Nemetschek: Wie es nach dem Kurssprung weitergeht
Die Erholung der Baubranche lässt weiter auf sich warten und die Konjunkturaussichten sind unverändert durchwachsen. Dennoch brummen beim deutsche Nemetschek-Konzern die Geschäfte. Im Schlussquartal konnte der Bausoftware-Spezialist die hauseigenen Prognosen übertreffen. Das wurde von den Anlegern zum Wochenstart gebührend gefeiert. Die Nemetschek-Papiere zogen kräftig auf 109 Euro an und nähern sich damit in großen Schritten dem bisherigen Allzeithoch aus dem Jahr 2021.
Nemetschek: Der familiengeführte Spezialist für Bausoftware
Bevor ich auf die neue Prognose eingehe, möchte ich Ihnen das Familienunternehmen erst einmal näher vorstellen: Nemetschek ist Europas größter Anbieter von Architektur- und Bausoftware. Die grafischen, analytischen und kaufmännischen Lösungen decken einen Großteil der gesamten Wertschöpfungskette am Bau ab – von der Planung und Visualisierung eines Gebäudes über den eigentlichen Bauprozess bis zur Nutzung. Die Produkte des Unternehmens sind bei mehr als sechs Millionen Kunden in 142 Ländern weltweit im Einsatz. Der Expansionsfokus liegt auf Amerika und Asien. Zuletzt beschäftigte der Münchener Konzern über 3.600 Mitarbeiter.
Hohe Wettbewerbs-Qualität
Die Vertriebs-Strategie der Firma ist ausgesprochen durchdacht und mündet in einer meist langanhaltenden Kundenbeziehung. Architekten und Ingenieure erlernen die Software bereits frühzeitig an Hochschulen, auch kostenlose Studenten-Versionen tragen frühzeitig zur Kundenbindung bei.
Mittlerweile liegt der Marktanteil in der D-A-CH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) bei bis zu 80% – die Nemetschek-Software hat sich zum Quasi-Standard entwickelt. Netzwerk-Effekte tragen zu weiterem Ausbau der Marktanteile bei.
Hohe Wechselkosten in Form neuer Lizenzen und der Aufwand ein neues Programm zu erlernen führen zu einer hohen Kundenloyalität. Diese kommt in einer niedrigen Wechselrate von zum Ausdruck. Zugleich investiert Nemetschek jährlich zwischen 20 und 25% der Umsätze wieder in die hauseigene Produkt-Entwicklung und versucht damit seine beeindruckende Marktstellung zu verteidigen.
Umsatz klettert um 17% in die Höhe
Zuletzt setzte sich die die Erfolgsgeschichte der Münchener ungebremst fort: Im abgelaufenen vierten Quartal kletterte der Umsatz vorläufigen Angaben zufolge um 17% auf 996 Millionen Euro in die Höhe. Dabei lag der Anteil der wiederkehrenden Umsätze am Gesamtumsatz mit 86% ebenfalls über den Erwartungen (85%). Das Wachstum positiv durch die GoCanvas-Übernahme beeinflusst. Dennoch beeindruckend: Auch ohne den Zukauf legte der Umsatz um 14% zu und lag damit deutlich über dem prognostizierten Wachstum von 10 bis 11%.
Marge ebenfalls höher als erwartet
Auch bei der Profitabilität konnte der Bausoftware-Spezialist positiv überraschen. So dürfte die Vorsteuergewinnmarge (EBITDA) im Schlussquartal zwischen 29 bis 30% erreicht haben. Ohne die GoCanvas-Übernahme dürfte es sogar 30 bis 31% gewesen sein. Beides lag geringfügig über der hauseigenen Prognose.
Analysten sind zurückhaltend
Derweil sind die Analysten zurückhaltend, was das Kurspotenzial der Aktie angeht. Laut der Nemetschek-Homepage liegt das Median-Kursziel mit 98 Euro unter dem gestrigen Kurs von 109 Euro. Dass eine hohe Geschäftsqualität ihren Preis hat, zeigt ein Blick auf die Bewertung der Aktie. Bei einem geschätzten Gewinn von 1,85 Euro je Aktie für 2025 (Quelle: de.marketscreener.com) liegt das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 59.