Novartis-Aktie: Q1-Zahlen im Check – das sollten Sie wissen!
Auch wenn klassische Pharma-Aktien oft als eher langweilig und konservativ gelten, sind sie an der Börse auch für eine positive Überraschung gut. Neustes Beispiel: Novartis. Der Schweizer Pharmagigant hat kürzlich seine Zahlen zum ersten Quartal 2023 vorgelegt und sich unerwartet stark präsentiert. Anleger dürfen sich nun auf weiteres Wachstum einstellen.
Pharmagigant: So schlug sich Novartis in Q1 2023
Aber schauen Sie selbst: Der Konzern aus Basel erzielte in Q1 2023 einen Umsatz von 12,95 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Plus von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der bereinigte Betriebsgewinn stieg derweil um satte 15 Prozent auf 4,41 Milliarden Dollar. Unterm Strich blieb dem Pharmagiganten ein Nettogewinn von 2,29 Milliarden Dollar (+14 %).
Wichtig: Bei den genannten prozentualen Veränderungen sind die Währungseffekte herausgerechnet. Inkludiert man diese, fielen die Steigerungen deutlich geringer aus, da Novartis etwa seine Euro-Einnahmen in US-Dollar rapportiert und die aktuelle Schwächephase des Greenbacks bei der Umrechnung die Bilanzierung belastet.
Diese Medikamente vergolden die Perspektive
Lässt man das beiseite, konnte der Konzern aus eigener Kraft allerdings glänzen und weitestgehend über den Erwartungen des Marktes bleiben. Den größten Zuwachs erzielte Novartis mit seinem recht neuen Leukämie-Medikament „Scemblix“, dessen Umsätze um 202 Prozent auf 76 Millionen Dollar zulegten.
Dahinter folgen weitere Wachstumsassets wie „Kesimpta“ (Behandlung von Multipler Sklerose, +100 % auf 384 Mio. $) und das Krebsarzneimittel „Kisqali“ (+81 % auf 415 Mio. $). Absolut gesehen war der größte Umsatzbringer in Q1 2023 abermals das Herzmedikament „Entresto“, mit einem Plus von 32 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Dollar.
Novartis blickt optimistischer auf 2023
Kein Wunder also, dass sich Novartis mit seinem erfolgreichen Therapie-Portfolio auf Kurs sieht. Wegen der guten Q1-Ergebnisse erhöhte das Management die Prognose für das Gesamtjahr 2023. Demnach rechnet der Pharmagigant nun mit einem Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Zuvor hatte das Management für das laufende Jahr nur ein Wachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt.
Beim operativen Kernergebnis erwartet der Konzern für 2023 nun ein Plus im hohen einstelligen Prozentbereich, anstatt im mittleren einstelligen Bereich. „Die Dynamik unserer Pipeline stimmt uns zuversichtlich im Hinblick auf unsere Wachstumsaussichten“, betonte Konzernboss Vas Narasimhan.
Weitere Hoffnung setzt der Konzern unter anderem auf die Arzneimittel „Iptacopan“ (Behandlung der Bluterkrankung PNH) und „Pluvicto“(Behandlung von Prostatakrebs), zu denen alsbald weitere klinische Ergebnisse erwartet werden.
Mehr Fokus auf Innovationen: Generika-Sparte Sandoz soll abgetrennt werden
Novartis jedenfalls hat operativ derzeit eine umfangreiche Strategieänderung im Blick. So soll das Generika-Geschäft Sandoz noch im zweiten Halbjahr 2023 abgespalten und wohl separat an die Schweizer Börse gebracht werden. Der Spin-Off sei nach wie vor auf Kurs, meldete der Pharmagigant nun im Rahmen seiner Quartalspräsentation. Novartis will sich durch die Sandoz-Loslösung auf das zukunftsfähige Geschäft mit patentgeschützten Medikamenten konzentrieren und so neue Wachstumsfantasie an der Börse generieren.
Zur Einordnung: Generika sind Arzneimittel, die andere Medikamente nachahmen, deren Patentschutz abgelaufen ist. Sandoz hat nach eigenen Angaben Hunderte dieser Nachahmerprodukte in seinem Portfolio und gehört damit zu den größten Generika-Playern der Welt. Die Wachstumsperspektiven der Nachahmerpräparate sind traditionell wegen deren ohnehin längst etablierten Wirkkraft nicht so umfangreich wie die der neuen und innovativen Patent-Medikamente.
Novartis-Aktie: mein Fazit für Sie
Nachdem Novartis im Geschäftsjahr 2022 beim Ergebnis erhebliche Abstriche machen musste, scheint der Pharmagigant im neuen Jahr nun wieder auf die Spur zurückgefunden zu haben – auch wenn die negativen Währungseffekte rund um den schwachen US-Dollar das Bild etwas eintrüben.
Schauen wir uns noch den Aktien-Chartan (Kursstand: 25.04.2023, 11:30 Uhr, Börse Stuttgart):
Deutlich zu sehen ist die erhebliche Volatilität des Pharma-Titels im letzten Jahr. Seit Mitte März 2023 ist das Papier wieder in eine optimistische Phase gewechselt, die am Dienstag durch die überraschend guten Q1-Zahlen und die erhöhte Prognose unterstützt wurde.
Die für 2023 erwartete Dividendenrendite liegt indes bei 3,48 Prozent und das entsprechende Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 21,6 Zählern (via Marketscreener, Stand: 25.04.2023). Die Aktie ist demnach also nicht mehr ganz so günstig bewertet.
Der Analyst Peter Welford vom US-Unternehmen Jefferies etwa sieht in seiner, nach den Zahlen veröffentlichen Studie trotzdem noch Aufwärtspotenzial – allerdings lediglich um rund 9 Prozent (Kursstand: 25.04.2023, 11:30 Uhr). Der Experte betonte vor allem die angehobenen Jahresziele, die am Markt gut ankommen dürften.
Meiner Meinung nach bleibt Novartis eine interessante Aktie mit etlichen etablierten Arzneimitteln und vielversprechenden Medikamentenkandidaten vor allem im Bereich Krebstherapie. Diese Perspektive dürfte durch die Abspaltung der Generika-Sparte Sandoz an der Börse künftig sichtbarer werden, was der Aktie langfristigen Auftrieb bescheren könnte.