MTU – Trotz guten Zahlen keine Erholung nach dem Kurssturz

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Im Schatten des Kurseinbruchs vom Vortag hat der Münchner Triebwerkhersteller MTU Aero Engines starke Ergebnisse für das zweite Quartal und das erste Halbjahr 2023 gemeldet. Der Aktie hilft das jedoch nicht auf die Sprünge.

Materialmangel sorgt für hohe Wartungskosten

Das hatte die Anleger gestern gehörig aufgeschreckt: Ein Großteil  der A320neo-Airbus-Jets muss wegen eines Materialmangels an den Triebwerken außerplanmäßig zur Wartung. Und das kostet viel Geld. Das betrifft zwar in erster Linie Pratt & Whitney, eine Tochter des Raytheon-Konzerns. Aber für etwa ein Drittel dieser Triebwerke erfolgte die Endmontage bei MTU. Der DAX-Konzern ist damit ebenfalls betroffen. Die Aktie von Raytheon stürzte gestern um 13% ab, MTU um zeitweise 8%.

Bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen gab Konzernchef Lars Wagner nur eine teilweise Entwarnung. Die Produktion neuer Triebwerke und Ersatzteile sei von den Mängeln nicht betroffen. Überdies handle es sich nicht um ein Problem des Triebwerks-Designs. Aber er erwartet insbesondere beim Cashflow im zweiten Halbjahr dennoch deutliche Belastungen durch die zusätzlichen Wartungskosten. Man werde aber die Auswirkungen „bestmöglich begrenzen“.  

Konzernüberschuss geht kräftig nach oben

Ein wenig Balsam auf die Wunden der MTU-Aktionäre liefern die Zahlen für das zweite Quartal 2023, die sich zusammen mit den Ergebnissen des ersten Vierteljahrs zu einem stattlichen Umsatz- und Gewinnzuwachs summieren. Allerdings stellten sie keine große Überraschung mehr dar, da MTU erste Mitte Juni seine Jahresprognose für die Gewinnentwicklung angehoben hatte. 

Die Verkaufserlöse kletterten von April bis Juni um 20% auf 1,55 Milliarden Euro und trafen damit in etwa die Analystenerwartungen. Der Konzernüberschuss schoss sogar um 85% auf 122 Millionen Euro in die Höhe. Allerdings hatten hier im Vergleichszeitraum 2022 erhebliche Sonderbelastungen das Ergebnis gedrückt.

Aussagekräftiger sind daher die Halbjahresergebnisse. Hier kommt MTU Aero Engines beim Umsatz auf ein Plus von 25% auf 3,1 Milliarden Euro. Besonders gut lief es im zivilen Triebwerksgeschäft mit einer Umsatzsteigerung um 40% auf 832 Millionen Euro. Der operative Gewinn schnellte um 40% auf 405 Millionen Euro nach oben, und nach Steuern blieben 300 Millionen Euro als Konzernüberschuss übrig, ein Zuwachs um 45%.

Vorstand bestätigt Prognose eines Rekordgewinns 2023

Die aktualisierte Jahresprognose bestätigte das Management trotz der Probleme. Der Umsatz soll 2023 demnach 6,1 bis 6,3 Milliarden Euro erreichen und der bereinigte EBIT (operativer Gewinn vor Zinsen und Steuern) leicht über 800 Millionen Euro. Das würde einen neuen Rekordgewinn bedeuten und das Spitzenergebnis des  Vor-Corona-Jahres 2019 mit einem EBIT von 757 Millionen Euro deutlich übertreffen. Die Anleger ließen sich durch die weitgehend erwartet guten Zahlen nicht beeindrucken. Eine anfängliche zögernde Erholung der Notierung wich bald wieder einem leichten Rückgang auf Kurse um das gestrige Tief von gut 209 Euro.