Worldline-Aktie: Wie es nach dem Kurskollaps weitergeht
Satz mit x, das war wohl nichts. Wer in diesem Jahr auf eine Kurserholung bei der Aktie des Zahlungsdienstleisters Worldline spekuliert hat, wurde bitter enttäuscht. Nachdem der Konzern in der vergangenen Woche die Anleger mit der dritten Gewinnwarnung innerhalb von 12 Monaten schockiert hatte, wurde die Aktie kräftig nach unten durchgereicht und sackte auf ein neues Jahrestief. Mussten Anleger zum Jahreswechsel noch beinahe 16 Euro für eine Aktie auf den Tisch legen, so war ein Anteilschein gestern Nachmittag für 6,24 Euro zu haben.
Wie geht es nach dem Kurskollaps weiter? Wie reagiert der Konzern auf die schwache Geschäftsentwicklung und wie schätzen die Analysten die Perspektiven des Unternehmens ein?
Worldline – ein paneuropäischer Bezahldienstleister
Worldline S.A. hat sich auf Zahlungsverkehrs- und Transaktionsdienstleistungen spezialisiert. Das Unternehmen bietet eine breite Palette von Lösungen im Bereich Zahlungsabwicklung, E-Commerce, mobile Zahlungsdienste, elektronische Zahlungsterminals und Sicherheitstransaktionen an. Der Konzern unterstützt Banken, Händler, Regierungen und andere Organisationen bei der Abwicklung von Zahlungen und Transaktionen in einer sicheren und effizienten Weise.
Konkurrenz und Kaufzurückhaltung sorgen für Bremsspuren
Allerdings hat Worldline seit geraumer Zeit mit enormen Gegenwind zu kämpfen. Zunehmende Konkurrenz und die anhaltende Kaufzurückhaltung sorgen für Belastungen. Zuletzt haben sich die Aktivitäten weiter abgeschwächt – etwa in der Pazifik-Region. Einige globale Online-Verticals wie Travel haben sich laut Firmenangaben unterdurchschnittlich entwickelt. Anfang des Jahres hatte Worldline, zu dem Payone gehört, den Abbau von 8% der weltweit 18.000 Stellen verkündet. Nun wurde die bisherige Prognose wiederholt zusammengestrichen.
Worldline kappt abermals die Planung
Der Payment-Spezialist rechnet nun für das laufende Gesamtjahr mit einem organischen Umsatzwachstum von um die 1%, einem bereinigten Bruttobetriebsüberschuss von rund 1,1 Milliarden Euro und einem zur Verfügung stehenden Cashflow von ungefähr 200 Millionen Euro.
Zur Erinnerung: Worldline hatte bereits nach einem Nettoverlust von 29 Millionen Euro im ersten Halbjahr Anfang August die Prognose gesenkt. Zu dem Zeitpunkt war der Konzern noch von einem organischen Umsatzwachstum von 2% bis 3%, einem bereinigten Bruttobetriebsüberschuss von rund 1,13 bis 1,17 Mrd. Euro und einem Cashflow von 230 Mill. Euro ausgegangen.
Führungswechsel soll Vertrauen wieder herstellen
Nun soll ein Wechsel an der Konzernspitze wieder für Vertrauen bei den Anlegern sorgen. Der bisherige Chef Grapinet wird Ende September das Unternehmen verlassen. Einen Nachfolger gibt es aber bislang noch nicht. Generaldirektor Marc-Henri Desportes soll Worldline zunächst übergangsweise leiten.
Analysten sind unentschlossen
Derweil sind die Analysten geteilter Meinung, was die Zukunft der Aktie angeht. Laut marketscreener.com beschäftigen sich derzeit 20 Experten mit der Aktie. Davon sprechen 6 Analysten eine Kaufempfehlung aus, während 11 Banker zum Halten der Papiere raten und 3 Analysten zum Verkauf votieren. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit 12,45 Euro allerdings deutlich über dem aktuellen Kursniveau.
Fazit: Die Geschäftsentwicklung und die wiederholten Gewinnwarnung haben für einen Vertrauenskollaps bei den Worldline-Anlegern gesorgt. Auf 3-Jahressicht liegen die Papiere rund 90% im Minus. Der Börsenwert des einstigen Hoffnungsträgers ist auf 1,77 Milliarden Euro zusammengeschmolzen. Auf Basis der Analystenschätzungen (Gewinn je Aktie 2024: 0,60 Euro) ergibt sich damit aktuell ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,4. Ob das ausreicht, Finanzinvestoren auf der Suche nach einer Übernahme anzuziehen oder die Anleger wieder zurück in die Aktie zu locken, wird sich aber erst noch zeigen müssen.