Top-Aktivist rückt Pfizer-Management auf die Pelle

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In den zurückliegenden Jahren erlebten Pfizer-Anleger eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle. Während der Corona-Pandemie scheffelte der Pharma-Riese mit seiner Biontech-Partnerschaft Milliardengewinne und die Aktie zeigte eine starke Entwicklung. Doch seither ist die Euphorie verflogen. Die Umsätze waren rückläufig und Pfizer stemmte im letzten Jahr mit der 43 Milliarden Dollar schweren Seagen-Übernahme den größten Zukauf seit mehreren Jahren.  

Die Anleger zeigten sich davon unbeeindruckt und schenkten auch der Produktpipeline des Konzerns wenig Beachtung. Mit drastischem Ergebnis für die Kursentwicklung: Auf Zwölfmonatssicht liegen die Pfizer-Papiere rund 12% im Minus, während der US-Aktienleitindex S&P 500 ein Drittel im Plus liegt.

Nun könnte sich aber einiges ändern. Zu Wochenbeginn lief der Einstieg des renommierten Aktivisten und Großinvestors Starboard Value über die Ticker.

Pfizer – weltweit führender Pharmakonzern…

Pfizer zählt zu den weltweit größten Pharmakonzernen. Das Unternehmen konzentriert sich primär auf die Entwicklung und Produktion von verschreibungspflichtigen Medikamenten und bietet Arzneimittel in vielen Therapiegebieten an: Die Kompetenzfelder sind in erster Linie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen des zentralen Nervensystems, Rheuma und Schmerzen, Infektionen und HIV-Erkrankungen, urogenitale Erkrankungen, Atemwegsbeschwerden, Augen- und Stoffwechselleiden sowie Krebserkrankungen. Die Produkte des Unternehmens sind in über 150 Ländern rund um den Globus erhältlich.

Quartalszahlen besser als befürchtet – Prognose erhöht

Nach dem deftigen Umsatzeinbruch von 100 Milliarden Dollar in 2022 auf 57,4 Milliarden Dollar in 2023 konnte sich Pfizer zuletzt wieder etwas stabilisieren. Das Unternehmen meldete im zweiten Quartal einen Umsatz von 13,28 Milliarden Dollar. Das lag 2% über dem Vorjahr und 260 Millionen Dollar über den Analystenschätzungen. Unter dem Strich stand ein bereinigter Gewinn von 60 Cent pro Aktie in den Büchern, was die Prognosen um 14 Cent übertraf.

Zeitgleich wurde die Planung nach oben geschraubt: 2024 stellt Pfizer einen Umsatz zwischen 59,5 bis 62,5 Milliarden Dollar in Aussicht. Beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn werden nun zwischen 2,45 und 2,65 Dollar je Aktie angepeilt. Damit liegt die neue Spanne 30 Cent über der alten.

Bekannter Aktivist investiert 1 Milliarde Dollar in Pfizer

Zum Wochenbeginn gab es dann einen Paukenschlag. Der aktivistische Investor Starboard Value hat eine Beteiligung von ca. 1 Milliarde Dollar an Pfizer erworben und drängt das Unternehmen zu Veränderungen. Im Vorfeld hat sich das Starboard an zwei ehemalige Führungskräfte von Pfizer (Ian Read und Frank D’Amelio), gewandt, um dem Aktivisten bei seiner Kampagne zu helfen. Read war von 2010 bis 2018 Chief Executive Officer des Pharma-Giganten. D’Amelio war von 2007 bis 2021 Chief Financial Officer von Pfizer.

Wer hinter Starboard Value steckt

Firmengründer von Starboard Value ist Mit Jefferey Smith. Als Aktivist erwirbt der Firmengründer und Hedgefondsmanager Aktien von unterbewerteten, aber zum Teil nicht effizient geführten Unternehmen und trimmt sie auf mehr Rendite. Mit Erfolg. Medienberichten zufolge hat Starboard Value seit 2002 rund 86% seiner Kampagnen mit Gewinn abgeschlossen. Das ist eine sehr hohe Quote. Seine strategische Weitsicht bewies er bereits zu Beginn seiner Karriere, als er das Saftunternehmen seines Vaters auf Kurs brachte und für 21 Milliarden Dollar an einen Wettbewerber veräußerte. Seither hat er sich aktivistisch bei zahlreichen Unternehmen engagiert und seinen Anlegern teils beachtliche Renditen beschert.

Einzelheiten noch nicht bekannt

Was der Fahrplan von Starboard Value ist, ist noch nicht bekannt. Nach einem Rückgang des Nettogewinns im ersten Quartal um 44% kündigte Pfizer im Mai dieses Jahres bereits ein Kostensenkungsprogramm an, das bis 2027 Einsparungen in Höhe von rund 1,5 Milliarden Dollar bringen soll.

Es bleibt also spannend. Das hohe Investment von 1 Milliarden Dollar (0,6% aller Pfizer-Aktien) spricht jedenfalls für Zuversicht. Die gesamten verwalteten Vermögenswerte von Starboard Value liegen laut dem Datendienstleister Gurufocus bei rund 4,3 Milliarden Dollar. Entsprechend dürfte die Pfizer-Aktie eine Gewichtung von über 20% haben.