Siemens Gamesa: Die Wende braucht Zeit

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Mitgehangen, mitgefangen: Seit Jahren sorgt der strauchelnde Windturbinenbauer Siemens Gamesa für Kopfzerbrechen im Siemens-Imperium. Lieferkettenprobleme, extrem hohe Kosten und nicht zuletzt defizitäre Projekte rund um die neue Landturbine „5X“ verhagelten Gamesa regelmäßig die Bilanz. Darunter leiden auch Siemens Energy und Siemens selbst über ihre Beteiligungen.

Siemens Gamesa meldet abermals tiefrote Zahlen

Vor wenigen Tagen hat die in Nordspanien sitzende Siemens-Abspaltung nun ihre Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr (per Ende September) präsentiert. Kurzum: Wie erwartet fiel das Fiskaljahr mau aus – wenngleich es im Schlussquartal Lichtblicke gab. Der Weg hin zu einer nachhaltigen Besserung bleibt trotzdem weit.

Schauen Sie: Im Geschäftsjahr erzielte Gamesa einen Umsatz von 9,8 Milliarden Euro, ein Rückgang von 4 Prozent. Das ist umso bemerkenswerter, da der Auftragseingang abermals zulegte – um 2,5 auf mehr als 35 Milliarden Euro.

Auf den ersten Blick sieht das zwar gut aus, doch vor allem viele Altbestellungen erweisen sich wegen der inzwischen gestiegenen Kosten als verlustträchtig. Und so musste der Windturbinenbauer unterm Strich einen Verlust von 940 Millionen Euro hinnehmen. Das ist noch einmal mehr als im Vorjahr (627 Mio. €).

Siemens-Sanierer Eickholt soll das Ruder herumreißen

Vorstandschef Jochen Eickholt, der vor einigen Monaten das Zepter bei Gamesa übernommen hatte, will deshalb den Bestand an Projekten überprüfen. Aber nicht nur das: Eickholt hatte zuletzt auch Stellenstreichungen angekündigt.

Der Manager war zuvor bei Siemens Energy und dem Mutterkonzern Siemens tätig. Eickholt hatte sich in den letzten Jahren als Sanierer innerhalb des Siemens-Imperiums hervorgetan. Bei der ICE-Sparte von Siemens hatte er das schwächelnde Geschäft wieder erfolgreich gemacht. Nun soll er ähnliche Fortschritte bei Gamesa ermöglichen.

Die Verpflichtung von Eickholt beim Windturbinenbauer ist gleichzeitig ein Signal, dass Siemens bzw. Siemens Energy bei Gamesa durchgreifen will. Tatsächlich wird Siemens Energy die restlichen Anteile von Gamesa komplett übernehmen. Hierzu gab die spanische Börsenaufsicht vor wenigen Tagen ihr Einverständnis.

Gamesa soll dann von der Börse genommen und in Siemens Energy integriert werden, wodurch sich das Management Synergien erhofft. Denn eigentlich ist der Windturbinenbauer grundsätzlich ein vielversprechendes Unternehmen, zumindest wenn man sich den Boom der Erneuerbaren Energien und insbesondere der Windkraft vergegenwärtigt.

Erste Lichtblicke – trotzdem langer Atem nötig

Und tatsächlich: Im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahrs zeigte Gamesa Anzeichen der Besserung. So stieg der Umsatz zwischen Juli und Ende September um 18 Prozent auf 3,37 Milliarden Euro. Unterm Strich schrieb die Firma gar schwarze Zahlen – 286 Millionen Euro Gewinn.

Für das nun laufende Geschäftsjahr gab sich das Management trotzdem zurückhaltend. Das wirtschaftliche Umfeld bleibe hochkomplex und die Belastungen durch Inflation, Lieferkettenstörungen sowie hohe Materialkosten dürften erst einmal nicht abnehmen, so Gamesa.

Eine nachhaltige Besserung stellt das Unternehmen erst für 2025 in Aussicht. Bis dahin will man die Plattform-Strategie straffen, skalierbare Betriebsmodelle für Offshore, Onshore sowie Service etablieren und die Beschaffung standardisieren. Dadurch soll das Geschäft von Gamesa effizienter und robuster gegen äußere Störfaktoren werden.

Mein Fazit für Sie

Die Krise bei Gamesa ist noch längst nicht überwunden. Auch wenn der Windturbinenbauer bald nicht mehr separat an der Börse notiert sein wird, bleibt dessen operative Entwicklung wichtig für die Aktien des Mutterkonzerns Siemens Energy und auch für Siemens selbst. Denn Siemens hält eine Beteiligung an Siemens Energy und ist somit über Umwege vom Gamesa-Geschäft betroffen.

Summa Summarum macht die Effizienz-Strategie der neuen Gamesa-Führung meiner Meinung nach aber Hoffnung. Das Unternehmen ist einer der größten Windradhersteller der Welt – mit einem breiten Kundenstamm. Aus diesem Potenzial kann Gamesa langfristig Kapital schlagen. Für die Trendwende braucht die Firma nun vor allem eines: Zeit.