Orderbücher: Warum Sie als Trader dieses Wissen brauchen!

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Kurslücken sehen Sie ständig im Chart. Doch was steckt wirklich dahinter und wie können Sie das für Ihr Trading nutzen? Warum manchmal die Kerzen große Sprünge machen und auch wieder zum Ausbruch zurückkommen – das schauen wir uns heute an. Um diese Dynamik zu verstehen, ist es essenziell, die Mechanik der Orderbücher und der dahinterliegenden Liquidität zu durchschauen. Lassen Sie uns das Schritt für Schritt aufschlüsseln.

Orderbuch als digitales Register

Das Orderbuch ist das Herzstück jeder Börse. Es handelt sich um eine digitale Liste aller Kauf- (Bid) und Verkaufsaufträge (Ask), die von Händlern platziert wurden. Diese Aufträge sind nach Preisniveaus geordnet.

Limit Orders geben an, zu welchem Preis ein Trader bereit ist zu kaufen oder zu verkaufen. Sie sorgen für Liquidität im Markt. Market Orders sind aggressive Trades, die zum besten verfügbaren Preis ausgeführt werden und gegen die Limit Orders „matchen“.

Wenn der Preis sich bewegt, passiert Folgendes: Eine Market Buy Order trifft auf die bestehenden Sell Orders (Asks) im Orderbuch. Ist die Nachfrage groß genug, arbeitet sich dieser Kaufauftrag durch mehrere Preisniveaus, bis die gesamte Liquidität aufgebraucht ist. Dadurch springt der Preis.

Was passiert bei schnellen Kursbewegungen?

Schnelle Kursbewegungen entstehen, wenn es eine plötzliche Verschiebung in Angebot und Nachfrage gibt. Zwei zentrale Faktoren spielen dabei eine Rolle: Liquiditätslücken und Spread-Veränderung.

Wenn die Kauf- oder Verkaufsdynamik stark genug ist, werden Limit Orders schneller verbraucht, als neue hinzukommen können. Dadurch entstehen Zonen, in denen kaum Handel stattfindet – sogenannte Ineffizienzen oder Gaps. Besonders in Märkten mit dünner Liquidität sind solche Lücken häufiger, da es weniger Teilnehmer gibt, die Orders platzieren.

Wenn die Liquidität sinkt, weitet sich der Spread (die Differenz zwischen Bid und Ask). Dies führt zu einem „Vakuum-Effekt“, bei dem der Preis über mehrere Niveaus hinweg springt, ohne dass tatsächlich gehandelt wird. Dann fehlen einfach Sprossen einer Leiter und wir rutschen haltlos in eine Richtung.

Das schafft auch der DAX regelmäßig. Schauen Sie einmal an, wie viele Gaps es im Tageschart gab in den letzten Wochen!

(Quelle: Aktienscreener.com)

Viele von diesen Kurslücken hat der DAX sehr schnell wieder geschlossen. Einige sind doch offen und warten darauf, dass die Kurse wieder in diesen Bereich fallen.

Wie schließt der Markt diese Gaps?

Nach einer schnellen Kursbewegung tritt der Markt in einen Prozess der Selbstkorrektur ein. Hier spielen mehrere Akteure und Mechanismen eine Rolle. Marktmacher (Market Makers) sind „Stabilisatoren“ im Markt, indem sie kontinuierlich Kauf- und Verkaufsaufträge platzieren. Wenn der Preis zu weit von einem Gleichgewichtspunkt abweicht, füllen Marktmacher die Lücken mit neuen Orders.

Arbitrageure: Diese Händler nutzen Preisunterschiede zwischen Märkten oder Produkten aus. Durch ihre Aktivität bringen sie zusätzliche Liquidität in ineffiziente Preiszonen, was hilft, die Gaps zu schließen.

Der Markt schafft quasi Anreize, ein Gleichgewicht herzustellen. Gaps ziehen Trader an, da diese die Chance auf Gewinne sehen. Dadurch werden diese Zonen schnell mit neuen Orders gefüllt, was den Preis wieder zurückführt.

Die Backend-Mechanik der Preisbildung

Hinter den Kulissen gibt es technische Systeme, die den Handel koordinieren und die Dynamik der Orderbücher beeinflussen. Jede Börse betreibt eine Matching Engine, die Kauf- und Verkaufsaufträge miteinander verbindet. Bei schnellen Kursbewegungen priorisiert die Engine Market Orders, da diese sofort ausgeführt werden müssen. Wenn es in einer Zone keine Limit Orders gibt, entsteht eine Lücke.

Sobald die Volatilität abnimmt, beginnen neue Limit Orders in die Warteschlange einzutreten, wodurch die zuvor übersprungenen Preisbereiche allmählich wieder Liquidität erhalten.

Liquiditätsungleichgewicht und Marktdynamik

Die Ursache für Gaps und schnelle Kursbewegungen liegt in einem Ungleichgewicht der Liquidität. Die Rolle von Market Makern, Arbitrageuren, Matching Engines und der natürlichen Selbstkorrektur des Marktes ist entscheidend, um dieses Ungleichgewicht auszugleichen.

Für Sie als Trader bedeutet dies, dass es wichtig ist, die Struktur der Orderbücher zu verstehen und zu erkennen, wo Liquiditätslücken auftreten könnten. Nur so können Sie fundierte Entscheidungen treffen und ineffiziente Zonen effektiv nutzen.