Mulberry lehnt Frasers-Offerte ab

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Am britischen Aktienmarkt geht es weiter hoch her und die Übernahmeaktivität bleibt ausgesprochen hoch. Gerade hat der kriselnde britische Luxushandtaschen-Hersteller Mulberry ein Übernahmeangebot der Handelskette Frasers erhalten. Allerdings wurde die Offerte postwendend zurückgewiesen. Laut Unternehmensangaben trifft das Angebot beim Mehrheitsaktionär Challice auf wenig Gegenliebe.

Wer hinter Mulberry steckt

Die Erfolgsstory von Mulberry begann 1971, als Roger Saul in England eine Firma gründete, die sich auf die Produktion von Ledergürteln spezialisierte. Das Unternehmen wuchs schnell und expandierte bald in andere Bereiche wie Kleidung und Taschen. In den 1980er Jahren wurde Mulberry zu einem der führenden britischen Marken im Luxusmarkt.

Die Produktion findet größtenteils in Großbritannien statt und erfolgt in geringen Stückzahlen, um den exklusiven Ruf zu halten. Das Marketing von Mulberry ist auf einen Luxus-Lifestyle ausgerichtet, der mit dem Besitz von Mulberry Taschen und Accessoires einhergeht. Der Verkauf erfolgt über eigene Stores, Online-Shops und über Partner im Wholesale-Geschäft.

Mulberry betreibt derzeit laut Homepage 125 Stores in über 25 Ländern. Der Großteil der Stores befindet sich in Europa, Nordamerika und Asien.

Mulberry rutscht in die roten Zahlen

Der britische Lederwarenspezialist ist im Geschäftsjahr 2023/24 tief in die roten Zahlen gerutscht. Im abgelaufenen Geschäftsjahr, das bis zum 30. März lief, schmolzen die Umsätze um 4% auf 152,8 Millionen Pfund zusammen. Unter dem Strich stand ein Nettoverlust von 33,5 Millionen Pfund (40,2 Millionen Euro) in den Büchern. Zum Vergleich: Im Vorjahr erwirtschaftete Mulberry noch einen Gewinn von 13,2 Millionen Pfund. Schuld an dem schwachen Ergebnis waren laut Konzernführung die maue Nachfrage, niedrigere Bruttomargen und höhere Betriebskosten.

Mulberry auf der Suche nach Kapital

Das wirkt sich auch auf die Bilanz aus. Die Wirtschaftsprüfer des Unternehmens stellten zuletzt eine „wesentliche Unsicherheit in Bezug auf die Fortführung des Unternehmens“ fest. Entsprechend gab Mulberry kürzlich Pläne bekannt, Kapital von den Anteilseignern einsammeln zu wollen, um seine Finanzierung abzusichern. Dazu gehöre eine vorgeschlagene Kapitalerhöhung von zehn Millionen Pfund durch Challice, die 56% der Anteile halten. Damit sollten 10 Millionen Pfund in die Kassen gespült werden.

Fraser Group liebäugelt mit Übernahme

Dieses Vorhaben missfiel allerdings dem Management der Frasers Group. Wie auch andere Anleger sei der Konzern nicht in die Pläne eingeweiht gewesen, erklärte die Unternehmensgruppe in einer Mitteilung. Zudem hätte sie die Kapitalerhöhung zu besseren Konditionen selbst stemmen können.

Nun gab die Frasers Group bekannt, dass sie ein Angebot für die vollständige Übernahme von Mulberry in Erwägung zieht. Der Hintergrund ist die Befürchtung, dass der Luxusgüterhersteller ohne eine Übernahme “in die Insolvenz getrieben” werden könnte. Das mögliche Angebot bewertet die Aktien von Mulberry mit 130 Pence pro Stück, also das gesamte Eigenkapital mit 83 Millionen Pfund. Der Wert des Teils von Mulberry, den Frasers nicht besitzt, würde sich auf 52,4 Millionen Pfund belaufen. Fraser hält bereits 37% aller Mulberry-Aktien.

Angebot erhält 30% Aufschlag

Der Angebotspreis von 130 Pence ist ein Aufschlag von 30% auf den Preis von Mulberrys Kapitalbeschaffung von 100 Pence, der im Rahmen der avisierten Kapitalerhöhung im Raum stand.

Mulberry-Aktie zieht deutlich an

Die Mulberry-Aktie konnte nach den Nachrichten deutlich anziehen und ging gestern mit einem Kursplus 3,3% bei 128,20 Pence aus dem Handel. Frasers hat nun bis zum 28. Oktober Zeit, ein formelles Angebot abzugeben oder von seinem Vorhaben zurückzutreten. Die Spannung dürfte damit noch ein paar Wochen erhalten bleiben.