Nachhaltig investieren: Diese Ansätze sollten Sie kennen
„Investieren mit gutem Gewissen“ lautet der Slogan, mit dem diverse Anbieter von Finanzprodukten für das Thema Nachhaltigkeit werben. Wahrscheinlich sind auch Sie schon auf Fonds und sonstige Finanzprodukte gestoßen, die bei der Wertpapierauswahl Umweltkriterien berücksichtigen. Welche Ansätze gibt es da? Schauen wir uns das heute hier im Schlussgong etwas näher an.
Ansatz 1: Ausschlusskriterien
Recht simpel ist das Investieren nach Ausschlusskriterien. Bestimmte Branchen und Unternehmen kommen für ein Investment von vornherein nicht infrage, weil sie im Ganzen als umweltschädlich eingestuft werden. Allerdings legt hier jeder Fondsanbieter andere Maßstäbe an.
Für die einen ist Atomkraft tabu, wodurch diverse Kraftwerkbauer aus der Liste potenzieller Investments gestrichen werden. Die anderen meiden fossile Energien, was sowohl entsprechende Stromerzeuger als auch Erdöl- oder Erdgasförderer ausschließt. Wer mit gefährlichen Stoffen nichts zu tun haben will, muss von Pharmaunternehmen, Spritzmittelproduzenten und Saatgutherstellern die Finger lassen. Die Vermeidung von Gentechnik kann auch zu einem Ausschluss von Nahrungsmittelproduzenten führen.
Sie werden mir wahrscheinlich zustimmen: Ein so pauschaler Ansatz erscheint wenig durchdacht. Denn nicht selten werden auch Unternehmen ausgeschlossen, die ihre Gewinne aus dem konventionellen Geschäft dazu nutzen, ihr künftiges Geschäft „grüner“ zu machen.
Ansatz 2: Positivkriterien
Welche Branchen sorgen für mehr Umweltfreundlichkeit? Mit dieser Frage lässt sich auch eine Positivliste erstellen: eine Liste von Unternehmen, in die gezielt investiert wird. Beispiele sind etwa Windkraftbetreiber, Solarhersteller, Recycling-Unternehmen, Hersteller nachhaltiger Baumaterialien oder gesunder Bionahrung. Auch das Geschäftsfeld der Wasseraufbereitung gehört dazu.
Dieser Ansatz klingt zunächst plausibel, denken Sie jetzt wahrscheinlich. Doch gibt es nur wenige börsennotierte Unternehmen, die ihr Geld ausschließlich oder zumindest größtenteils im jeweiligen Geschäftsfeld verdienen. Und hier muss ich Sie warnen: Wenn es nur solche Unternehmen sein dürfen, ist die Auswahl sehr eingegrenzt. Und nicht zuletzt sind die betreffenden AGs oft kleiner und ihre Aktien riskanter.
Ansatz 3: Best-in-class
Hier gibt es keine Ausschlüsse und keine Beschränkung auf bestimmte Branchen oder Geschäftsfelder. Vielmehr wird jede Branche nach ihrer Umweltfreundlichkeit durchleuchtet. So kann auch ein Automobilbauer als „ökologisch“ eingestuft werden, etwa wenn er bei der Produktion innerhalb der Branche am wenigsten Energie verbraucht. Das klingt zweckmäßig und pragmatisch. Aber natürlich stellt sich die Frage, inwiefern dieser Ansatz dem Anspruch gerecht wird, „grün“ zu sein. Dadurch lässt sich auch ein Minenkonzern oder Ölförderer trotz massiver Eingriffe in die Umwelt als „ökologisch“ verkaufen.
Ansatz 4: ESG
Die Mehrzahl der Fonds, die als „nachhaltig“ beworben werden, tragen dieses Kürzel. Es steht für „ökologisch“ (E – environmental), „sozial“ (S – social) und fair in Bezug auf die Unternehmensführung (G – governance).
Sie sehen, bei diesem Ansatz werden neben Umweltkriterien auch Maßstäbe im Hinblick auf gesellschaftlich erwünschte Ziele angelegt. Zu jedem dieser drei Bereiche E, S und G gibt es eine Reihe von Unterkriterien, nach denen Unternehmen eingestuft werden. Aber auch hier fehlt es bislang an einer einheitlichen und damit für Anleger transparenten Herangehensweise.
Mein Fazit für Sie: Die eigene Auswahl erstellen
Wer nachhaltig investieren will, sollte sich nicht einfach auf Fonds und ETFs in grüner Verpackung verlassen. Es lohnt sich für Sie, etwas Zeit und Hirnschmalz zu investieren und zu überlegen, welche Kriterien Ihnen persönlich wichtig sind. Dann finden Sie auch Aktiengesellschaften, die zwar konventionell daherkommen, aber bahnbrechende Technologien anbieten, von denen die Umwelt wirklich profitiert.