Bechtle kassiert Prognose nach schwachen Quartalszahlen ein
Die deutsche Konjunktur kommt einfach nicht ins Rollen. Jüngst hat auch der internationale Währungsfonds seine Wachstumsprognose für Deutschland für 2024 auf 0% gesenkt. Auch im kommenden Jahr soll die deutsche Wirtschaftsleistung laut IWF-Prognose nur um 0,8% wachsen. Das sind 0,5 Prozentpunkte weniger als noch im Juli vorhergesagt.
Die schwache Inlandskonjunktur hat zur Folge, dass viele Mittelständler ihre zum Jahresbeginn gemachten Prognosen zurücknehmen und teils sogar deutlich nach unten korrigieren müssen.
Dies trifft auch auf den schwäbischen IT-Dienstleister Bechtle zu. Das Unternehmen aus Neckarsulm gab gestern bekannt, dass es seine Jahresprognose nach schwachen Zahlen im 3. Quartal 2024 nicht erreichen kann. Das war bereits die zweite Prognosekürzung im laufenden Jahr. Bereits im Juli hatte Bechtle seine Prognose aufgrund schwacher Quartalszahlen nach unten korrigieren müssen.
Bevor ich jedoch näher auf die vorläufigen Quartalszahlen sowie die Prognose-Anpassung der Bechtle AG eingehe, möchte ich Ihnen den schwäbischen IT-Dienstleister, der nur im B2B-Bereich tätig und daher in der breiten Bevölkerung eher unbekannt ist, kurz vorstellen.
Bechtle im Kurzporträt
Die Bechtle AG wurde 1983 als Spin-off der Hochschule Heilbronn gegründet. Heute ist das Unternehmen mit mehr als 100 IT-Systemhäusern sowie IT-Handelsgesellschaften in 14 Ländern Europas vertreten und zählt somit zu den führenden IT-Unternehmen in Europa.
Das IT-Unternehmen mit Hauptsitz in Neckarsulm (etwa 50 km nördlich von Stuttgart) beschäftigt aktuell mehr 15.000 Mitarbeiter. Seinen mehr als 70.000 Kunden aus Industrie und Handel, öffentlichem Dienst sowie dem Finanzmarkt bietet Bechtle herstellerübergreifend ein lückenloses Angebot rund um IT-Infrastruktur und IT-Betrieb. Bechtle ging im Jahr 2000 an die Börse. Die Bechtle-Aktie ist aktuell im MDAX und TecDAX notiert.
Schwaches 3. Quartal
Nach einem enttäuschenden 2. Quartal liegt Bechtle auch im Zeitraum Juli bis September 2024 unter den eigenen Erwartungen. Laut den in dieser Woche veröffentlichten vorläufigen Zahlen für das 3. Quartal 2024 liegt das Geschäftsvolumen mit rund 1,89 Mrd. Euro etwa 1% unter dem Vergleichswert des Vorjahreszeitraums.
Der Umsatz stieg um etwa 2% auf rund 1,51 Mrd. Euro. Das im 3. Quartal 2024 erzielte Vorsteuerergebnis (EBT) liegt bei rund 78 Mio. Euro und damit deutlich unter dem im 3. Quartal 2023 erzielten EBT von 93,9 Mio. Euro. Die Vorsteuermarge (EBT-Marge) wird voraussichtlich 5,2% betragen.
Verantwortlich für die schwachen Quartalszahlen ist laut Bechtle die andauernde massive Investitionszurückhaltung im Mittelstand. Besonders stark betroffen von dieser schwachen Nachfrage sind die beiden wichtigsten Ländermärkte von Bechtle, Deutschland und Frankreich.
Prognoseziele nicht mehr erreichbar
Nach der Ergebnisentwicklung im bisherigen Jahresverlauf und der auch im 3. Quartal ausgebliebenen konjunkturellen Erholung ist aus Sicht des Bechtle-Vorstands ein Erreichen der am 18. Juli angepassten Prognose in der derzeitigen Wirtschaftslage nicht mehr realistisch.
Hierzu müssen Sie wissen: Diese – auch schon nach unten angepasste – Prognose ging von einem Geschäftsvolumen von etwa 7,8 Mrd. Euro, einem Umsatz von 6,4 Mrd. Euro, einem Vorsteuerergebnis (EBT) von 374,5 Mio. Euro und einer EBT-Marge von 5,8% aus.
Auch wenn der Vorstand nach wie vor von einer Verbesserung der Geschäftsentwicklung im 4. Quartal 2024 ausgeht, nennt er aufgrund der aktuellen Marktunsicherheiten keine neuen Prognosezahlen für die verbleibenden Wochen des Geschäftsjahrs 2024.
Nach Veröffentlichung der schwachen Quartalszahlen und dem Einkassieren der erst vor wenigen Monaten angepassten Prognose gab die Bechtle-Aktie um rund 6% nach und kommt nun seit Jahresbeginn auf ein Minus von gut 24%. Wenn die Wirtschaft hierzulande wieder anzieht, sollte aber auch die Bechtle-Aktie ein Comeback feiern können.