Atos-Aktie: Alles falsch
Eine der spektakulären Aktien dieser Tage ist das französische Unternehmen Atos. Die Franzosen sind derzeit an den Börsen mit 0,2 Euro-Cent (!) bewertet. Das bedeutet, die Aktie ist praktisch nichts wert. Und dennoch haben zahlreiche Investoren versucht, jetzt eine große Gelegenheit aus dem Objekt zu machen. Sie sollten diesen Fall kennen, meine ich.
Atos: Die Gläubiger durften kaufen
Konkret ist Atos weit überschuldet. Die Franzosen leben von Staats- und Unternehmensaufträgen, haben sich aber um Milliarden verhoben (die Details sind hier nicht entscheidend, insofern die Zahlen ohnehin furchterregend sind). Deshalb hat das Unternehmen eine beschleunigte Restrukturierung beantragt und durfte die auch durchführen.
Ziel dessen war, dass die Gläubiger neue Papiere (also eine Aktienemission) kaufen und dafür auf einen Teil der Forderungen verzichten. Das Problem dabei: Der Umfang dieser Emission sollte so massiv ausfallen, dass das Unternehmen mehr oder weniger deutlich in die Hand der Gläubiger übergeht, in relevanten Teilen jedenfalls.
Dies erinnert stark an das, was bei Varta passiert ist. Die Ellwanger haben zahlreiche ihrer Aktionäre wirtschaftlich weitgehend enteignet. Die alte Aktie wird Ende des Jahres oder zum 31. Januar 2025 vom Markt genommen. Dafür emittiert das Unternehmen dann neue Aktien, die allerdings nur an zwei Investoren, M. Tojner und die Porsche AG, gehen. Varta nimmt 60 Millionen Euro dafür ein, die alten Aktien verfallen wertlos. Das ist eine Enteignung, wie Sie die ähnlich bei Atos vorfinden können.
Mehr als 98 % verloren
Die alten Aktionäre haben damit mehr als 98 % allein in den vergangenen Wochen verloren. Mittlerweile ist die neue Aktie an die Gläubiger ausgereicht worden (in insgesamt drei Tranchen) und auch wieder handelbar. Der Börsenkurs dafür ist indes genau auf dem traurigen Niveau fixiert, das schon vorher bestand:
Auch jetzt weisen die Börsen nur eben 0,2 Euro-Cent (!) aus. Die Altaktionäre sind in keiner Weise auch nur im Ansatz in der Lage, mit der Aktie auch nur einen kleinen Anteil ihrer Verluste wieder hereinzuholen. Diese Form der kalten Enteignung kann Ihnen im Grunde bei jeder Aktie widerfahren, bei der die Schulden plötzlich nicht mehr aufzufangen sind.
Sobald Gläubiger Anteile am Unternehmen erhalten – über neu ausgegebene Aktien -, sind Altaktionäre ihren Einsatz mehr oder weniger los. Das zeigt zweierlei: Meiden Sie Unternehmen mit heillosen Schulden, gleich wie gut das Geschäftsmodell sein soll. Und: Meiden Sie Aktien, bei denen dann solche Wetten anstehen wie bei Atos – hier geht es um die angebliche Rettung des Unternehmens. Die ist nicht gleichzusetzen mit einer Rettung der Aktie.
Atos: Alarm – WKN: 877757 – ISIN: FR0000051732
Quelle: https://fundamental.aktienscreener.com/FR0000051732/EI/atos-se/data