Mensch und Maschine – Die Konstrukteure
Bislang hat die Aktie des Software Entwicklers Mensch und Maschine nicht viel Freude bereitet. Ist die aktuelle Kursschwäche ein idealer Zeitpunkt zum Einstieg?
Fast philosophisch
Ich muss zugeben, der Firmenname „Mensch und Maschine“ hat mich von Beginn an fasziniert. Vor allem, weil er eine gleichsam philosophische Anmutung hat. Als erstes kam mir der Hollywood-Blockbuster „I Robot“ aus dem Jahr 2004 mit Will Smith als Hauptdarsteller in den Sinn.
Doch mehr noch beschäftigte mich beim Firmennamen „Mensch und Maschine“ von Anbeginn die Frage, wer wen dominiert – der Mensch die Maschine oder aber umgekehrt? Umgekehrt wäre beängstigend, das andere normal. Wahrscheinlich wollte Firmengründer Adi Drotleff im Jahr 1984 sagen, dass allein die Harmonie beider innovativ sein kann.
Neuer Markt-Veteran
Wie dem auch sei. „MuM”, so die geläufige Abkürzung, ist ein Softwarehaus, das insbesondere CAD- sowie CAM-Programme entwickelt – somit unverzichtbare Helferlein für die Konstruktion und die spätere Fertigung von Maschinen und Produkten aller Art.
Nice to know: MuM ging im Jahr 1997 an die Börse und war dort das achte Unternehmen am damaligen und heute längst legendären Neuen Markt. Dies war, die älteren unter uns erinnern sich noch sehr gut und teils unter großen Schmerzen, jenes Börsensegment, das in der ersten Zeit förmlich explodierte und später nach einem beispiellosen Hype implodierte – inklusive gefühlt gigantischer Verluste auf Investorenseite.
Diese Zeit hat Mensch und Maschine längst hinter sich gelassen. Das Unternehmen gibt es noch immer. Und: Die Aktie hat sich prächtig entwickelt und eine, wie ich finde, sehr gute Zukunft vor sich. Auch das Geschäftsjahr 2022 war geprägt von Wachstum.
Gute Zahlen für 2022
Die Softwareschmiede setzte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 ihr Wachstum unbeirrt fort. So stiegen die Umsatzerlöse nach rund 266 Millionen Euro im davorliegenden Jahr um 20 Prozent auf nunmehr gut 320 Millionen Euro.
Das Betriebsergebnis (EBIT – Gewinn vor Zinsen und Steuern) wuchs überproportional um rund 23 Prozent auf knapp 43 Millionen Euro. Ähnlich stark stieg der Nettogewinn (+ 22 Prozent) auf fast genau 26 Millionen Euro. Dies entspricht einem Gewinn pro Aktie von 1,55 Euro nach 1,26 Euro im Vergleichszeitraum.
Prozentual weniger zulegen konnte der operative Cashflow. Er stieg von knapp 37 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2021 (umgerechnet 2,18 Euro je Aktie) auf nunmehr rund 39 Millionen Euro (2,33 Euro je Aktie). Die Aktionäre sollen am Ergebnis beteiligt werden durch eine um 0,20 Euro auf 1,40 Euro erhöhte Dividende. Darüber wird die Hauptversammlung am 11. Mai entscheiden.
Einmal mehr stellt sich die Frage, ob die Mensch und Maschine Aktie (WKN: 658080) auf dem derzeitigen Kursniveau kaufenswert ist. Schauen wir uns dies einmal näher an.
MuM Aktie auf Einstiegsniveau?
Wie gewohnt zunächst ein Blick zurück – wahrlich nicht im Zorn. Denn die Anteilsscheine von Mensch und Maschine waren in der Vergangenheit gleichsam eine Goldgrube für Investoren – die letzten zehn Jahre mit einem kumulierten Gewinn von rund 950 Prozent. Mit einem Plus von mehr als 130 Prozent sieht die Performance in den vergangenen fünf Jahren ebenfalls prima aus. Im laufenden Jahr liegen die Papiere knapp 15 Prozent vorn, in den vergangenen sechs Monaten bewegte sich der Aktienkurs nahezu um ein Viertel nordwärts. Aktionär, was willst du mehr?
Seit Spätsommer 2021 scheint die Aktie auf Konsolidierungskurs. Nach dem historischen Hoch bei rund 66 Euro schwächte sich der Aktienkurs auf rund 40 Euro im Herbst des Jahres 2022 ab, um sich danach auf das aktuelle Niveau von gut 52 Euro zu erholen.
So gesehen ist zum Allzeit-Top noch recht viel Luft. Und es bestehen sehr gute Chancen, dass die Aktie in nicht allzu ferner Zukunft dieses Niveau wieder erreichen wird.
Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für das laufende Geschäftsjahr von nahezu 30 und von knapp 26 für das kommende Geschäftsjahr scheint mir die Aktie fair bewertet, gegebenenfalls auch ein paar Ticken zu billig momentan. Gleichwohl würde ich nicht mit fliegenden Fahnen einsteigen – heißt: wohl erst, sobald der Aktienkurs nochmals nachgibt. Unabhängig vom kurzfristigen Ausblick halte ich Mensch und Maschine für ein sehr gutes und vor allem professionell gemanagtes Unternehmen, das in einem Wachstumsbereich unterwegs ist. Eine stärkere Fokussierung auf die ich 3D‑Drucktechnologie und – wenn auch meist kleinere – Firmenübernahmen verleihen dem Unternehmen mindestens solide, wenn nicht gute Wachstumsperspektiven.