Micron – erst ab 2024 soll der Chipmarkt nach oben drehen
Die Halbleiterkrise macht Micron Technology weiterhin schwer zu schaffen. Der US-amerikanische Chiphersteller schreibt tiefrote Zahlen und rechnet erst 2024 mit einer beginnenden Erholung des Marktes.
KI-Boom hat für kräftige Kursgewinne gesorgt
Seit Anfang des Jahres gehört die Micron-Aktie zu den Gewinnern des KI-Booms. Denn das in Boise im Bundesstaat Idaho beheimatete Unternehmen gilt als einer der Marktführer bei DRAM-Speicherelementen, einem wichtigen Glied für die Künstliche Intelligenz. Die Anleger haben deshalb über die schwachen Ergebnisse der letzten Quartale hinweggesehen und die zum Teil großen Rückschläge zu Käufen genutzt.
Die gestern nach dem US-Börsenschluss veröffentlichten Zahlen für das vierte Quartal (Q4) des am 31. August zu Ende gegangenen Geschäftsjahrs 2023 und vor allem der vorsichtige Ausblick haben den Nasdaq-Wert nachbörslich allerdings um bis zu 5% in die Verlustzone gedrückt.
Das Ergebnis je Aktie ist tiefrot
Apropos Verluste. Davon gab es im Geschäft des fünftgrößten Chipherstellers der Welt im Geschäftsjahr 2023 reichlich. Hatte Micron 2022 noch fast 9,5 Milliarden Dollar Nettogewinn und damit ein Ergebnis je Aktie von 8,35 Dollar erzielt, so fielen 2023 knapp 4,9 Milliarden Dollar, bzw. 4,45 Dollar je Aktie Verlust an. Im vierten Geschäftsquartal allein betrug der bereinigte Nettoverlust (Non-GAAP) knapp 1,2 Milliarden Dollar oder 1,07 Dollar je Aktie. Ein Jahr zuvor waren es noch 1,6 Milliarden Dollar Ertrag gewesen, also rund 1,45 Dollar Gewinn je Aktie.
So hoch die Verluste auch waren – sie lagen immerhin leicht unter den Erwartungen der Analysten. Die hatten für das Gesamtjahr 2023 sogar 4,56 Dollar Minus je Aktie prognostiziert und für Q4 knapp 1,15 Dollar.
Ähnlich beim Umsatz. Er hat sich im gesamten Geschäftsjahr fast halbiert, von 30,76 Milliarden Dollar auf 15,54 Milliarden Dollar. In Q4 war der Absturz nicht ganz so schlimm. Die Verkaufserlöse fielen um rund 40% auf 4,01 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit etwas weniger, nämlich 3,95 Milliarden Dollar gerechnet.
Vorsichtiger Ausblick lässt den Aktienkurs straucheln
Beim Ausblick auf das laufende erste Quartal des neuen Geschäftsjahrs 2024 zeigt sich Micron recht vorsichtig. Das Management rechnet mit einem Verlust je Aktie von 1,24 Dollar (plus/minus 0,07 Dollar) und ist damit wesentlich vorsichtiger als der Durchschnitt der Analysten, der von 0,88 Dollar Verlust ausging. Eine durchgreifende Erholung am Chipmarkt erwartet Micron erst ab dem kommenden Jahr, weil dann die Nachfrage wieder zunehmen und das Angebot begrenzt bleiben werde. An der US-Nachbörse sorgte vor allem der relativ pessimistische Ausblick für Verunsicherung und der Kurs gab zeitweise um fast 6% auf unter 65 Dollar nach. Im europäischen Vormittagshandel fielen die Kurse ähnlich stark auf rund 61,20 Euro. Das ist ein Drittel mehr als Ende 2022, als der Anteilschein knapp über 46 Euro gekostet hatte. Die Deutsche Bank hat vorige Woche die Micron-Aktie von Hold auf Buy angehoben und das Kursziel von 65 Dollar auf 85 Dollar erhöht.