Logistik: DSV übernimmt DB Schenker für 14,3 Mrd. Euro

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Kurz vor dem Wochenende ließ die Deutsche Bahn die Katze aus dem Sack. In einer Pressemitteilung teilte das Unternehmen mit, dass es sein Kronjuwel DB Schenker an das dänische Transport- und Logistikunternehmen DSV A/S verkauft hat.

Laut Kaufvertrag übernimmt DSV die einzige gewinnbringende Tochter der Deutschen Bahn für einen Unternehmenswert von 14,3 Mrd. Euro. Inklusive der erwarteten Zinserträge bis zum Closing der Transaktion ergibt sich ein Gesamtverkaufswert in Höhe von 14,8 Mrd. Euro.

Der Deal ist damit die größte Transaktion in der Geschichte beider Unternehmen. Doch bevor ich Ihnen weitere Einzelheiten über die spektakuläre Transaktion berichte, möchte ich Ihnen die beiden Unternehmen kurz vorstellen.

Die beteiligten Unternehmen im Kurzporträt                                              

Die bereits 1872 gegründete DB Schenker AG ist europäischer Marktführer im Bereich der Straßentransporte. Darüber hinaus ist das Logistikunternehmen auch in den Bereichen Luft- und Seefracht tätig und bietet umfassende Logistiklösungen und globales Supply Chain Management an.

DB Schenker hat seinen Sitz in Essen und beschäftigt rund 72.700 Mitarbeiter – davon etwa 15.000 in Deutschland – die an über 1.850 Standorten in mehr als 130 Ländern tätig sind. Die nicht börsennotierte DB-Tochter hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von etwa 19 Mrd. Euro eingefahren.

Die Deutsche Bahn AG ist ein führender Anbieter im Bereich Mobilität und Logistik. Im Wesentlichen besteht der DB-Konzern aus dem Systemverbund Bahn sowie der internationalen Großbeteiligung DB Schenker.

Der Systemverbund Bahn umfasst die Personenverkehrsaktivitäten in Deutschland, die Schienengüterverkehrsaktivitäten, die operativen Serviceeinheiten sowie die Eisenbahninfrastrukturunternehmen.

Der DB-Konzern hat seinen Hauptsitz in Berlin und beschäftigt rund 340.000 Mitarbeiter. Die Deutsche Bahn erzielte im Jahr 2023 einen Umsatz von rund 45,2 Mrd. Euro. Das waren etwa 13% weniger als im Vorjahr. Die Schuldenlast der DB beläuft sich auf etwa 33 Mrd. Euro.

Die 1976 gegründete DSV A/S ist ein weltweit tätiges Transport- und Logistikunternehmen mit Sitz im dänischen Hedehusene (etwa 30 km westlich von Kopenhagen).

Das börsennotierte Unternehmen hat etwa 74.000 Mitarbeiter, die im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 150,7 Mrd. dänischer Kronen (DKK – etwa 20,2 Mrd. Euro) erzielt haben. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei knapp 18 Mrd. DKK (etwa 2,4 Mrd. Euro).

DSV gewinnt Bieterwettstreit

Die Deutsche Bahn hat ihr Tochterunternehmen DB Schenker Ende letzten Jahres öffentlich zum Verkauf angeboten. Neben DSV hat auch der US-Finanzinvestor CVC und andere Unternehmen Interesse an einer Übernahme DB Schenker gezeigt.

Zum Schluss waren jedoch nur noch DSV und CVC in der engeren Wahl. Insidern zufolge haben die Amerikaner aber ein niedrigeres Gebot als DSV abgegeben, sodass die Dänen schließlich den Zuschlag bekamen.

Durch die Übernahme kann DSV seine führende Rolle im international stark zersplitterten Logistikmarkt ausbauen, wie DSV-Chef Jens H. Lund in einer Stellungnahme betont:

„Die Transaktion bringt zwei starke Unternehmen zusammen und schafft ein weltweit führendes Transport- und Logistikunternehmen im Sinne unserer Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre.“

So reagierte die Börse

Alle 3 an der Übernahme beteiligten Unternehmen firmieren als Aktiengesellschaften. Allerdings werden lediglich die Papiere der DSV an der Börse gehandelt. Der DB-Konzern ist im Besitz des Bundes und die DB Schenker wiederum eine Tochter der DB.

Am Freitag, 13. September 2024, dem Tag der offiziellen Bekanntgabe der Übernahme, konnte der Kurs der DSV-Aktie an der Börse in Kopenhagen knapp 1% zulegen und ging mit 1.388,50 DKK aus dem Handel.

Einen Tag zuvor ist der Kurs jedoch schon um 10% in die Höhe gesprungen. Möglicherweise haben einige Medien bereits über die Unterzeichnung des Kaufvertrags berichtet.

Unter dem Strich hat der DSV-Kurs innerhalb von 2 Tagen stolze 11% zulegen können. Die Anleger sind offensichtlich sehr zufrieden, dass DSV den Bieterwettstreit gewonnen hat und sind von den Chancen, die sich aus der Übernahme der DB Schenker ergeben, überzeugt.

So soll es weitergehen

Die Übernahme bedarf noch der Zustimmung des Aufsichtsrats der Deutschen Bahn und des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Darüber hinaus steht die Übernahme unter dem Vorbehalt der üblichen behördlichen Genehmigungen, die voraussichtlich im zweiten Quartal 2025 erteilt werden.

DSV plant, die Transaktion durch eine Kombination aus Eigenkapitalfinanzierung in Höhe von rund 4 bis 5 Mrd. Euro und Fremdfinanzierung zu finanzieren. Bis zum Abschluss der Transaktion bleiben DSV und Schenker zwei eigenständige Unternehmen, die ihr Tagesgeschäft wie gewohnt fortführen.