Online-Handel: AO World will musicMagpie übernehmen

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In der vergangenen Woche wurde im britischen Online-Handel eine interessante Übernahme bekannt gegeben. So teilte der auf Haushaltsgeräte spezialisierter Online-Versandhändler AO World am vergangenen Mittwoch mit, dass er mit dem kleineren Mitbewerber musicMagpie eine Übernahmevereinbarung unterzeichnet hat.

Mit seinem Barangebot bewertet AO musicMagpie mit etwa 10 Mio. britischen Pfund (GBP – etwa 12 Mio. Euro). Doch bevor ich auf die Details der Übernahmevereinbarung eingehe, möchte ich Ihnen die beiden Online-Händler kurz vorstellen.

Die beteiligten Unternehmen im Kurzporträt

musicMagpie plc wurde 2007 gegründet und hat seinen Hauptsitz im englischen Stockport (Großraum Manchester) sowie eine US-Niederlassung in Atlanta/Georgia. Das Unternehmen betreibt einen Online-Marktplatz, auf der Verbraucher gebrauchte Technologieprodukte wie z.B. Smartphones, Tablets, und PCs sowie CDs, DVDs, Blu-rays und Videospiele sowohl von musicMagpie kaufen als auch an das Unternehmen verkaufen können.

Das Unternehmen verkauft seine Produkte über eigene Online-Marktplätze (musicMagpie.co.uk im Vereinigten Königreich und Decluttr.com in den USA), einer App sowie über Online-Kanäle Dritter (z.B. eBay, Amazon und Walmart).

Im Geschäftsjahr 2023, das am 30. November 2023 endete, haben die etwa 590 musicMagpie-Mitarbeiter einen Jahresumsatz von 136,6 Mio. Britischen Pfund (GBP – entspricht etwa 163 Mio. Euro) erzielt.

Das operative Ergebnis (EBIT) ist schon seit Jahren im roten Bereich und lag 2023 bei – 5 Mio. GBP (etwa – 6 Mio. Euro). Die Nettoverschuldung des Unternehmens beläuft sich – Stand 31.05.2024 – auf 13,8 Mio. GBP (16,5 Mio. Euro).

AO World plc wurde im Jahr 2000 gegründet und hat seinen Hauptsitz im englischen Bolton (Großraum Manchester). Kerngeschäft des Unternehmens ist der Online-Handel mit Haushaltsgeräten sowie mit Computern, Smartphones, Spiele und Smart-Home-Technologieprodukte. Darüber hinaus bietet AO World auch Service-Dienstleistungen wie die Reparatur und Entsorgung von Elektrogeräten an.

Das Unternehmen beschäftigt etwa 2.800 Mitarbeiter, die im Geschäftsjahr 2023/24 einen Jahresumsatz von gut 1 Mrd. GBP (1,2 Mrd. Euro) erzielt haben. Das EBIT lag bei 39 Mio. GBP (46,5 Mio. Euro).

Die Übernahme-Offerte im Detail

AO bietet den Aktionären von musicMagpie 9,07 britische Pence (GBp) in bar für jede ihrer Aktien an. Das Angebot beinhaltet eine Übernahmeprämie von 58% bezogen auf den Schlusskurs der musicMagpie-Aktie vom 1. Oktober 2024, dem letzten Börsentag vor Bekanntgabe der Übernahmevereinbarung.

AO hat bereits unwiderrufliche Zusagen und Absichtserklärungen über das Andienen von musicMagpie-Aktien, die insgesamt etwa 54% des gesamten ausgegebenen Aktienkapitals von musicMagpie repräsentieren, eingeholt.

AO beabsichtigt die Übernahme aus seinen Barreserven zu finanzieren. Der musicMagpie-Vorstand empfiehlt seinen Aktionären, das Übernahmeangebot anzunehmen.

Bereits im November 2023 hatte der Vorstand von musicMagpie mitgeteilt, dass er sich in ersten Sondierungsgesprächen über eine mögliche Übernahme mit der britischen BT Group plc und der deutschen Investmentgesellschaft Aurelius befindet. Die Sondierungsgespräche haben jedoch zu keiner Übernahme geführt.

So reagierte die Börse

Der Kurs der musicMagpie-Aktie stieg am Tag des Bekanntwerdens der möglichen Übernahme an der Londoner Börse LSE um 50,6% auf 8,66 GBp an. Damit lag der Kurs nur knapp unter den von AO gebotenen 9,07 GBp. Offensichtlich gehen die Anleger von einer problemlosen Realisierung des Übernahme-Deals aus.

Ganz anders entwickelte sich der Kurs der AO-Aktie. Er verlor am 2. Oktober 2024 knapp 2%. Die Investoren sind anscheinend der Auffassung, dass die Übernahme der wirtschaftlich angeschlagenen musicMagpie plc kein gutes Geschäft sei.

So soll es weiter gehen

Nach britischem Recht muss die Übernahme noch von einer eigens einberufenen Hauptversammlung von den musicMagpie-Aktionären sowie vor Gericht genehmigt werden.

Auch die zuständigen Aufsichtsbehörden müssen danach noch ihre Genehmigung für die Übernahme erteilen. Die beteiligten Unternehmen gehen davon aus, dass die Übernahme im 1. Quartal 2025 abgeschlossen werden kann.