LVMH – welch ein Luxus
Inflation, Explosion der Energiepreise, Krisenangst – den Einzelhandel quält die Unlust der Verbraucher. Dies alles ficht LVMH nicht an. Die Geschäfte laufen geradezu bombastisch.
Gedöns und Schnick-Schnack gehen immer
Es ist weder der Neid des Besitzlosen noch traumatische Missgunst den Schönen und Reichen gegenüber. Dennoch: Ich mache um die Produkte des Luxuslabels LVMH einen großen Bogen. Weil ich nicht bereit bin, für Statussymbole und einige andere Dinge, die eigentlich kein Mensch braucht, überhaupt Geld auszugeben. Und es recht nicht sooo viel. Aber dies nur nebenbei …
Zum Glück denkt nicht jeder so. Würden ansonsten die Geschäfte bei LVMH brummen, wie sie es seit Jahren tun? Das zweite Quartal sowie die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres bilden da keine Ausnahme.
Zahlen für das erste Halbjahr mit Goldrand
Mal Hand aufs Herz: Was schert uns der Ukraine-Krieg? Was stört uns die Non-Covid-Politik in China mit dem Komplett-Lockdown von Städten ab zehn Millionen Einwohnern? Was haben wir am Hut mit den explodierenden Energiepreisen und der unglaublich hohen Inflationsrate? Und die vor sich hinbröselnde Weltkonjunktur lassen wir einfach mal links liegen.
Wir wollen sie, die typischen LVMH Taschen, den Champagner von Moët & Chandon, den Volcano extra Dry Gin und vor allem die LVMH Smart Watch. Koste es, was es wolle. Kosten sie, was sie wollen.
In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres war dies offenbar so. Denn LVMH konnte die Umsatzerlöse um 28 Prozent steigern. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres lag das Umsatzplus immer noch bei 27 Prozent. Nach Unternehmensangaben legte der Bereich Asien eher moderat zu, in Europa und in den USA dagegen gab es deutliche Zuwächse.
Der Gewinn im ersten Halbjahr stieg gegenüber den Umsatzerlösen überproportional um knapp 34 Prozent. Und dies bei einer sehr auskömmlichen, um nicht zu sagen üppigen operativen Marge von nahezu 28 Prozent.
Umsatzwachstum, wohin das Auge blickt
Die Franzosen sind praktisch überall unterwegs, wo es nach Luxus riecht, nach Luxus ausschaut und nach Luxus schmeckt. Verbindendes Element ist: so teuer wie möglich. Was die Kundschaft, ob nun m oder w oder d, nicht im Geringsten stört. Im Geschäftsfeld Mode und Lederwaren legten die Umsatzerlöse um 31 Prozent zu. Der Bereich Spirituosen wuchs um 23 Prozent. Zu verdanken den illustren Schlabber- und Schlecker-Marken wie Moët & Chandon, Veuve-Clicquot, Dom Pérignon oder Hennessy.
LVMH Aktie – Luxus-Profite
Klar, die LVMH Aktie (WKN: 853292) legt hin und wieder mal eine Verschnaufpause ein. Alles andere wäre für Börsenverhältnisse nicht normal und auch nicht besonders gesund. Kurz nach dem jüngsten Jahreswechsel erreichten die Papiere mit knapp 760 Euro ihr historisches Hoch, um danach bis Mitte Juni 2022 durchzusacken auf knapp oberhalb von 530 Euro. Die sich daran anschließende Kurserholung war recht rasant und deutlich. Momentan auf ein Niveau von rund 640 Euro.
Mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von knapp 23 für das laufende und nur 20 für das kommende Geschäftsjahr ist die Aktie so preiswert wie lange nicht. Kurios im Übrigen die Einschätzung der britischen Investmentbank HSBC. Die dortigen Analysten haben die Aktie von „Buy“ auf „Hold“ abgestuft, zugleich das Kursziel von 720 auf 725 geringfügig geliftet. Aus meiner Sicht ist das aktuelle Kursniveau attraktiv zum Aufbau erster Positionen.