Match Group mit nachlassender Wachstumsdynamik

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Kaum eine Dating-App verbreitete sich in den letzten Jahren so rasant wie Tinder. Einfach nach rechts wischen – viel mehr braucht es bei der Verkupplungs-App Tinder nicht für das nächste Date. Das machte sich auch in den Zahlen der Konzernmutter Match Group und vor allem auch in der Entwicklung des Aktienkurses lange Zeit positiv bemerkbar.

Doch damit ist schon seit Längerem Schluss. Seit dem Allzeithoch im Oktober 2021 bei 175 Dollar. ist die Luft aus den Papieren entwichen. Momentan ist eine Aktie für rund 35 Dollar zu haben. Auch wenn sich die Papiere seit Anfang Juli um knapp 20% erholt haben, von den alten Rekordhochs ist die Aktie weiterhin Lichtjahre entfernt.

Match Group – der Platzhirsch unter den Dating-Apps

Platzhirsch unter den Online-Dating-Diensten ist Tinder, aber inzwischen ist die Anzahl der Dating-Apps rasant gewachsen. Ob OKCupid, Hinge, Plenty of Fish und Meetic (neu.de, LoveScout24) oder auf engere Zielgruppen fokussierte Apps wie OurTime (Singles >50 Jahre) oder BlackPeopleMeet (Afroamerikaner) oder Chispa (Latinos). Doch was viele wahrscheinlich nicht wissen. Hinter einem Großteil der Dienste (>40) steckt die Match Group aus Texas, die in den zurückliegenden Jahren auch viele Anbieter aufgekauft hat.

Umsatzdynamik schwächt sich ab

Zuletzt verzeichnete der US-Konzern ein nachlassendes Wachstum: Die Umsätze kletterten um 4% auf 854 Millionen Dollar. Damit wurden zwar die Umsatzerwartungen leicht um 7,5 Millionen Dollar geschlagen, aber zum Vorquartal (Umsatzwachstum 9%) ließ die Wachstumsdynamik nach.

Den größten Umsatzbeitrag lieferte mit 56% die Tinder-App (+1% auf 479 Millionen Dollar), gefolgt von Hinge, die 15% zu den Konzernerlösen beisteuerte (+48% auf 133 Millionen Dollar).

Anzahl zahlender Tinder-Nutzer sinkt

Was den Anlegern nicht so gefallen haben dürfte, waren die Abo-Zahlen bei Tinder. Die Anzahl der zahlenden Nutzer sank um rund 8% auf 9,6 Millionen. Dennoch stieg der konzernweite Umsatz pro zahlendem Tinder-Nutzer auf Grund von Preisanpassungen um 10% auf 16,81 Dollar.

Den höchsten Umsatz pro Nutzer bezogen auf alle Dienste erzielte der Konzern in Amerika mit 22,30 Dollar (+20%), gefolgt von Europa mit 17,79 Dollar (+3,5%) und der Region Asian Pazifik und Andere mit 14,55 Dollar (-3,7%). Über alle Dienste und Regionen hinweg erhöhte sich der Umsatz pro zahlendem Nutzer im Vergleich zum Vorjahr um 9% auf 19,05 Dollar.

Großinvestoren machen Druck

Derweil steht der Konzern unter großem Druck. Nachdem zu Jahresbeginn der Milliardär Paul Singer sich ein großes Aktienpaket zugelegt hat, folgte im Juli mit Jefferey Smith von Starboard Value einer der bekanntesten Aktivisten in die Aktie. Medienberichten zufolge hält Smith 6,5% aller Match Group-Aktien. Der Hedgefondsmanager drängt das Unternehmen, sich auf Produktinnovation und Margenverbesserung durch Kostensenkungsmaßnahmen zu konzentrieren.

Match Group lässt den Rotstift kreiseln

Derweil treibt das Management die Umstrukturierung voran. Die Match Group gab bekannt, dass sie die Livestreaming-Dienste in ihren Dating-Apps eingestellt hat. Das führt wiederum zu einem Personalabbau von 6% aller Mitarbeiter.

Mit diesem Schritt verlagert Match seinen Fokus auf andere Angebote, darunter generative KI. Die Entscheidung, das Livestreaming einzustellen, hat direkte Auswirkungen auf die Dating-Apps Plenty of Fish und BLK, die eine kostenlose Livestreaming-Funktion – “Live!” im Jahr 2020 eingeführt haben. Das Angebot war ein Versuch, die Nutzer zu ermutigen, sich während der COVID-19-Sperre virtuell zu verabreden.

Außerdem stellt Match die Hakuna-App ein, die durch den Kauf des Social-Networking-Unternehmens Hyperconnect im Jahr 2021 erworben wurde. Die App bot Livestreams an, bei denen Moderatoren mit Nutzern vor allem in Korea und Japan in Kontakt traten.

Ob das den Aktivisten bereits genügt und dem Aktienkurs nachhaltig auf die Beine helfen wird, werden allerdings erst die kommenden Quartale zeigen.