Teladoc macht mit Amazon gemeinsame Sache
Hoch gelobt und tief gefallen. Das trifft auf die Teladoc-Aktie zu wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Von 2016 bis zum Hochpunkt der Corona-Krise in 2021 kannte die Aktie kein Halten mehr. Die Papiere explodierten regelrecht von rund 10 auf bis zu 300 Dollar. Doch seither geht es stramm bergab. Die Kombination von deutlich gestiegene Risikoaversion der Anleger gepaart mit hohen Verlusten befeuerten den Abwärtstrend. Zuletzt war die Aktie für rund 9,30 Dollar zu haben. Daran konnte auch die jüngst verkündete Kooperation mit dem Online-Giganten Amazon nichts ändern.
Teladoc Health – Vorreiter bei virtuellen Arztbesuchen
Das US-Unternehmen bietet als Pionier und Marktführer der sogenannten Telemedizin Patienten 24 Stunden am Tag die Möglichkeit medizinischer Beratung durch staatlich zugelassene Ärzte an. Die Beratung durch ein Netzwerk aus 70.000 Ärzten erfolgt vor allem per Videochat vom PC, Tablet oder Smartphone ganz bequem von Zuhause aus. Das ist kostengünstiger, spart jede Menge Zeit und ist garantiert virenfrei. Damit zählte Teladoc zu den größten Profitieren der Corona-Pandemie sowie der überfälligen Digitalisierung des Gesundheitssektors.
Das Dienstleistungs- und Lösungsportfolio deckt verschiedene medizinische Bedürfnisse ab: von nicht dringenden, einmaligen virtuellen Arzt-Besuchen bei Grippe und Infektionen bis hin zu chronischen, komplizierten Erkrankungen wie Krebs und Herzproblemen.
Im B2B-Bereich arbeitet Teladoc Health mit zahlreichen Kunden aus dem Gesundheitssektor zusammen, um die Dienste über Partner an die Endkunden anzubieten. Zu den Kunden zählen Krankenhäuser und andere Akteure aus dem Gesundheitssystem, Versicherungen und Finanzdienstleister, die mithilfe des Angebots von Teladoc Health ihre Kosten senken können. Über eigene Marken wie BetterHelp und über andere Marken von Partnerschaften werden Patienten direkt adressiert.
Umsatzrückgang im dritten Quartal
Im dritten Quartal reduzierte sich der Teladoc-Umsatz um 3% auf 640,5 Millionen Dollar. Dabei wurden 83% der Umsätze in den USA erzielt. Das Segment Integrated Care verzeichnete ein Umsatzwachstum von 2% im Jahresvergleich auf 383,7 Millionen Dollar, mit einer verbesserten bereinigten EBITDA-Marge von 17,7%. Das BetterHelp-Segment hingegen erlebte einen Umsatzrückgang von 10% auf 256,8 Millionen Dollar, bei einer bereinigten EBITDA-Marge von 5,9%.
Gewinnschwelle in weiter Ferne
Die Zahl der Mitglieder der Integrierten Versorgung in den USA belief sich zum 30. September 2024 auf 93,9 Millionen, was einer Verbesserung 4,3 Millionen gegenüber dem Vorjahr entspricht. Derweil schreibt Teladoc noch rote Zahlen. Unter dem Strich lag der Verlust im abgelaufenen Quartal bei 33,27 Millionen Dollar. Immerhin wurden die Verluste zum Vorjahresquartal verringert (Vorjahr: -57,07 Millionen Dollar).
Amazon-Deal kann Kurs nicht antreiben
Nun gab Teladoc Health eine Partnerschaft mit Amazon bekannt, um seine Marktreichweite durch den Beitritt zum Health Benefits Connector von Amazon zu erhöhen. Die Zusammenarbeit wird es berechtigten Amazon-Kunden ermöglichen, Teladocs Programme zum Management chronischer Erkrankungen, einschließlich Diabetes, Bluthochdruck, Prädiabetes und Gewichtsmanagement, zu entdecken und sich dafür anzumelden.
Grundsätzlich ist der Deal positiv, da er die Zahl der Teilnehmer an den Programmen für chronische Erkrankungen, die mehr als 1 Million aktive Teilnehmer haben, erhöhen könnte. Die Gesamtzahl der Einschreibungen in das Teladoc-Programm für chronische Erkrankungen stieg im dritten Quartal 2024 um 5%. Mit der neuen Partnerschaft zapft der Konzern die riesige Nutzerbasis von Amazon an. In Anbetracht der Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Erwachsenen in den USA an mindestens einer chronischen Krankheit leidet, ist das Potenzial für einen Anstieg der Kundenzahlen durchaus beachtlich.
Dem Aktienkurs half der Deal aber bislang nicht auf die Beine. Die Aktie verlor im Nachmittagshandel rund 3% an Wert. Der Börsenwert liegt damit bei knapp 1,7 Milliarden Dollar.