Linde verabschiedet sich mit stolzem Gewinn vom DAX

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Das – noch – wertvollste DAX-Unternehmen Linde hat im Geschäftsjahr und im Schlussquartal  2022 deutlich mehr verdient als ein Jahr zuvor. Der Kurs bewegt sich allerdings kaum.

Das Ergebnis je Aktie legt um 15% zu

Dreimal hat der weltgrößte Industriegase-Konzern Linde seine Jahresprognose für 2022 nach oben korrigiert – und trotzdem noch mehr verdient als vorausgesagt. Der operative Gewinn kletterte im Geschäftsjahr 2022 um 8% auf knapp 5,4 Milliarden Dollar, die bereinigte Gewinnmarge um 0,4 Punkte auf 23,7%.

Noch stärker sprang die für Anleger ausschlaggebende Kennzahl nach oben: Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich um 12% auf 8,23 Dollar, das bereinigte Ergebnis sogar um 15% auf 12,29 Dollar. Und das, obwohl der starke Dollar des in der US-Währung bilanzierenden Unternehmens ein noch höheres Ergebnis verhindert hat. Währungsbereinigt wäre der Gewinn nämlich um stolze 20% gestiegen.

Besonders beindruckend ist, dass sich die Gewinnentwicklung im vierten Vierteljahr 2022 noch beschleunigt hat. Das Ergebnis je Aktie schnellte von Anfang Oktober bis Ende Dezember um 35% auf 2,67 Dollar nach oben, bereinigt waren es 14% auf 3,16 Dollar. Die bereinigte operative Marge verbesserte sich gleich um 3,1 Prozentpunkte auf 25,3%. Alle Gewinnzahlen übertrafen damit die Schätzungen der Analysten und die eigenen Unternehmensziele.

Umsätze leiden unter dem starken Dollar

Nicht ganz so glänzend sieht es bei den Umsätzen aus. Sie kletterten 2022 zwar um 8% auf 33,4 Milliarden Dollar. Bereinigt um Wechselkurseffekte wären es allerdings 13% Plus gewesen. Im Schlussquartal war der Umsatz sogar rückläufig – um 5% auf 7,9 Milliarden Dollar, bedingt wiederum teilweise durch den starken Dollar. Währungsbereinigt ergab sich ein Zuwachs um 1%.

Für das neue Geschäftsjahr 2023 zeigt sich Linde-Chef Sanjiv Lamba trotzt konjunktureller und geopolitischer Herausforderungen zuversichtlich. Er rechnet für das Gesamtjahr mit einem Ergebnis je Aktie von 13,15 bis 13,55 Dollar und für das erste Quartal von 3,05 bis 3.15 Dollar. Das wären Wachstumsraten von 9 bis 12% fürs Jahr und von 9 bis 13% für das erste Vierteljahr. Diese Zahlen enthalten keine Währungseffekte und liegen leicht über den Erwartungen der Analysten.

Nordamerika trägt 43% zum Umsatz bei

Linde wird sich im kommenden Monat aus dem DAX verabschieden und durch ein Listing an der New Yorker Börse ersetzen. In Nordamerika erzielt der Gase-Konzern seit der Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair im Oktober 2018 einen Großteil der Umsätze – im vierten Quartal 2022 waren es gut 43%. Insofern erscheint der Wechsel vom Haupt-Listing aus Frankfurt nach New York verständlich. Überdies erhofft sich das Management dadurch eine bessere Börsenwertung – schließlich weisen US-Aktien im Durchschnitt ein deutlich höheres KGV auf als in Europa. Für den Börsenplatz Deutschland ist der Rückzug von Linde allerdings ein Tiefschlag, verliert er doch seinen mit Abstand wertvollsten DAX-Wert. Die Anleger nahmen die Zahlen von Linde gelassen auf, sind sie es doch gewöhnt, dass die Gewinne die Prognosen des Managements und der Analysten übertreffen. In Frankfurt pendelt der Kurs im Nachmittagshandel um den gestrigen Schlusskurs von 299 Euro. Das Allzeithoch hatte Linde im November vorigen Jahres mit knapp 335 Euro erreicht. Auf Jahressicht hat der Anteilschein trotz des seitherigen Rückgangs um rund 15% zugelegt.