Mann des Tages: Jimmy Wales
von Michael Vaupel
*** Gestern war ich ja auf einer Verlagsveranstaltung: Dem „5. Petersberger Forum“, und wie üblich hat die Verlagsleitung hochkarätige Redner aktivieren können. Konkret:
Vorträge hielten u.a. der ehemalige Innenminister Otto Schily und der Wikipedia-Gründer Jimmy Wales. Nach dem Vortrag wurde diskutiert.
Und ich fand es wirklich interessant. Mal sehen, was ich mir notiert habe…achja:
*** Otto Schily wurde darauf angesprochen, dass er den „Big Brother Award“ erhalten hat…das ist ein Negativpreis, den er für seine angebliche Einschränkung der Bürgerrechte erhalten hat.
Er reagierte lässig: Das lasse ihn „völlig kalt“, denn er sei nach wie vor der Ansicht, dass der islamistische Terror eine existenzielle Gefahr sei – und gegen diese Gefahr sei er eben vorgegangen. Da hat er meine vollste Übereinstimmung, denn in diesem Bereich kann ich es überhaupt nicht ab, wenn „Gutmenschen“ blauäugig Toleranz für intolerante Islamo-Faschisten fordern. Schily verwies auf den Artikel 1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Macht.“
Schily betonte, dass dieser Artikel gerne zitiert wird…dabei wird aber oft das „schützen“ ignoriert. Und seiner Ansicht nach hat ein Innenminister diese Menschenwürde eben zu schützen. Recht hat er!
*** Dann Jimmy Wales, der Wikipedia-Gründer – für mich seit gestern einer der „besten Menschen der Welt“. Warum? Weil er eine Vision hat, sich dafür einsetzt, Erfolg hat, auf dem Teppich geblieben ist, weil er humorvoll ist, locker….
Jimmy Wales
Jimmy Wales hat 6 Jahre lang erfolgreich getradet, war also praktisch einer von uns. Als er genug verdient hatte, um sein „normales“ Leben finanzieren zu können (Einfamilienhaus, mittelgroßer Wagen, mehr nicht), sagte er sich: „I want to take some time and do what I believe in – Ich möchte mir etwas Zeit nehmen und das tun, an das ich glaube.“
Und seine Vision: Das komplette Wissen der Menschheit jedem Menschen (mit Internet-Anschluss) zugängig zu machen – und zwar kostenlos.
Wenn Sie – wie ich – Wikipedia nutzen, dann werden Sie mir zustimmen, wenn ich sage: Das hat er geschafft! Und das wirklich aus dem Nichts. Aus dem Nichts! Und heute hat Wikipedia mehr Zugriffe als die Online-Angebote der 5 größten US-Zeitungen ZUSAMMEN.
Ein Unternehmen mit solchen Internet-Zugriffszahlen hätte Jimmy Wales an die Börse bringen können, ähnlich wie es bei Google geschehen ist. Er hätte zig Millionen damit verdienen können. Doch was tat er: Er brachte Wikipedia in die „Wikipedia Foundation“ ein, eine gemeinnützige Organisation, die dafür sorgt, dass Wikipedia weiterhin kostenlos das „Wissen der Menschheit“ zur Verfügung stellen soll. Jimmy Wales meinte, dass dies entweder die dümmste oder die klügste Entscheidung seines Lebens gewesen sei…die dümmste, weil ihm dadurch Millionen Dollar entgangen sind….die klügste, weil er dadurch seine Vision verwirklicht hat.
Er sagte das so locker, als einziger im gemütlichen Pullover, unter all den Anzugsträgern…und es bestand für mich kein Zweifel, dass ihm diese Vision wichtiger ist als mögliche Millionen-Einnahmen. Und so gerne ich Trader bin – bei Jimmy Wales bin ich froh, dass er nicht weiter getradet hat (übrigens Options und Futures), sondern Wikipedia gegründet hat…
…denn irgendwie wäre es doch erbärmlich, wenn Geldverdienen via Traden der einzige Lebensinhalt wäre, oder?
Beste Grüße,
Michael Vaupel