Norwegian Cruise Line – Kurssturz trotz höherer Jahresprognose
Die Kreuzfahrtreederei Norwegian Cruise Line Holdings, kurz Norwegian, übertrifft mit ihrer Quartalsbilanz die Erwartungen und erhöht den Ausblick für das Gesamtjahr. Dennoch bricht die Aktie phasenweise um über 10 Prozent ein, weil die kurzfristige Prognose für das dritte Quartal enttäuscht.
Rekordumsatz dank anhaltend hoher Nachfrage
Trotz des Namens ist Norwegian mit den drei Tochtergesellschaften Norwegian Cruise Line, Oceania Cruises und Regent Seven Seas Cruises inzwischen in Bermuda registriert und hat sein Hauptquartier in Miami im US-Bundesstaat Florida.
Die nach Umsatz drittgrößte Kreuzfahrtreederei der Welt hat im am 30. Juni 2023 abgeschlossenen zweiten Quartal (Q2) des Geschäftsjahres 2023 den Umsatz im Vorjahresvergleich beinahe verdoppelt auf 2,21 Milliarden US-Dollar. Das ist der höchste Wert der Unternehmensgeschichte und liegt auch um ein Drittel über dem entsprechenden Quartalswert des letzten vollen Vor-Corona-Jahres 2019. Analysten hatten mit im Schnitt 2,17 Milliarden US-Dollar einen etwas schwächeren Umsatz berechnet.
Gewinnziele übertroffen
Auch bei den Gewinnzahlen übertraf Norwegian die Erwartungen. So lag der bereinigte operative Gewinn (EBITDA) mit 514,8 Millionen Dollar um 6 Prozent über den vom Konzern selbst angestrebten 485 Millionen Dollar. Ein Jahr zuvor war angesichts der Pandemie-Nachwehen noch ein operativer Verlust in Höhe von 184,5 Millionen Dollar angefallen.
Das bereinigte Ergebnis je Aktie fiel mit 0,30 Dollar ebenfalls höher aus als die eigene Zielstellung (0,25 Dollar) sowie die im gleichen Bereich liegenden Erwartungen der Branchenexperten. Im Vorjahresquartal hatte Norwegian einen bereinigten Verlust je Aktie von minus 1,14 Dollar verbucht. Zum guten Quartalsergebnis trugen niedrigere Kosten und die gesunkenen Energiepreise bei. Im ersten Halbjahr 2023 hat das bereinigte Ergebnis je Aktie mit 0,01 Dollar gerade so den Sprung in den positiven Bereich geschafft (2022: minus 2,96 Dollar).
Höhere Jahresprognose, aber kurzfristig Ernüchterung
Für das gesamte Geschäftsjahr 2023 hat das Management von Norwegian die Zielsetzung für den Gewinn je Aktie um 0,05 auf 0,80 Dollar angehoben. Der bereinigte EBITDA soll zwischen 1,85 und 1,95 Milliarden Dollar erreichen.
Der Ausblick auf das laufende dritte Quartal mit den für die Branche so wichtigen Sommermonaten in der nördlichen Erdhalbkugel sorgt bei den Analysten hingegen für Enttäuschung. Hier erwartet das Management ein bereinigtes EBITDA von etwa 730 Millionen Dollar und ein bereinigtes Ergebnis je Aktie von 0,70 Dollar – die Experten hatten dem Konzern mit 0,80 Dollar je Anteilsschein erheblich mehr Optimismus zugetraut.
Der verhaltene kurzfristige Ausblick sorgt im Zusammenspiel mit hohen Erwartungen im Vorfeld (die durch die starke Quartalsbilanz des Konkurrenten Royal Caribbean Group in der Vorwoche noch befeuert wurden) und der zu Gewinnmitnahmen einladenden außerordentlich starken Performance der Norwegian-Aktie in diesem Jahr für einen Kurseinbruch. Nachdem bislang seit Jahresbeginn ein Plus von 80 Prozent erreicht worden war, geht es heute im deutschen Nachmittagshandel um über 8 Prozent abwärts auf rund 18 Euro.