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Öl-Aktien: Klimaurteil aus Großbritannien – und jetzt?

Inhaltsverzeichnis

Es ist eines der aufsehenerregendsten Gerichtsurteile der letzten Jahre und für die Energiewende möglicherweise ein entscheidender Meilenstein. Vielleicht haben Sie es auch schon mitbekommen: In Großbritannien hat der Oberste Gerichtshof (Supreme Court of the United Kingdom) vor wenigen Tagen eine stärkere Berücksichtigung der Klimafolgen von fossilen Rohstoffen angemahnt.

Aber der Reihe nach: 2019 hatte die Behörde SCC (Surrey County Council) ein Offshore-Ölprojekt des britischen Unternehmens UK Oil & Gas (UKOG) genehmigt. Konkret ging es um den Standort Horse Hill in der Grafschaft Surrey, der um neue Bohrlöcher erweitert werden sollte. Im Rahmen des Genehmigungsprozesses segnete der SCC eine Umweltverträglichkeitsprüfung ab. Dabei wurden die ökologischen Auswirkungen des Baus, der Produktion sowie der späteren Stilllegung des Standorts untersucht.

Wegen fehlender Scope-3-Angaben: Supreme Court kassiert Genehmigung

Nun hat der Supreme Court entschieden, dass eben dieser Prüfprozess nicht ausreichend gewesen sei. Bereits 2019 hatte die Umweltorganisation Weald Action Group gegen die Zulassung der Erweiterungsbohrungen rund um Horse Hill Einspruch eingelegt und den Fall nach mehreren Niederlagen in niedrigeren Instanzen später bis zum Obersten Gerichtshof getragen. Dieser folgte nun der Argumentation der Umweltaktivisten. Demnach hätte die Behörde SCC bei der Umweltverträglichkeitsprüfung nicht nur die direkten Emissionen des Projekts berücksichtigen müssen, sondern auch die indirekten.

Im Mittelpunkt stehen die nachgelagerten Scope-3-Emissionen. Im Bild sehen Sie die verschiedenen Emissionskategorien laut einer Stiftung des Bundesentwicklungsministeriums:

Quelle: Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima (https://allianz-entwicklung-klima.de/toolbox/was-sind-scopes-geltungsbereiche-bei-der-berechnung-der-unternehmensbezogenen-treibhausgasemissionen/)

Im Falle der Ölbranche bedeutet das: Auch die Emissionen, die mit dem Verbrauch des Öls bzw. der damit hergestellten Kraftstoffe einhergehen, müssen berücksichtigt werden. Wenn also ein Autofahrer Benzin tankt, das ursprünglich vom Projekt Horse Hill aus Surrey stammt, werden die Emissionen bei der Verbrennung dieses Sprits dem Unternehmen UKOG in dessen Scope-3-Bilanz geschrieben, obwohl dieses die Emissionen nicht direkt zu verantworten hat.

Richter sieht Öl-Projekt in Verantwortung

Der Oberste Gerichtshof gab nun zu Protokoll, dass die Behörde SCC jene Scope-3-Emissionen fälschlicherweise bei ihrem Prüfprozess nicht beachtet habe. Das Urteil jedenfalls war denkbar knapp. Nur drei von fünf Richtern stimmten dafür, die Planungsgenehmigung für rechtswidrig zu erklären und diese aufzuheben. Einer der zustimmenden Richter, George Legatt, betonte den erheblichen Einfluss der Scope-3-Emissionen auf das Klima. Die entscheidende Frage sei gewesen, ob diese Verbrennungsemissionen in Zusammenhang mit dem Projekt stünden. Legatt bejahte jene Frage mit einem klaren Ja.

Nach Schätzungen der Umweltorganisation Friends of Earth würden nach der Erweiterung von Horse Hill die dann sechs Bohrlöcher in den nächsten 20 Jahren 3,3 Millionen Tonnen Rohöl produzieren und für Scope-3-Ausstöße von 10 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich sein.

Ölfirma drückt wohl auf Bremse – Signalwirkung für die ganze Branche

UKOG jedenfalls will als wichtigster Anteilseigner von Horse Hill nun die Gespräche mit der Zulassungsbehörde SCC wieder aufnehmen. Das Unternehmen dürfte nach eigenen Angaben den Bauantrag so weit abändern, dass die künftige Produktion unter das Niveau fallen wird, bei dem eine Umweltprüfung erforderlich ist. UKOG wird also wahrscheinlich einfach deutlich weniger Öl fördern als ursprünglich gedacht.

Damit geht das Kalkül der Klimaschützer auf. Diese sehen in dem Urteil des Supreme Court eine wichtige Signalwirkung. So könnten andere neue Öl- und Gasprojekte in Großbritannien nun gekippt und sogar bestehende Projekte auf Eis gelegt werden. Die entsprechenden Unternehmen dürften nun ihrerseits eine Risikoabwägung vornehmen. Betroffen wäre beispielsweise Shell. Der Ölkonzern hatte erst Anfang 2024 eine Investition in das Victory-Gasfeld in der britischen Nordsee veröffentlicht. Und auch BP, TotalEnergies, Equinor, Exxon Mobil und Chevron sind in und um Großbritannien stark im fossilen Bereich engagiert.

Mein Fazit für Sie

Die Tragweite des Urteils aus Großbritannien lässt sich aktuell noch längst nicht gänzlich abschätzen. Es bleibt nun abzuwarten, inwieweit andere hohe Gerichte unter anderem auch in der EU entsprechende juristische Ansinnen von Klimaschützern bewerten werden. Die denkbare knappe Mehrheit im britischen Supreme Court könnte der Branche zumindest ein wenig Hoffnung machen.

Für die Branche ist das Urteil meiner Meinung nach trotzdem ein Schuss vor den Bug. Lange Zeit hat sich Big Oil dagegen gesträubt, die Scope-3-Emissionen in die eigenen Klimaziele zu integrieren. Kein Wunder, denn dadurch müssten die Konzerne bei den Fossilen wesentlich stärker auf die Bremse drücken, was nicht nur Produktion und Absatz, sondern auch den zuletzt üppigen Gewinn schmälern würde. Auf der anderen Seite brauchen die Ölmultis die Einnahmen aus dem fossilen Geschäft, um sich aus eigener Kraft zu transformieren und ökologische Technologien zu forcieren.

Durch das Urteil aus Großbritannien hat sich dieses Dilemma nun abermals verschärft. In der Folge könnten immer mehr Investoren von den Ölkonzernen einen noch weitreichenderen Klimakurs einfordern, um die juristischen Risiken zu minimieren. Achten Sie als Anleger deshalb bei Investments in (v.a. europäische) Öl-Aktien besonders auf deren Öko-Strategie.