Neue Zahlen von BP: Auf was es jetzt wirklich ankommt!

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Die Aktionäre von BP dürfen sich abermals auf üppige Geschenke einstellen. So hat das Management im Rahmen der Quartalspräsentation seine vierteljährliche Dividende um 10 % erhöht. Zudem will BP sein umfangreiches Aktienrückkaufprogramm auch im zweiten Halbjahr 2024 fortsetzen. In den ersten sechs Monaten hatte der Ölkonzern bereits Papiere im Wert von rund 3,5 Milliarden USD zurückgekauft, insbesondere um Kurspflege zu betreiben.

Q2 2024: BP steigert Gewinn sowie Cashflow und reduziert Schulden

Tatsächlich lief es für den Mega-Konzern im zweiten Quartal ziemlich gut. BP steigerte seinen bereinigten Gewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,4 % auf 2,76 Milliarden USD und übertraf damit den Analystenkonsens leicht. Zum Vergleich: In den vorangegangenen Quartalen war BP noch hinter den Gewinnerwartungen zurückgeblieben. Allein im ersten Jahresviertel krachte der Gewinn um 40 % ein.

Ebenfalls positiv: BP meldete einen starken operativen Cashflow von 8,1 Milliarden USD. Das entspricht einem Plus von 61 % gegenüber dem Vorquartal. Neben den Aktionärsgeschenken setzt das Management die Geldmittel auch zur Schuldentilgung ein. Die Nettoverschuldung sank um knapp 6 % auf 22,6 Milliarden USD und der Verschuldungsgrad um 0,4 Prozentpunkte auf 21,6 %.

Raffinerie-Marge sinkt – Upstream-Geschäft kompensiert

Bezüglich der einzelnen Geschäftssegmente zeigten sich Diskrepanzen. Im Raffinerie-Geschäft sanken die Margen gegenüber dem Vorjahresquartal um knapp vier Prozentpunkte auf 20,6 %. BP begründet den Rückgang unter anderem mit den schwächeren Dieselpreisen.

Laut Statista wurde der Kraftstoff im zweiten Quartal 2024 z.B. in Deutschland durchschnittlich mit 170 Cent pro Liter verkauft. Im ersten Quartal 2024 waren es demnach noch 174 Cent und im vierten Quartal 2023 rund 177 Cent:

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Quelle: Statista (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1691/umfrage/preis-fuer-einen-liter-diesel-monatsdurchschnittswerte/)

Übrigens: Trotz der Rückgänge war Deutschland damit zuletzt immer noch eines der Länder mit den weltweit höchsten Dieselpreisen an den Tankstellen, auch weil sich der Kraftstoff in anderen Ländern in den genannten Zeiträumen noch stärker verbilligte.

Für das Geschäft von BP ist das Ganze jedenfalls weniger von Vorteil. Allerdings konnte der Konzern die niedrigeren Raffinerie-Margen durch die höheren Öl- und Gaspreise im Upstream-Bereich ausgleichen. Heißt: Die Preise für die raffinierten Produkte (i.d.R. Kraftstoffe) sind zwar gesunken. Der Konzern konnte aber mit dem Verkauf der Rohstoffe Öl und Gas diese Einschnitte kompensieren, auch weil BP die Förderung erhöht hat.

Hoffnung für den Raffinerie-Bereich gibt es laut Konzernboss Murray Auchincloss wegen der laufenden Sommer-Saison. Durch die steigenden Reiseaktivitäten auf der Straße, der Schiene, zu See und in der Luft erhöht sich der Kraftstoffverbrauch, wodurch die Lagerbestände bei den Abnehmern sinken. Dies kann letztendlich zu höheren Kraftstoffpreisen und damit zu lukrativeren Raffinerie-Margen für BP führen.

BP-Chef Auchincloss stellt Aktionärsrenditen in den Mittelpunkt

Auf strategischer Ebene sieht sich CEO Auchincloss derweil auf Kurs. Der Manager hatte erst im Januar offiziell das Szepter bei BP übernommen und dem Unternehmen mehr Kostendisziplin verordnet. Heißt: Auchincloss und sein Team analysieren sämtliche Geschäftsbereiche von BP und sortieren weniger lukrative Assets aus. Dadurch sollen die jährlichen Kosten bis Ende 2026 um rund 2 Milliarden USD reduziert werden. Auchincloss gab nun gegenüber Analysten bekannt, dass jenes Ziel wohl noch übertroffen werde.

Der neue Chef legt bei seiner Umstrukturierung das Hauptaugenmerk also auf Profitabilität und nicht unbedingt auf Transformation, wie es dessen Vorgänger Bernard Looney noch getan hatte. In der Folge forciert Auchincloss eine Offensive bei Öl und Gas und bremst die Erneuerbaren Energien etwas aus.

BP fährt zweigleisig: Mega-Ölprojekt auf Kurs – ebenso neues Wasserstoffprojekt

Dazu passt, dass BP am Tag der Quartalspräsentation grünes Licht für die Entwicklung des Kaskida-Ölfelds im Golf von Mexiko gegeben hat. Dabei handelt es sich um ein strategisches und hochkomplexes Wachstumsprojekt, das 10 Milliarden Barrel an entdeckten Ressourcen bieten soll. Nach der Inbetriebnahme im Jahr 2029 könnte die Ölplattform pro Tag 80.000 Barrel Öl hervorbringen. Kaskida wird bereits die sechste Plattform von BP im Golf von Mexiko sein.

In die Schlagzeilen geriet diese große Meeresbucht 2010, nachdem es auf der Bohrplattform Deepwater Horizon zu einem verheerenden Blowout gekommen war, der 11 Todesopfer forderte und beträchtliche Umweltschäden verursachte. BP war an der Plattform als Leasingnehmer beteiligt und wurde unlängst zu Milliardenstrafen verurteilt.

Trotzdem: Auch wenn der neue Chef in Sachen Öko-Technologien teils auf die Bremse drückt, ist BP in diesem Kontext immer noch einer der Vorreiter der Branche. So betonte Auchincloss am Dienstag, dass BP noch in den 20er-Jahren 5 bis 10 kohlenstoffarme Wasserstoffprojekte bauen will.

Ebenfalls am letzten Dienstag brachte der Ölkonzern ein Wasserstoffprojekt für seine Raffinerie Castellon in Spanien auf den Weg. Der Standort soll mit dem klimaschonenden Energieträger teilweise dekarbonisiert werden. Ein ähnliches Projekt hatte nur wenige Tage zuvor der Konkurrent Shell für dessen Raffinerie im Rheinland angekündigt.

Mein Fazit für Sie

Am Beispiel BP zeigt sich das Dilemma der Ölbranche. Das Unternehmen muss kurzfristige Renditen (Kurssteigerungen + Dividenden) für seine Aktionäre generieren und hierfür auf die aktuell noch wesentlich profitableren Fossilen setzen. Auf der anderen Seite muss sich BP in den nächsten Jahren grundlegend transformieren, auch um den immer strenger werdenden staatlichen Öko-Auflagen gerecht zu werden. Das Management tanzt also auf dem Drahtseil.