Newmont-Aktie: Das steckt hinter der Verkaufsstrategie

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2023 hatte der weltgrößte Goldkonzern Newmont den kleineren Konkurrenten Newcrest für rund 15 Milliarden US-Dollar übernommen und seine Position als Branchenprimus damit gefestigt. Unmittelbar nach der erfolgreichen Übernahme hatte Newmont 20 Minen in 11 Ländern in seinem Portfolio.

Doch das Management kündigte unlängst an, einen Teil dieses umfangreichen Portfolios wieder verkaufen zu wollen, um sich vor allem auf die ertragreichsten Minen zu konzentrieren. Inzwischen hat dieser Verkaufsprozess begonnen. Zuletzt hatte der in Denver sitzende Goldkonzern den Verkauf von zwei australischen Assets (Telfer und Havieron) für bis zu 475 Millionen Dollar angekündigt sowie sich bereiterklärt, seine Mine Akyem in Ghana für bis zu 1 Milliarde Dollar an den chinesischen Minengiganten Zijin Mining abzutreten.

Für 850 Mio. USD: Newmont verkauft Musselwhite an Orla Mining

Nun gab Newmont einen weiteren Deal in dieser Sache bekannt. Diesmal im Mittelpunkt: die Goldmine Musselwhite in der kanadischen Provinz Ontario. Nach Konzernangaben soll der Standort für 850 Millionen Dollar den Besitzer wechseln. Käufer ist demnach der kanadische Wettbewerber Orla Mining. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2025 abgeschlossen sein.

Musselwhite war 1997 in Betrieb gegangen und kommt auf eine Jahresproduktion von rund 173.000 Unzen Gold. Newmont hatte bereits vor einigen Monaten angekündigt, die Mine ins Schaufenster stellen zu wollen. Der Grund: Musselwhite gehört nicht zur Kategorie „Tier 1“ und somit nicht zum Kerngeschäft.

Goldkonzern will sich auf lukrativste und ertragreichste Minen konzentrieren

Um in diese Kategorie aufgenommen zu werden, müssen die Standorte mindestens 500.000 Unzen Goldäquivalent pro Jahr hervorbringen sowie relativ geringe Betriebskosten aufweisen. Zudem muss die restliche Lebensdauer der Mine bei mindestens 10 Jahren liegen und sich der Standort in einer Jurisdiktion befinden, die von führenden Ratingagenturen mit A oder B eingestuft werden. Die Tier-1-Minen sind also besonders lukrative Assets, die den Großteil des Gewinns von Newmont ausmachen. Mit nur 173.000 Unzen Gold pro Jahr erfüllt Musselwhite diese Kriterien nicht.

Insgesamt zählt Newmont die folgenden Minen-Assets zur „Tier-2-Kategorie“ und sollen somit perspektivisch verkauft werden:

  • Cripple Creek & Victor (USA)
  • Élenore (Kanada)
  • Musselwhite (Kanada)
  • Porcupine (Kanada)
  • Telfer (Australien)
  • Akyem (Ghana)

Hinzu kommen die beiden Beteiligungen Havieron und Coffee. Mit den bisher bekannten Verkäufen von Telfer, Havieron, Akyem und nun Musselwhite summieren sich die Erlöse auf mehr als 2 Milliarden Dollar. Damit hat Newmont bereits sein ursprüngliches Ziel für die Verkaufssumme erreicht, weshalb das Management dieses nun auf bis zu 2,9 Milliarden Dollar aufgestockt hat.

Bedeutet: Auch in den kommenden Wochen und Monaten dürften weitere der „Tier-2-Assets“ abgestoßen werden, wenngleich ein kompletter Verkauf sämtlicher genannter Minen die Erlöse deutlich über das neue 2,9-Mrd-Ziel katapultieren dürfte. Newmont könnte zunächst also an einigen der verbliebenen Standorte festhalten.

Newmont: Schuldenabbau und Aktionärsrenditen im Fokus

Wichtig für Sie als Anleger ist die Strategie hinter den Verkäufen. Das Management will damit nämlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen dienen die Verkaufserlöse zum Abbau des umfangreichen Schuldenbergs, den Newmont mit der Mega-Übernahme von Newcrest angehäuft hatte. Ende September 2024 beliefen sich die Verbindlichkeiten des Goldkonzerns auf 8,55 Milliarden Dollar – abzüglich der Barmittel resultierte daraus eine Nettoverschuldung von 5,49 Milliarden Dollar.

Diese Schulden sollen nun teilweise getilgt werden, was Newmont angesichts der üppigen Verkaufserlöse sowie des nach wie vor starken Cash Flows meiner Meinung nach durchaus gelingen dürfte.

Ein weiterer Teil der Erlöse soll derweil in Aktionärsbelohnungen fließen. Newmont hat bis Oktober 2026 Aktienrückkäufe im Umfang von mehr als 3 Milliarden Dollar geplant. In den letzten vier Wochen kamen bereits rund 335 Millionen Dollar für insgesamt 7,2 Millionen zurückgekaufte Aktien zusammen.

Turbulente Wochen für Newmont-Aktie

Im Chart sehen Sie die Entwicklung der Newmont-Aktie seit Anfang 2024 (Stand: US-Schlusskurs vom 19.11.2024):

Quelle: www.aktienscreener.com

Deutlich erkennbar ist der massive Aufschwung des Titels seit März 2024 – bedingt durch die starke Unterstützung des Goldpreises (großer grüner Pfeil). Ende Oktober setzte dann jedoch eine Konsolidierung ein, die sich nach der US-Wahl beschleunigte und den Titel ruckartig nach unten katapultierte (gelber Pfeil). Verantwortlich dafür war der wieder rückläufige Goldpreis durch das plötzliche Erstarken des US-Dollars.

Anfang der laufenden Woche gab es dann wieder Kursgewinne (kleiner grüner Pfeil). Diese waren unter anderem durch eine Verschnaufpause bei der Dollar-Aufwertung sowie eine optimistische Gold-Prognose von Goldman Sachs bedingt, die nach wie vor deutliche Preissteigerungen für 2024 in Aussicht stellt.

Mein Fazit für Sie

Dass sich Newmont von weniger attraktiven Goldminen und Beteiligungen trennt, ist für die Aktie meiner Meinung nach ein positives Signal – und das nicht nur wegen der in dem Zusammenhang angekündigten Aktienrückkäufe. Das Unternehmen kann durch die Finanzmittel Effizienzmaßnahmen forcieren, um seine (zuletzt ausufernden) Kosten besser in den Griff bekommen. Zudem kann sich Newmont schlagkräftiger für die Zukunft aufstellen, indem beispielsweise hochlukrative Wachstumsprojekte rund um die „Tier-1-Assets“ umgesetzt werden können.

Die Aktie bleibt freilich weiterhin abhängig von der Entwicklung des Goldpreises. Dieser hatte zuletzt nach den Rekordständen zwar Rücksetzer hinnehmen müssen, bietet meiner Meinung nach aber gute Chancen auf einen nachhaltigen Turnaround, der den Preis noch weit über diese Höchststände katapultieren könnte. Vor allem die sicherheitspolitischen und handelspolitischen Krisen dürften für den „sicheren Hafen“ Gold langanhaltende Unterstützung liefern.

Unterschätzen Sie als Anleger das Edelmetall und insbesondere die Newmont-Aktie also nicht.