Blue Cap-Aktie hoch bewertet
Eigentlich sind sich die Teilnehmer an den Börsen darin einig, was die Bewertung von Unternehmen angeht. Im Vordergrund stehen ertragsbasierte Bewertungsverfahren wie das Discounted-Cashflow-Modell oder das Kurs-Gewinn-Verhältnis.
Die Bewertung von Beteiligungsgesellschaften
Uneinigkeit herrscht aber in der Regel darin, wie Beteiligungsgesellschaften bewertet werden sollen, Unternehmen also, deren Geschäftsmodell darin besteht, andere Gesellschaften (meist) mehrheitlich zu übernehmen. Hier kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz, die jeweils mit anderen Nachteilen verbunden sind.
Eine solche Beteiligungsgesellschaft ist die Blue Cap AG, über deren Jahresabschluss 2023 und Aussichten 2024 ich Ihnen heute berichten möchte.
2023 im Überblick
Zunächst zu den testierten Jahreszahlen für das Geschäftsjahr 2023. In diesem wurde ein konsolidierter Umsatz von 273,3 Millionen Euro erwirtschaftet, leicht unter dem Vorjahreswert von 291,3 Millionen Euro.
Das operative Betriebsergebnis erreichte 23,2 Millionen Euro, etwas deutlicher unter dem, noch im Jahr zuvor erreichten Wert von 27,5 Millionen. Dies drückt sich auch in einer deutlich rückläufigen Marge von 8,5 Prozent aus; 2022 lag sich noch bei 9,3 Prozent Gesamtleistung.
Der Nettoinventarwert, kurz NAV
Nun kommen wir zu dem für Beteiligungsgesellschaften meist angewendeten Bewertungsverfahren, den sogenannten Net Asset Value (kurz NAV), auf Deutsch meist mit Nettoinventarwert übersetzt.
Dieser belief sich zum 31. Dezember 2023 auf 112,3 Millionen Euro. Das ist nun wiederum ein deutlicher Einbruch gegenüber dem Vorjahreswert zum 31.12.2022, als der NAV noch bei 160,8 Millionen Euro gelegen hatte. Der Rückgang ist laut unternehmensangaben insbesondere auf das gesunkene operative Ergebnis im Bewertungszeitraum und niedrigere Bewertungsmultiples im Markt zurückzuführen.
NAV unter Druck
Denn die meist nicht börsennotierten Beteiligungen, das müssen Sie wissen, werden ebenfalls mit einem Bewertungsverfahren bewertet, auf das dieselben Kräfte wirken wie bei börsennotierten Beteiligungen. Und weil nun mal im vergangenen Jahr die Zinsen so deutlich angestiegen sind, sind im Gegenzug die Multiplikatoren gesunken.
Rückläufige Dividende, doch ansehnliche Dividendenrendite
Vorstand und Aufsichtsrat schlagen der voraussichtlich am 24. Juni 2024 stattfindenden Hauptversammlung eine Basisdividende von 0,65 Euro je Aktie vor. Zum Vergleich: Bei höheren Gewinnen wurde im Vorjahr noch eine Dividende von 0,90 Euro je Aktie ausgeschüttet.
Bezogen auf den heutigen Eröffnungskurs von 18,50 Euro je Aktie entspricht einer Dividendenrendite von rund 3,5 Prozent.
Prognose 2024
Für das laufende Jahr 2024 geht der Vorstand von einem leicht steigenden Umsatz bei einer anziehenden EBITDA-Marge aus. So sollen die Konzernumsätze in einer Bandbreite zwischen 270 und 290 Millionen Euro liegen, die um Einmaleffekte adjustierte EBITDA-Marge soll in einer Spanne 8,5 und 9,5 Prozent liegen.
Auch für den NAV hat der Vorstand ein Ziel ausgegeben: Dieser soll bis zum Ende des Geschäftsjahres 2026 auf 60 Euro je Aktie gesteigert werden. Ursächlich für diesen Anstieg ist eine deutliche Erhöhung der Übernahmeaktivitäten.
Fazit: Übernahmen gibt es nicht umsonst, sondern sind mit Risiken verbunden. Selten läuft alles so, wie prognostiziert. Gleichzeitig steht das zyklische Portfolio von Blue Cap unter Druck, das haben die 2023er Zahlen gezeigt. Nun ist die Aktie von Blue Cap mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis – einem der für Beteiligungsgesellschaften durchaus gängigen Bewertungsverfahren – von über 30 ausgesprochen hoch bewertet. Insofern halte ich die Aktie von Blue Cap aktuell eher für unattraktiv.