltet werden kann, muss sich das Umfeld entscheidend verbessern. Es müssen noch wesentlich mehr Unternehmen – ob große, mittlere oder kleine – ihre Engagements auf Wasserstoff ausrichten, damit mehr Geld in den Markt fließen kann.

Die Branche darf aktuell immerhin darauf hoffen, dass die Zinsen in den USA und Europa alsbald wieder zurückgehen, was die Finanzierung von Wasserstoffprojekten für die Kunden erleichtern würde. Auf absehbare Zeit aber dürften die Wasserstoff-Aktien meiner Meinung nach eher volatil bleiben – auch weil das wahre Potenzial dieser Titel noch ziemlich weit in der Zukunft liegt und es auf diesem langen Weg immer wieder Stolpersteine geben wird.