Albemarle-Aktie: Lithium-Papier im Krisenmodus

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Der US-amerikanische Lithiumprimus Albemarle hatte bereits 2023 im Rahmen seiner Quartalspräsentationen eindringlich auf die Probleme des Marktes hingewiesen.

Albemarle: Katerstimmung nach Gewinnrausch

Vielleicht errinern Sie sich noch: Für das dritte Quartal 2023 hatte der Konzern einen deutlichen Gewinneinbruch hinnehmen müssen. So krachte das bereinigte Betriebsergebnis (adjusted EBITDA) um knapp 62% auf 453,3 Millionen Dollar ein, der Nettogewinn gar um 66% auf 302,5 Millionen Dollar. Verantwortlich dafür waren die zuvor massiv gefallenen Lithiumpreise.

2022 hatte das Batteriemetall noch eine beachtliche Rallye erlebt und Rekordpreise erzielt. In der Grafik sehen Sie den eklatanten Umsatz- und Gewinnsprung, den Albemarle damals einfuhr: Ein Bild, das Screenshot, Text enthält.Automatisch generierte Beschreibung

Quelle: www.aktienscreener.com

Doch die Blase platzte – auch wegen der makroökonomischen Herausforderungen und der vielerorts schleppend laufenden Elektromobilität – und mit ihr die Gewinnmargen der großen Lithiumanbieter.

So reagiert Albemarle jetzt auf die Krise

Albemarle jedenfalls hatte schon letztes Jahr Maßnahmen angekündigt, um auf die Krise zu reagieren. Jetzt gibt es erstmals etwas konkretere Informationen. Demnach kündigte der Lithiumprimus Stellenstreichungen und Investitionskürzungen an. 2023 hatte Albemarle insgesamt noch 2,1 Milliarden Dollar investiert. 2024 sollen es nun nur noch 1,6 bis 1,8 Milliarden sein. Wie viele Arbeitsplätze konkret wegfallen sollen, ließ das Management allerdings offen.

Albemarle will sich nach eigenen Angaben vor allem auf diejenigen Projekte konzentrieren, die bereits weit fortgeschritten sind, kurz vor der Fertigstellung stehen oder sich in der Startphase befinden. Konkret heißt das:

  • die Inbetriebnahme der Lithium-Verarbeitungsanlage Meishan (China)
  • der Abschluss der Inbetriebnahmearbeiten für die Phasen 1 und 2 der Anlage in Kemerton (Australien) sowie die Fokussierung auf Phase 3
  • die Priorisierung der Genehmigungsaktivitäten für die Spodumen-Ressource Kings Mountain und die Verschiebung der Ausgaben für die Mega-Flex-Anlage in Richburg (beide USA)
  • sowie die Verschiebung der Investitionen für den Albemarle Technology Park in North Carolina (USA)

Hoffnung auf Kings Mountain: Rotstift bei Richburg?

Besondere Hoffnung setzt der Konzern indes auf das Projekt Kings Mountain in North Carolina. Kings Mountain enthält nach Unternehmensangaben eine der wenigen bekannten Hartgestein-Lithiumlagerstätten in den USA. Der Standort könnte künftig pro Jahr 1,2 Millionen Elektroautos versorgen. Damit will Albemarle der politischen Agenda des Weißen Hauses entsprechen, die eine stärkere heimische Lithiumproduktion vorsieht bzw. unterstützt.

Das Projekt in Richburg (ebenfalls North Carolina) könnte nun aber verschlankt werden. Letztes Jahr hatte der Konzern dort eine 1,3 Milliarden Dollar schwere Investition in eine Lithiumhydroxid-Verarbeitungsanlage angekündigt, die rund 300 Arbeitsplätze schaffen sollte. Inwieweit das Projekt nun gekürzt wird, dürfte sich im Februar im Rahmen der kommenden Quartalspräsentation zeigen. Dann will das Management detaillierte Angaben zu den Investitionsverschiebungen machen.

Nach gescheiterter Liontown-Übernahme: Albemarle will Beteiligung verkaufen

Im Mittelpunkt steht derweil auch die Beteiligung an dem australischen Unternehmen Liontown. Albemarle hatte eigentlich vor, sich den Lithiumentwickler gänzlich einzuverleiben, scheiterte aber wegen der Intervention des australischen Bergbaukonzerns Hancock Prospecting, der zuvor seinen Anteil an Liontown aufgestockt hatte. Nun will Albemarle offenbar seine 96 Millionen Liontown-Aktien im Wert von rund 121 Millionen AUD abstoßen. Der Verkaufspreis würde demnach bei rund 1,26 AUD pro Aktie liegen, was einem Abschlag entsprechen würde. Am 17. Januar ging die Liontown-Aktie mit 1,36 AUD aus dem australischen Handel.

Hintergrund: Liontown forciert mit Kathleen Valley eines der aussichtsreichsten Lithiumprojekte in Australien. Dort sollen 156 Millionen Tonnen an Mineralressourcen schlummern mit einem hochgradigen Gehalt von 1,4% Lithiumoxid. Das Projekt soll bereits Mitte 2024 die kommerzielle Produktion aufnehmen und pro Jahr zunächst rund 500.000 Tonnen Spodumenkonzentrat hervorbringen, später gar 700.000 Tonnen. Liontown hat nach eigenen Angaben bereits Lieferverträge mit Tesla, Ford und dem südkoreanischen Batteriekonzern LG Energy Solution unterzeichnet.

Mein Fazit für Sie

Dass Albemarle seine Kostenstruktur verbessern will, ist zumindest für die Aktie meiner Meinung nach ein gutes Signal. Der Konzern kann dadurch seinen Cashflow trotz Krise optimieren. Als Anleger sollten Sie sich aber dennoch darauf einstellen, dass der Gewinnrausch von Albemarle auf absehbare Zeit zu Ende ist. Viele Experten trauen dem Lithium alsbald keine umfangreichen Wertsteigerungen zu. Im Gegenteil: Im Worst Case könnte es 2024 noch einmal zu einer Abwertung kommen, wenn auch in kleinerem Umfang.

Die grundlegende Lithium-Story ist damit allerdings längst nicht Geschichte. Das Batteriemetall ist immer noch ausschlaggebend für die Elektromobilität und viele mobile Tech-Geräte. Die pure Nachfrageperspektive ist also nicht zu unterschätzen, ebenso das Wachstumspotenzial für Albemarle – wenn auch wahrscheinlich auf niedrigerem Niveau.

Die Börse hat diese Rückstufung meiner Meinung nach längst im Kurs der Aktie eingepreist. Wichtig ist nun die kommende Quartalspräsentation im Februar. Sollte der Konzern mit der Vorstellung seiner konkreten Sparmaßnahmen und den Prognosen zu den künftigen Gewinnmargen überzeugen, könnte die Aktie Auftrieb erhalten.