Nagarro – Zweite Gewinnwarnung in diesem Jahr

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Der IT-Dienstleister Nagarro hat den Anlegern seine schlechten Nachrichten scheibchenweise serviert: am Freitag nach Börsenschluss zunächst eine Gewinnwarnung für das das Gesamtjahr 2023 und am Montag vor Handelsbeginn enttäuschende Quartalszahlen.

Schwäche des US-Geschäfts drückt auf den Umsatz

Die Ergebnisse des am 30. Juni beendeten zweiten Geschäftsquartals 2023 boten den  Anlass für die bereits zweite „Anpassung der Guidance“, wie es Nagarro nennt, in diesem Jahr. Schauen wir uns deshalb die Zahlen genauer an.

Beim Umsatz sieht es im Vergleich zum Vorjahr mit einem Plus von 8% auf 226,8 Millionen Euro auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aus für das TecDAX-Mitglied. Für ein Unternehmen, das zweistellige Zuwachsraten gewöhnt war, ist das  aber relativ wenig. Das gilt umso mehr, als die Verkaufserlöse sogar um 1,2% niedriger ausfielen als im ersten Quartal.

Eine große Rolle spielten dabei ungünstige Wechselkurse. Währungsbereinigt kletterte der Umsatz nämlich mit 10,7% wesentlich stärker. Im gesamten ersten Halbjahr wuchs das Geschäft um 15,4% auf 456,4 Millionen Euro.

„Schuld“ an der enttäuschenden Entwicklung im zweiten Quartal ist vor allem das US-Geschäft. Auf dem weit vor Deutschland größten Markt des IT-Beratungs und Softwarentwicklungs-Dienstleisters brach der Umsatz um 6,3% auf 78,8 Millionen Euro ein. In Deutschland dagegen konnte Nagarro  den Umsatz immerhin um 13,5% auf 47,5 Millionen Euro steigern.

Ergebnis je Aktie fällt um über ein Viertel

Bei den Gewinnen sieht es wegen der stark gestiegenen Kosten viel schlimmer aus als beim Umsatz. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) schrumpfte gegenüber dem Vorjahr um 28% und im Vergleich zum Vorquartal um 7,9% auf 28,9 Millionen Euro.  Die Gewinnmarge gab weiter nach, von 13,7 auf 12,8%.

In den ersten beiden Quartalen 2023 zusammen fiel das bereinigte EBITDA um 12,7% auf 60,3 Millionen Euro. Unter dem Strich, also nach Steuern, erzielte Nagarro in der ersten Jahreshälfte ein unverwässertes Ergebnis je Aktie von 1,95 Euro. Das ist über ein Viertel weniger als im Jahr zuvor mit 2,64 Euro.

Für das gesamte Jahr 2023 rechnet das Management nach der Anpassung der Guidance nur noch mit einem Umsatz von 915 Millionen Euro. Im Mai hatte das Unternehmen die Erwartung bereits von ursprünglich 1,02 Milliarden Euro auf 940 Millionen Euro eingedampft.  Im Vergleich zu 2022 resultiert daraus ein prognostizierter Umsatzanstieg um 6,9%.

Bei der EBITDA-Gewinnmarge rudert der Vorstand ebenfalls zurück. Sie soll nun 13% betragen nach 17,3% im Geschäftsjahr 2022 und 15% noch im Ausblick vom Mai.

Management sieht positiven Stimmungsumschwung bei den Kunden

Trotz der Gewinnwarnung und der schwachen Ergebnisse im zweiten Quartal ist Nagarro für die zweite Jahreshälfte und darüber hinaus aber erstaunlich zuversichtlich. Das Management stellt einen Stimmungsumschwung bei den Kunden fest, was ebenso für einen bevorstehenden Aufschwung spreche wie viele neue Geschäftsabschlüsse. Positiv wertet Nagarro auch, dass sich die Zahl der Kunden, mit denen in den vergangenen 12 Monaten mehr als eine Million Euro Umsatz erzielt wurde, im Vergleich zum Vorjahr von 131 auf 168 erhöht hat. Die Anleger nahmen den „Doppelwumms“  aus Prognoseanpassung und Gewinneinbruch übel. Die Aktie rutschte bis zum Mittag um rund 8% auf Kurse knapp unter 74 Euro ab. Sie ist damit nicht mehr weit vom Zweijahrestief von 72,85 Euro entfernt und notiert fast zwei Drittel unter dem Zweijahreshoch von 212 Euro.