Lohnt eine Investition in die höchst bewertete Bank Lateinamerikas?

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Eine Neobank ist eine Direktbank, die ausschließlich online, ohne physische Filialen operiert. In Deutschland gibt es die N26, eine Direktbank mit Sitz in Berlin, die sich auf die Kontoführung per Smartphone spezialisiert hat.

Unseren Fokus richten wir heute jedoch nicht auf Berlin, sondern auf Brasilien. Dort sitzt nämlich der Primus der Neobanken: Die Nubank, welche 48 Millionen Kunden betreut und 5 Mal größer als die deutsche N26 ist. Am 9. Dezember feierte die Nubank ihr Börsen-Debüt, die Mitbegründer sind jetzt Milliardäre. Ein Einstieg könnte auch für Sie interessant sein.

200 %-Plus bei den Erträgen

Das Wachstum der Nubank war schon vor dem Börsengang beeindruckend. Im letzten Jahr lagen die Erträge bei 500 Millionen US Dollar, das sind 200 % mehr als im Vorjahr. Die Nubank macht zwar noch Verluste, aber diese entwickeln sich deutlich langsamer als der Umsatz.

Für eine positive Entwicklung spricht auf jeden Fall die hohe Kundenanzahl. Wie andere Banken müssen auch Neobanken regulatorische Prozesse durchlaufen und sichere Systeme aufsetzen. Das kostet, relativiert sich jedoch durch eine hohe Kundenanzahl.

Zudem gibt die Nubank wenig Geld für Marketing aus, im Schnitt kann mit nur 5 Dollar ein neuer Kunde gewonnen werden. Zum Vergleich: Die deutsche N26 gibt 25 Dollar aus, bei den traditionellen Banken sind es teilweise über 200 Dollar pro Neukunde.

Der Nubank spielt in die Karten, dass der südamerikanische Bankenmarkt alles andere als gesättigt ist. In Deutschland gehen Kunden zur N26, weil sie es cool finden oder weil es bequemer ist. In Brasilien oder anderen südamerikanischen Ländern bietet die Nubank vielen Menschen die Möglichkeit, erstmalig ein Konto zu eröffnen. Viele Kunden kommen deshalb ganz ohne Werbung.

Der Markt lechzte nach Veränderung

Der südamerikanische Markt war und ist für das Konzept einer Neobank äußerst attraktiv, weil zum Beispiel in Brasilien fünf Banken 85 % des Kreditmarktes dominieren. Diese Banken sind für hohe Gebühren, Wucherzinsen und schlechten Kundenservice bekannt. Die Zinsdifferenz zwischen den Spareinlagen und den vergebenen Krediten liegt bei 32 %. Zum Vergleich: In China und Russland sind es 3%.

Experten sehen für die Nubank auf dem südamerikanischen Markt weiteres Wachstumspotenzial, weisen jedoch auch auf Risiken hin. In Zukunft könnte es schwieriger werden, genauso rasant zu wachsen wie in den letzten Jahren. Außerdem muss beobachtet werden, ob die gewonnenen Kunden genug Zahlungsfähigkeit besitzen, um ihre Kredite zurückzahlen. Wie in den USA wird auch in Südamerika oft auf Pump gelebt, sodass die Bürgerinnen und Bürger sich schnell übernehmen.

Grundsätzlich spricht jedoch mehr für eine positive Entwicklung. Die Nubank verdient also für eine mögliche Investition einen Blick. Leider ist ein günstiger Einstieg jedoch nicht möglich. Die Marktkapitalisierung von 40 Milliarden US Dollar entspricht ungefähr dem 70-mehrfachen des Bruttogewinns. Das ist teuer, aber für die stärkste Neobank der Welt vielleicht nicht überteuert.