Lithium: Warum Sie Albemarle nicht unterschätzen sollten

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Gespannt hatte die Börse auf die neuen Zahlen des US-Spezialchemiekonzerns Albemarle gewartet. Nun hat das hauptsächlich auf Lithium spezialisierte Unternehmen seine Bücher geöffnet. Die Aktie gab in der Folge zunächst zwar etwas nach, erholte sich davon aber recht schnell wieder, nur um anschließend erneut nach unten zu tendieren. Eine klassische Achterbahnfahrt also, wie sie der Titel seit Monaten wegen der grassierenden Unsicherheiten immer wieder aufs Parkett legt.

Albemarle schreibt tiefrote Zahlen

Aber der Reihe nach: Albemarle erzielte im dritten Quartal 2024 einen Umsatz von 1,34 Milliarden US-Dollar und damit rund 41 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig stieg die Verkaufsmenge im Spezialitätengeschäft, zu dem auch Lithium gehört, um immerhin 4 %. Dass der Umsatz insgesamt trotzdem so massiv eingebrochen ist, lässt sich vor allem auf den Wertverfall rund um das Batteriemetall zurückführen.

Der Lithiumpreis ist nach der durchaus übertriebenen Rallye im Jahr 2022 signifikant gecrasht – um weit mehr als 80 %. Hintergrund des Crashs sind neben den zu hohen Erwartungen des Kapitalmarkts vor allem die makroökonomischen Herausforderungen (Zinsen, Inflation, Konjunktur etc.) sowie das gleichzeitig vor allem von China forcierte Überangebot.

Entsprechend ist auch das Ergebnis von Albemarle inzwischen im Untergeschoss angekommen. Der Nettoverlust belief sich in Q3 auf 1,07 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: In Q3 2023 hatte der Lithium-Player noch einen Gewinn von 302 Millionen Dollar erzielt, in Q3 2022 gar knapp 900 Millionen Euro.

Aktienkurs eingebrochen

Kein Wunder also, dass auch der Aktienkurs mittlerweile auf Sparflamme läuft (Stand: US-Schlusskurs vom 07.11.2024):

Quelle: www.aktienscreener.com

Seit dem Hoch im Jahr 2022 hat der einst so erfolgsverwöhnte Titel 68 % eingebüßt. Damit wurde der Großteil der vorherigen Rallye abverkauft. Dennoch: Die Aktie hat gerade seit Anfang September, also nach dem kleinen Spätsommer-Crash an der Börse, durchaus auch wieder positive Akzente gesetzt. Zum Vergleich: Noch Anfang September hatte die US-Aktie bei unter 80 Dollar notiert. Am Donnerstag waren es zum Börsenschluss fast wieder 100 Dollar.

Albemarle richtet sich in Niedrigpreis-Umfeld ein

Tatsächlich gibt es einige Faktoren, die die Aktie derzeit unterstützen, wenngleich eine Mega-Rallye, wie die aus dem Jahr 2022, wegen des schwierigen Umfelds derzeit sehr unwahrscheinlich erscheint. Gerade das Unternehmen selbst hat zuletzt wichtige Hoffnungssignale gesendet. Als Reaktion auf das Niedrigpreis-Umfeld hat Albemarle Ausgaben gekürzt, indem einige Projekte verschoben und Personal entlassen wurden.

Und so schnell wird sich daran offenbar nichts ändern. Das Management bestätigte nun die Prognose für den Lithiumpreis auf einer Spanne zwischen 12 bis 15 Dollar pro Kilogramm Lithiumcarbonat-Äquivalent. Zum Vergleich: 2022 waren es teils noch knapp 70 Dollar pro Kilogramm gewesen. Konzernchef Kent Masters erwartet also, dass die Preise zunächst niedrig bleiben werden. Der Clou: Das Management um Masters positioniert den Konzern durch die Effizienzmaßnahmen so, dass er auch in einem solch eher unattraktiven Umwelt wettbewerbsfähig bleiben kann. Entsprechend kündigte Masters zuletzt ein zusätzliches Sparprogramm an.

Vielen Aktionären gefällt diese renditebewusste Strategie freilich. Doch nicht nur Albemarle selbst hat kürzlich für ein wenig Optimismus gesorgt. So hatte der Bergbaukonzern Rio Tinto den milliardenschweren Kauf von Arcadium Lithium angekündigt und damit neues Vertrauen signalisiert. Denn: Wenn ein Minengigant wie Rio Tinto so viel Geld in Lithiumprojekte investiert, erwartet er sicherlich einen Turnaround des Marktpreises.

Elektroautos im Fokus

Tatsächlich gibt es viele Experten, die dem Batteriemetall noch in den 20er-Jahren ein umfangreiches Comeback zuschreiben – auch wegen des nach wie vor hohen Potenzials rund um die Elektromobilität. So hatte kürzlich auch der US-Autoriese General Motors sein Engagement im Lithiumsektor intensiviert, um seine Lieferketten für Elektroautos nachhaltig zu unterstützen. Der Absatz der Elektroautos erreichte in den USA im dritten Quartal immerhin einen neuen Rekord, blieb mit einem Anteil von knapp 9 % an den gesamten Verkäufen unterm Strich trotzdem noch in der Nische.

Die Lithiumbranche hofft derweil darauf, dass auch die gefallenen Preise für den Batterierohstoff die Stromer insgesamt deutlich günstiger machen werden, was wiederum die Nachfrage vonseiten der Verbraucher anheizen und schließlich einen Bounce-Back des Lithiumpreises begünstigen könnte.

Die Frage aller Fragen: Was macht Donald Trump?

Eine Blackbox bleibt derweil Donald Trump. Der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika galt ursprünglich als ausgewiesener Feind der Elektroautos. Inzwischen aber hat sich Trump wie ein Fähnchen im Wind gedreht – wegen der üppigen Wahlunterstützung durch Tesla-Chef Elon Musk. Der Politiker räumte unlängst ein, dass er nun keine andere Wahl habe, als Elektroautos und insbesondere Tesla zu unterstützen.

Die US-Politik spielt gerade für Albemarle eine wichtige Rolle. Nicht nur hängen Subventionen für Elektroautos und Batteriefabriken an Washington, sondern auch direkte Unterstützungen. So hat der Lithiumkonzern kürzlich einen millionenschweren Zuschuss vom US-Energieministerium erhalten. Es bleibt nun abzuwarten, wie Trump nach seinem Amtsantritt im Januar agieren wird.

Mein Fazit für Sie

Zweifelsohne: Die Lithiumbranche ist derzeit ein heikles Thema für Anleger. Die Marktpreise sind nach wie vor im Keller und die Gewinnperspektive dürfte zunächst mit sehr viel Geduld verbunden sein.

Unterschätzen sollten Sie Albemarle trotzdem nicht! Der Konzern ist aufgrund seiner Größe und Bedeutung in der Lage, die Krise flexibel abzufedern und sich auch in einem Niedrigpreis-Umfeld über Wasser zu halten. Dieses Privileg dürfte weitere große Verluste bei der Aktie meiner Meinung nach in Grenzen halten und dem Unternehmen bei einem möglichen Turnaround im Optimalfall sogar zusätzliche Marktanteile bescheren.