Novo Nordisk: Aktie erscheint nach dem Schock günstig
- Diabetes-Weltmarktführer zählt auch im Abnehmspritzen-Markt zu den Top 2
- Abnehmspritzen: Gigantischer Markt
- Studie zur zweiten Generation der Abnehmspritze schickt Aktie in den Keller
- Wirksamkeit könnte trotzdem höher sein
- So funktioniert die zweite Generation der Abnehmspritze
- Kursrutsch lässt Aktie günstig erscheinen
Novo Nordisk schockte die Börse kurz vor Weihnachten mit einer neuen Studie seiner weiterentwickelten Abnehmspritze, die nicht ganz an die hohen Erwartungen herankam. Trotzdem scheint die harsche Reaktion der Anleger überzogen. Das macht die Aktie für Langfristanleger interessant.
Diabetes-Weltmarktführer zählt auch im Abnehmspritzen-Markt zu den Top 2
Der dänische Pharma-Konzern ist mit einer breiten Produktpalette an Diabetes-Medikamenten (diese unterscheiden sich nach Zeit bis zum Wirkungseintritt bzw. Länge ihrer Wirkung) unumstrittener Weltmarktführer. Über die Hälfte des weltweit produzierten Insulins stammt von Novo Nordisk.
Nach dem Diabetes-Markt hat Novo Nordisk einen zweiten großen Markt ins Auge gefasst: den Kampf gegen Fettleibigkeit (Adipositas). Neben Eli Lilly ist das Unternehmen einer von nur zwei Anbietern, deren Abnehmspritzen bislang zugelassen sind. Dabei können sich beide Konzerne vor der Nachfrage kaum retten.
Abnehmspritzen: Gigantischer Markt
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind weltweit über 650 Mio. Erwachsene fettleibig. Prognosen zufolge soll diese Zahl bis zum Jahr 2030 auf rund eine Milliarde Betroffene wachsen. Bis zum Ende des Jahrzehnts erwarten Experten ein Marktpotenzial von bis 130 Mrd. US-Dollar für Abnehmspritzen.
Studie zur zweiten Generation der Abnehmspritze schickt Aktie in den Keller
Um sich einen noch größeren Anteil an diesem Markt zu sichern, arbeitet Novo Nordisk derzeit an der Entwicklung einer verbesserten Abnehmspritze mit noch höherer Wirksamkeit. Kurz vor Weihnachten gab es diesbezüglich allerdings einen Rückschlag: Statt der im Vorfeld erhofften Gewichtsreduzierung von mindestens 25% schaffte Cagrisema lediglich 22,7% innerhalb des Betrachtungszeitraumes von 68 Wochen.
Das sind zwar erheblich mehr als die bisherigen 13,7% Gewichtsreduktion bei der ersten Abnehmspritze von Novo Nordisk und es übertrifft auch die Wirksamkeit der Abnehmspritze von Eli Lilly, doch die Anleger zeigten sich in der ersten Reaktion sehr enttäuscht und schickten den Aktienkurs um rund 20% nach unten.
Wirksamkeit könnte trotzdem höher sein
Etwas untergegangen ist dabei eine andere, sehr interessante Zahl: Nur 57% der mit Cagrisema behandelten Probanden haben sich für die höchste Dosierung entschieden. Unüblicherweise hat Novo Nordisk den Teilnehmern der Studie selbst überlassen, für welche Dosierung sie sich entscheiden. Diese Wahlfreiheit dürfte das durchschnittliche Ergebnis negativ beeinträchtigt haben.
Es ist davon auszugehen, dass die Wirksamkeit höher gewesen wäre, wenn alle Probanden die höchste Dosierung von Cagrisema erhalten hätten. Ob die anvisierten 25%-Wirksamkeit erreicht worden wären, lässt sich aus den bisher veröffentlichten Daten nicht schließen. Hierzu gab Novo Nordisk lediglich bekannt, dass 40% der Patienten mit der höchsten Dosierung über dieser Zielmarke gelegen haben. So schlecht wie auf den ersten Blick war das Studienergebnis also nicht. Zudem scheint es gar nicht allen Patienten auf die maximale Abnehmwirkung anzukommen, hier könnte Cagrisema in Zukunft auch mit seiner guten Verträglichkeit punkten.
So funktioniert die zweite Generation der Abnehmspritze
Bei der zweiten Generation seiner Abnehmspritze kombiniert Novo Nordisk den Wirkstoff Semaglutid der ersten Abnehmspritze mit Cagrilintid, das auf Amylin basiert, ein Hormon der Bauchspeicheldrüse. Cagrilintid verringert das Hungergefühl und verstärkt die Sättigungssignale an das Gehirn. Die Kombination soll eine zusätzliche Wirkung gegenüber Semaglutid allein entfalten. Novo Nordisk führt derzeit weitere klinische Studien mit Cagrisema durch. U.a. wird Cagrisema im direkten Vergleich mit der Abnehmspritze von Eli Lilly getestet.
Kursrutsch lässt Aktie günstig erscheinen
Die Enttäuschung ist zwar verständlich. Trotzdem fällt der Abschlag aus meiner Sicht überzogen aus. Novo Nordisk dürfte es gelingen, die Spritze schneller auf den Markt zu bringen als potenzielle neue Konkurrenten. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt aktuell zudem lediglich 23, so günstig war die Aktie seit Jahren nicht. Kurzfristig dürften die Kursschwankungen hier etwas höher ausfallen, aber auf lange Sicht sollte die Aktie wieder deutlich höher notieren.