Lässt KI jetzt die Kurse aller Aktien explodieren?
Der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) könnte nicht nur für die Weltwirtschaft, sondern auch für den Aktienmarkt eine gewaltige Revolution bedeuten. Davon geht zumindest der Aktien-Chefstratege der US-Großbank Morgan Stanley, Mike Wilson, aus.
KI-Einsatz dürfte die Gewinnmargen gewaltig steigern
Dadurch sollen nämlich die Gewinnmargen der Unternehmen im S&P 500 auf breiter Front ab dem Jahr 2025 steigen.
Die größten Sprünge erwartet Wilson übrigens bei „dienstleistungsorientierten Marktsegmenten wie Software und Dienstleistungen, Verbraucherdienstleistungen, Ausrüstung und Dienstleistungen für das Gesundheitswesen, Finanzdienstleistungen sowie Medien und Unterhaltung“.
Lässt KI jetzt die Kurse aller Aktien explodieren?
Dank der Effizienz-Steigerungen soll der S&P 500 Index nun problemlos ein Gewinn-Multiple von 19 verkraften. Vor ziemlich genau einem Jahr, im Mai 2023, hielt Wilson ein Forward-KGV von 18,3 für den S&P 500 noch für zu teuer und verwies darauf, dass die Bewertung des US-Aktienmarktes auf dieser Basis im Bereich der obersten 15 % der historischen Werte seit Mitte der 1990er Jahre liege, also eine ungewöhnlich hohe Bewertung aufweise.
Mit der neuen Annahme eines Forward-KGV von 19 ergäbe sich somit ein Kursziel von 5.400 Punkten für den S&P 500 auf Sicht der kommenden 12 Monate, der aktuell bei rund 5.300 Punkten notiert. Nun gut, das wäre ein minimales Aufwärtspotenzial von gerade einmal +2 %. Das ist nicht viel.
Dank KI: weitere 19 Prozent Kursplus auf Jahressicht möglich!
Aber Mike Wilson hat neben seiner oben genannten Basisprognose für den S&P 500 auch noch ein bullisches Szenario mit 6.300 Punkten (und ein bärisches Szenario mit 4.200 Punkten). Das Bullen-Szenario würde einem Kursplus von knapp 19 % und das Bären-Szenario einem Kursrutsch um rund 20 % entsprechen.
Überhaupt ist Wilson eher als Skeptiker bekannt, der in letzter Zeit öfter daneben lag oder sogar als ein ziemlich guter Kontraindikator taugte. So bedeutet das neue Kursziel von Wilson für den S&P 500 bei 5.400 Punkten bereits eine markante Richtungsänderung. Zuvor wollte er den Index bei nur 4.500 Punkten am Ende des Jahres 2024 sehen.
Bär wechselt ins Bullenlager – ist das gut für Aktien?
Wie ist die Meinungsänderung des „Ex-Bären“ Wilson nun zu werten? Ist es grundsätzlich ein Warnsignal, wenn bekannte Skeptiker aus der Analystenszene plötzlich die Seiten wechseln? Das liest man ja immer wieder.
Nein! Grundsätzlich ist es eine positive Entwicklung, wenn allmählich immer mehr Skeptiker am Aktienmarkt ins Optimisten-Lager wechseln. Wer soll sonst die Aktien kaufen und die Kurse höher treiben?
Es gibt immer noch genug Skeptiker. Von einer extremen Euphorie sind wir noch weit entfernt. Kritisch wird es erst, wenn die Optimisten verkaufen und in Scharen zurück ins Bärenlager wechseln.
Ich sehe das anhand von bestimmten Indikatoren, wenn es soweit ist. Bis dahin dürfte noch einige Zeit vergehen. Mit Aktien fahren Sie deshalb sicherlich auch weiterhin gut, auch wenn es in den nächsten Monaten etwas holpriger werden könnte.
Henrik Voigt gilt nicht nur als erfolgreicher Börsenexperte mit fundierter Erfahrung und Wissen, sondern auch als meinungsstarker Trader, der in der Lage ist, Marktübertreibungen zuverlässig zu identifizieren.
