Novartis geht mit Anthos-Deal wieder auf Einkaufstour

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Diese Woche folgte der nächste Paukenschlag in der Biotech-Branche. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis peilt die milliardenschwere Übernahme des Biopharma-Unternehmens Anthos Therapeutics an. Mit dem Deal erhält Novartis Zugang zu einem experimentellen Blutverdünner, den das Unternehmen vor sechs Jahren an das von Blackstone unterstützte Unternehmen lizenziert hat.

Die Übernahme ist die erste von Novartis im Jahr 2025. Damit nimmt der Konzern seine Einkaufstour wieder auf. In den vergangenen Jahren schluckten die Schweizer reihenweise Start-ups, darunter DTx Pharma, Mariana Oncology, Calypso Biotech und IFM Due.

Novartis: Pharma-Riese aus der Schweiz

Das Geschäftsmodell von Novartis konzentriert sich auf die Forschung, Entwicklung, Herstellung und Vermarktung eines breiten Spektrums von Gesundheitsprodukten mit Schwerpunkt auf innovativen Pharmazeutika. Der Konzern fokussiert sich dabei auf vier therapeutische Kernbereiche: Herz-Kreislauf-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen, Immunologie, Neurologie und Onkologie.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr gingen bei Novartis 50,31 Milliarden Dollar an Umsatz durch die Bücher. Das entspricht einem wechselkursbereinigten Umsatzwachstum von 12%. Gleichzeitig erhöhte sich der Reingewinn um 45% auf 11,93 Milliarden Dollar.

Novartis blättert bis zu 3,1 Milliarden Dollar auf den Tisch

Nun zu den Details des Deals: Novartis will bis zu 3,1 Milliarden Dollar für das in Boston ansässige Start-up Anthos Therapeutics auf den Tisch legen. Interessant: Das Unternehmen hatte Novartis in 2019 mit Blackstone Life Scienes mit 250 Millionen Dollar gegründet. Jetzt will sich der Pharmariese die Firma in den Konzern holen und wird 925 Millionen Dollar im Voraus zahlen.

Weitere potenzielle Zahlungen in Höhe von bis zu 2,15 Milliarden Dollar werden beim Erreichen bestimmter regulatorischer und umsatzbezogener Meilensteine fällig. Das Geschäft soll in der ersten Hälfte des Jahres 2025 abgeschlossen werden.

Fokus auf Blutverdünner

Mit der Transaktion will Novartis Zugang zum blutverdünnenden Medikament Abelacimab erlangen. Dieses befindet sich aktuell in der späten Testphase. Novartis entdeckte den Wirkstoff ursprünglich, lizenzierte ihn aber 2019 an Anthos. Durch diesen Deal erhielt Novartis eine Minderheitsbeteiligung an Anthos, das den Wirkstoff in die Phase 3 der Erprobung gebracht hat.

Das Medikament soll vor allem zur Prävention von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei Patienten mit Vorhofflimmern zum Einsatz kommen. Zudem soll damit das Wiederauftreten von Blutgerinnseln verhindert werden.

Sicherer als Konkurrenzprodukte

Abelacimab ist ein sogenannter Faktor-XI-Hemmer, der vor allem sicherer sein als bestehende Blutverdünner wie Xarelto und Eliquis. Die aktuell bereits zugelassenen Wettbewerbsprodukte erwirtschaften jedes Jahr milliardenschwere Umsätze. Allerdings birgt der Einsatz der Präparate auch die Gefahr von Blutungsrisiken. Abelacimab soll die Gerinnung stoppen und gleichzeitig einige dieser Probleme umgehen.

Gegenüber den etablierten Medikamenten konnte Anthos in Phase-2-Studien eine 80-prozentige Verringerung venöser Thromboembolien im Vergleich zu Enoxaparin und eine geringere Rate an Blutungsereignissen als bei Xarelto nachweisen. Das Biotech-Unternehmen begann 2022 mit drei Phase-3-Studien.

Bis sich hohe Umsätze mit dem Medikament erzielen lassen, wird es allerdings noch dauern. Indes scheint das Novartis-Management vom Potenzial überzeugt zu sein und setzt mit dem Anthos-Deal seine anorganische Wachstumsstrategie weiter fort.