Online-Autohändler Vroom mit 90% Kursverlust

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Um satte 90% sackte der Kurs der Vroom-Aktie in den vergangenen 12 Monaten in den Keller. Der Online-Autoverkäufer aus den USA konnte mit seinen vorgelegten Geschäftszahlen die Erwartungen der Anleger nicht erfüllen. Zumal die Gewinnschwelle weiterhin meilenweit entfernt ist. Dabei waren die Erwartungen der Anleger hoch, dass Vroom mit seinem Geschäftsmodell den traditionellen Autokauf revolutionieren wird.

Hype zum Börsengang

Zum Börsengang war die Euphorie groß. Im Juni 2020 wagte Vroom den Sprung aufs Parkett und die Anleger rissen sich förmlich um die Aktie. Dank der starken Nachfrage lag der Ausgabepreis über der ursprünglich angepeilten Spanne von 18 bis 20 Dollar. Außerdem verkaufte Vroom 21,25 statt 18,8 Millionen Anteilsscheine. Damit belief sich das Emissionsvolumen auf 467,5 Millionen Dollar.

Den ersten Handelstag beendeten die Aktien mit 47,90 Dollar deutlich über dem Ausgabepreis. In der Spitze kletterte die Aktie im September 2020 sogar bis auf 73 Dollar, bevor die Euphorie der Anleger nachließ. In den letzten Tagen konnten Anleger eine Vroom-Aktie sogar für unter einen Dollar einsammeln.

Vroom und die Disruption des Autokaufs

Das Geschäftsmodell des Unternehmens ist denkbar einfach. Die im August 2013 gegründete Vroom mit Sitz in New York City bietet eine Online-Plattform zum Verkauf von gebrauchten Automobilen. Investoren vor dem Börsengang waren unter anderem General Catalyst Partners, L Catterton und  T. Rowe Price Associates Inc.

Vroom will vom Trend hin zum Online-Kauf von Autos profitieren. Unterdessen ist der Markt bereits mit Anbietern gut gefüllt, darunter unter anderem Autonation, Autotrader, Carmax, Carvana, eBay Inc. und Shift.

Umsatz bricht im dritten Quartal ein

Zuletzt schwächte sich die Wachstumsdynamik deutlich ab. Legten die Umsätze in 2021 noch um 136% auf 3,18 Milliarden Dollar zu, so kollabieren die Erlöse in diesem Jahr regelrecht. Im dritten Quartal schmolz der Umsatz um 62% auf 340 Millionen Dollar zusammen. Der Online-Gebrauchtwagenhändler meldete für das 3. Quartal einen Rückgang der Gesamteinheiten um 67%.

Online-Absatz schmilzt um 67% zusammen

Online verkaufte Vroom im zurückliegenden Quartal lediglich 6.428 Fahrzeuge. Zum Vergleich: Im Vorjahresquartal waren es noch 19.683 Fahrzeuge. Mit den Online verkauften Fahrzeugen erlöste Vroom 212,9 Millionen Dollar Umsatz – das waren 67,9% weniger als im Vorjahresquartal. Der Verkaufspreis pro online verkauftem Fahrzeug sank unterdessen um 7% auf 33.133 Dollar.

Aber auch im Großhandelsbereich musste Vroom kräftige Einbußen verkraften. Wurden in diesem Geschäftsbereich im Vorjahresquartal noch 9.760 Fahrzeuge verkauft, waren es im letzten Quartal nur noch 3.128 Fahrzeuge.

Vroom verringert die Verluste

Am Ende musste Vroom einen Quartalsverlust von 51,1 Millionen Dollar nach 98,1 Millionen Dollar im vergleichbaren Vorjahresquartal ausweisen. Das lag vor allem daran, dass das Management auf die Kostenbremse getreten hat. Fixkosten wurden ebenso reduziert wie der Marketingaufwand und die Logistikkosten.

Genau wie die Ergebnisse des dritten Quartals ist auch der Ausblick von Vroom für das laufende gemischt. Das Problem ist, dass der Konzern gerade von zwei Seiten in die Zange genommen wird – dem Ende eines kurzfristigen Angebotsengpasses, der zu einer Mini-Blase bei den Preisen geführt hat, und dem Beginn einer Rezession in den USA, die sich abzeichnet.

Vor diesem Hintergrund ist unsicher, wann oder ob der Konzern die Gewinnzone erreicht. Diese Kombination scheint die Anleger derzeit auf jeden Fall abzuschrecken, wie der ausgesprochen drastische Kursverfall der letzten Monaten zeigt.