Northvolt: Strompreise – wie Deutschland ins Abseits gerät!
In den letzten Tagen haben Millionen deutsche Haushalte einen Brief ihres Stromversorgers erhalten und müssen nun höhere Abschläge bezahlen. Kein Wunder, sind die Strompreise doch immer noch auf einem sehr hohen Niveau.
Aber nicht nur Privatpersonen sind davon betroffen. Auch die Wirtschaft gerät wegen der hohen Stromkosten in die Bredouille. Das Ganze geht gar so weit, dass einige ausländische Akteure ihre Investitionen in deutsche Produktionsstandorte inzwischen überdenken. Deutschland ist in der jetzigen Situation in Sachen Energiekosten schlicht und ergreifend nicht mehr wettbewerbsfähig – vor allem im Vergleich zu außereuropäischen Märkten.
Northvolt: Batterieprojekt in Schleswig-Holstein auf der Kippe
Neustes Beispiel: Northvolt. Der aufstrebende Batteriehersteller aus Schweden hat in Europa bereits einen Produktionsstandort in Betrieb genommen und plant einige weitere, um den Durchbruch der Elektromobilität zu ermöglichen.
Erst Anfang 2022 hatte Northvolt bekannt gegeben, dass man in der Nähe der Stadt Heide in Schleswig-Holstein ein solches Batteriewerk errichten wolle. Eigentlich sollte diese Akkufabrik ab Mitte 2023 gebaut und Ende 2025 in Betrieb gehen – mit einer jährlichen Batteriezellen-Kapazität von immerhin 60 Gigawattstunden. Damit könnte man rund eine Million E-Autos pro Jahr versorgen.
Doch nun steht das Projekt offenbar auf der Kippe. Im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) musste Northvolt-Chef Peter Carlsson vor wenigen Tagen einräumen, dass man die Wirtschaftlichkeit von energieintensiven Projekten in Deutschland gefährdet sehe.
Das heißt: Die geplante Gigafactory in Heide dürfte sich wegen der hohen Strompreise nun verzögern. Im schlimmsten Falle könnte gar das gesamte Projekt verworfen werden. Manager Carlsson wies jedenfalls darauf hin, dass eine Entscheidung zu Heide noch nicht abschließend getroffen worden sei.
Northvolt hofft wohl auf weitere Zugeständnisse der Politik
Das Unternehmen hatte zuvor zwar eine Absichtserklärung mit der Landesregierung in Kiel geschlossen. Doch in trockenen Tüchern ist die Fabrik damit noch nicht. Northvolt hat noch bis Ende 2022 Zeit, eine endgültige Entscheidung zu treffen. Konzernchef Carlsson betonte nun gegenüber der FAZ, dass alle Beteiligten den Standort in Heide möglich machen wollen.
Liest man die Aussagen des Managers zwischen den Zeilen, dürfte das eine klare Aufforderung an die Politik sein, noch mehr Zugeständnisse zu machen. Bund und Land hatten Northvolt im Mai Fördermittel in Höhe von 155 Millionen Euro für den Standort in Heide zugesprochen. Nun könnte die Politik gezwungen sein, noch tiefer in die Taschen zu greifen, um die Skandinavier nicht zu verlieren.
Niedrigere Stromkosten, höhere Subventionen: Carlsson erwägt Standort in den USA
Carlsson jedenfalls machte in dem Interview klar, dass man auch Alternativen habe. Man sei jetzt an einem Punkt, an dem man möglicherweise einer Expansion in die USA Vorrang gegenüber Europa geben werde.
Der Manager begründete das zum einen mit den niedrigeren Stromkosten in den USA, aber auch mit den dort höheren Fördergeldern für die Batterie- und Elektroautoproduktion. US-Präsident Joe Biden hatte erst kürzlich ein neues, milliardenschweres Subventionspaket geschürt, um Batterieproduzenten in die USA zu locken.
Volkswagen mit im Boot
Klar: Das Projekt in Heide ist nicht gänzlich vom Tisch. Zumindest eine Verzögerung lässt sich nun aber wohl nicht mehr ausschließen. Für die Region in Schleswig-Holstein ist die Hängepartie jedenfalls eine bittere Pille. Immerhin will Northvolt dort eigentlich Tausende neue Arbeitsplätze schaffen.
Aber auch der Autokonzern Volkswagen dürfte nun hellhörig geworden sein. Die Wolfsburger sind mit 20 Prozent an Northvolt beteiligt. Kurios: Vor einigen Jahren hatte VW zusammen mit den Schweden den Bau einer Batteriefabrik im niedersächsischen Salzgitter angekündigt.
Im letzten Jahr beendete der Autogigant dann die operative Kooperation, da VW das Ganze offenbar zu lange dauerte. Inzwischen will VW die Fabrik in Niedersachsen im Alleingang errichten. 2025 soll die Produktion dort anlaufen. Ob Volkswagen nun (politischen) Einfluss auf das Projekt in Schleswig-Holstein nehmen wird, bleibt jedenfalls abzuwarten.
Mein Fazit für Sie
Die Aussagen von Northvolt-Chef Carlsson sind ein Schuss vor den Bug. Die hohen Stromkosten sorgen für Unsicherheit und lassen den Wirtschaftsstandort Deutschland zunehmend unattraktiv erscheinen.
Immerhin versucht die Politik dem unter anderem mit einer Strompreisbremse entgegenzuwirken. Ob sich ausländische Akteure durch einen solchen staatlichen Markteingriff beruhigen lassen, muss sich aber erst noch zeigen.