Mercedes-Benz-Aktie: Warum Anlegern jetzt ein Drahtseilakt bevorsteht!

Inhaltsverzeichnis

Schauen Sie sich einmal diese Kursziele renommierter Banken für die Mercedes-Benz-Aktie (ex Daimler) an:

  • Goldman Sachs: 102 Euro
  • Barclays: 100 Euro
  • Deutsche Bank: 100 Euro
  • JPMorgan: 90 Euro
  • Berenberg: 90 Euro
  • Jefferies: 82 Euro

Zum Vergleich: Am Montag notierte das Papier bei nur rund 73 Euro. Die einflussreichen Geldhäuser rechnen also für die nächsten Monate mit deutlichen Kurssprüngen der Stuttgarter Autoaktie. Auf der anderen Seite gibt es aktuell auch erhebliche Risikofaktoren. Dazu aber gleich mehr.

Mercedes-Benz: Gewinnschub in 2021

Zunächst: Tatsächlich konnte Mercedes-Benz Ende letzter Woche den Kapitalmarkt begeistern. Das Geld jedenfalls scheint in Stuttgart derzeit regelrecht zu regnen. Laut vorläufigen Zahlen erzielte der Autobauer im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021 ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von gigantischen 14 Milliarden Euro. Das ist mehr als doppelt so viel wie vor Jahresfrist.

Entsprechend legte die Umsatzrendite deutlich auf rund 13 Prozent zu. Mercedes-Benz übertraf damit nicht nur die eigenen Prognosen, sondern auch die Erwartungen der Analysten.

Der Dax-Konzern hat diesen Profitabilitätsschub ausgerechnet einer der größten Krisen der Autobranche in jüngster Vergangenheit zu verdanken. Sie werden es schon ahnen: Es geht natürlich um die Chip-Krise. Zwar belastete der Mangel an Halbleitern den letztjährigen Absatz und Umsatz. Beim Gewinn aber zeigt sich ein komplett konträres Bild.

Starke Nachfrage + wenig Angebot = Profit

Wegen der weltweiten Chipknappheit konnte der Autobauer seine Premium-Fahrzeuge schlicht deutlich teurer verkaufen. Mercedes-Benz kommt zugute, dass die Nachfrage nach Autos ungebrochen hoch ist. Und offenbar sind die Kunden dazu bereit, einen hohen Preisaufschlag zu bezahlen, um einen Neuwagen zu ergattern. Vor allem bei Premium-Marken wie Mercedes-Benz sorgt das für ein ordentliches Gewinnwachstum.

Das zeigt sich auch anhand der Finanzsparte Mercedes-Benz Mobility. Die Stuttgarter bieten über die Tochter Dienstleistungen für PKWs sowie Vans im Bereich Finanzierung, Leasing und Versicherung an. Das Geschäft jedenfalls boomt. Mercedes-Benz Mobility erwirtschaftete im letzten Jahr ein bereinigtes EBIT von etwa 3,4 Milliarden Euro und eine lukrative Marge von 22 Prozent.

Hohe Rohstoffpreise: Achtung Risiko

So weit so gut. Doch was viele Anleger nicht auf dem Schirm haben: Mercedes-Benz steht vor enormen Herausforderungen. Wollen Sie in die Aktie investieren, sollten Sie diese Hürden auf jeden Fall kennen (Stand: 14. Februar).

Im Mittelpunkt: die Rohstoffe. Der Konzern erwartet für das laufende Jahr bei wichtigen Ressourcen massiv steigende Preise. Dabei geht es zum Beispiel um Kupfer und Aluminium, aber auch um Lithium und Kobalt. Um diese Preissprünge auszugleichen, müsse Mercedes-Benz seinen Absatz deutlich steigern, betonte der Finanzchef des Konzerns, Harald Wilhelm. Allein über höhere Autopreise könne eine Kompensation nicht erreicht werden.

Mercedes-Benz setzte im letzten Jahr wegen der Chip-Krise nur 2,43 Millionen Fahrzeuge ab und damit vier Prozent weniger als im Vorjahr. Obwohl man in Sachen Gewinn bis dato sehr gut durch die Krise gekommen ist, muss der Konzern jetzt also auf eine Entspannung der Lieferketten hoffen.

Ukraine-Krise und China könnten zum Bumerang werden

Das aber ist alles andere als gesichert. Vor allem die Ukraine-Krise könnte sich für den Autobauer zu einem Desaster entwickeln. Sollte Russland tatsächlich seine Drohungen wahr machen und in die Ukraine einmarschieren, würde das den Welthandel noch mehr in Schieflage bringen. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen wäre dann gefährdet und die Preise würden weiter steigen.

Im Endeffekt wäre der Stuttgarter Geldregen damit wohl zu Ende. Denn irgendwann würden auch die zahlungskräftigen Mercedes-Benz-Kunden die Preisspirale nicht mehr mitgehen.

Hinzu kommt der Unsicherheitsfaktor China. Die Zentralregierung in Peking forciert eine rigide Null-Covid-Strategie. Das heißt: Schon bei geringeren Infektionslagen schließen die dortigen Behörden Industriehallen und unter Umständen sogar große Containerhäfen. Das könnte ebenfalls die globalen Lieferketten beeinträchtigten und die Rohstoffpreise anheizen.

Mein Fazit für Sie

Mercedes-Benz gilt nicht zu Unrecht als einer der erfolgreichsten Autobauer der Welt. Der Konzern ist weltweit hervorragend vernetzt und verfügt über eine außerordentlich gute Reputation. Die Marke mit dem Stern ist schließlich rund um den Globus wohl das Symbol deutscher Ingenieurskunst.

Doch der operative Erfolg der Stuttgarter ist nur eine Seite der Medaille. Wie andere Industriefirmen ist Mercedes-Benz abhängig von den äußeren Marktumständen. Und diese sind aktuell alles andere als rosig – vor allem wegen der Kriegsangst in Osteuropa und der Politik Pekings, die übrigens mehr und mehr protektionistisch wird.

Die chinesische Regierung hat unlängst klargemacht, dass man ausländische Firmen im eigenen Land eher mit Argwohn betrachte. Klar: Noch braucht Peking starke ausländische Autobauer wie Mercedes-Benz. Ob das aber in zehn Jahren noch der Fall sein wird, ist durchaus fraglich.

Für die Stuttgarter ist das ein erheblicher Risikofaktor. China ist für Mercedes-Benz der wichtigste Einzelmarkt. Dass man hier von der Willkür Pekings abhängig ist, ist also alles andere als eine sichere Grundlage.

Als Anleger sollten Sie diese Risikofaktoren jedenfalls stets im Blick behalten.