L’Oréal – Die Frisur hält
Viele (m/w/d) mögen L’Oréal. Das französische Kosmetikunternehmen wächst stetig. Doch die Aktie ist nicht preiswert.
Stars und Sternchen
Ganz dumm ist die Marketingabteilung des französischen Kosmetikherstellers L’Oréal, nach eigenen Angaben der weltweit größte seiner Branche, zweifellos nicht. Denn die Models, Schauspielerinnen und neuerdings auch Influencerinnen machen nicht einfach Werbung, sondern sind sogenannte Markenbotschafterinnen.
So waren MarkenbotschafterInnen in den vergangenen Jahrzehnten viele bekannte Gesichter aus dem Show-Bizz bzw. solche, die sich selbst und die die Werbeagenturen der Franzosen dafür hielten. Iris Berben war es schon, Jane Fonda auch. Beide sollten – wohl glaubwürdig – die pflegebewussten etwas in die Jahre gekommenen Damen ansprechen.
Glaubt man dem Fachmagazin W&V („Werben&Verkaufen“), reiten die Franzosen schon seit längerem die TikTok-Welle. Die Kampagne promotet die Haarpflegeserie „El Vital Hydra Hyaluronic“. Präsentiert wird das Produkt von der Schönheit-Influencerin Shana, der Sängerin Vanessa Mai und dem Model Vanessa Kunz. Auch das sind jene viel zitierten Markenbotschafterinnen, meist „Testimonials“ genannt.
Angeblich gibt es bei TikTok Haar- und Kosmetik-Trends. Die heißen „Liquid Hair“ und „Glass Hair“ und „Blowout-Look“. Als Mensch, der in die Jahre gekommen und allenfalls Rasierwasser der Marke Eau Savage auf die Wangen träufelt, habe ich erhebliche Schmerzen – beim Lesen dieser Eigentümlichkeiten und erst recht beim Niederschreiben. Doch der Erfolg gibt den Franzosen recht. Was heißt: Umsatzerlöse und Gewinne steigen stetig.
Mehr als 110 Jahre alt
Das Unternehmen wurde im Hochsommer des Jahres 1909 in Paris gegründet und hat zwei Hauptsitze – in der französischen Hauptstadt sowie in Clichy. Nahezu 100.000 Beschäftigte zählt die Firma nach eigenen Angaben.
Zu den bekanntesten Eigenmarken zählen Garnier, L’Oréal Paris, Maybelline New York und Logona. Von zahlreichen weiteren Marken haben die Franzosen die Lizenzen erworben, um unter diesen Produktnamen alles Mögliche für Haut und Haar an Mann und Frau zu bringen.
Zu den bekanntesten Brands in diesem Segment zählen Biotherm, Diesel, Giorgio Armani, Ralph Lauren sowie Yves Saint Laurent. Für alle Damen, die den letzten Rest ihres vom Ehemann oder Partner erhaltenen Taschengeldes in Haarverlängerung investieren möchten, haben die Franzosen ebenfalls die passenden Produkte.
L’Oréal Aktie jetzt ein Kauf?
Branchenübergreifend gehört L’Oréal zu den Top-Marken weltweit. Ähnlich bekannt wie Coca-Cola, McDonald’s oder Nestlé. Der Marktanteil im Kosmetik-Segment liegt derzeit bei rund 15 Prozent. Mit steigender Tendenz, weil die Franzosen stärker wachsen als die Konkurrenz, was zwangsläufig eine Erhöhung des Marktanteils zur Folge hat. In den vergangenen fünf Jahren stiegen die Umsatzerlöse um 8 Prozent im Schnitt. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres wuchs der Umsatz sogar um knapp 15 Prozent auf nahezu 10,4 Milliarden Euro.
Die Aktie von L’Oréal scheint mir demnach bestens frisiert, toupiert und geföhnt. Davon zeugt auch ein Blick in die Vergangenheit, da in den vergangenen Jahren ein kumulierter Gewinn von rund 230 Prozent heraussprang. Allein im laufenden Jahr legte die Aktie (WKN: 853888) um knapp ein Viertel zu.
Momentan notieren die Papiere ungefähr auf historischem Höchstniveau mit einem Kurs von etwas mehr als 410 Euro. Als lang- und längstfristiges Investment sind die Anteilsscheine somit gut geeignet. Frei nach Kostolany: Schlafen legen, nach Jahren wieder aufwachen und sich über fette Gewinne freuen. Zwischendurch nicht vergessen, Haut und Haar pflegen.
Aber den gesamten für die L’Oréal-Aktie vorgesehenen Betrag würde ich nicht auf einen Schlag investieren. Denn mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von knapp 35 für das laufende und von nahezu 32 für das kommende Geschäftsjahr ist die Aktie ziemlich teuer. Ich würde stattdessen ratenweise einsteigen, um bei einer Konsolidierung oder einer Korrektur zu deutlich niedrigeren Kursen als heute zum Zuge zu kommen.